Taiwan

Taipeh: Wie auf Wolken

Die Hauptstadt Taiwans eignet sich hervorragend als Stopover-Ziel in Richtung Australien oder Neuseeland

Au! Au! AUA! Jetzt schaut sie doch mal kurz nach oben, lächelt unverbindlich und fragt: „Too hard?“ Man nickt. Sie lächelt noch mal und knetet weiter. Spreizt die Zehen in alle Himmelsrichtungen. Haut mit der flachen Hand klatschend auf die Fußsohlen. Trommelt mit den Fäusten aufs Schienbein. Bohrt die Daumen in die Waden. Und lächelt.

„Too hard?“ Ja. Nein. Ach, keine Ahnung, sie soll einfach weitermachen, bis es vorbei ist. 40 Minuten dauert die traditionelle taiwanesische Fußmassage – und keine Sekunde länger. Sobald die Eieruhr piept, verschwindet die Dame grußlos. Die Füße? Warm, ölig – und wie neu. Wer den Ausdruck „Wie auf Wolken gehen“ bisher für Blödsinn gehalten hatte: Hier stimmt er.

Zwei Tage in Taipeh. Was macht man denn da alles? Jede Menge, und natürlich doch nur einen Bruchteil dessen, was diese Metropole zu bieten hat. Am besten nimmt man sich nicht allzu viel vor und lässt sich einfach treiben. Mit den neuen Füßen geht das ziemlich gut.

Mit 60 km/h ganz nach oben

Ein toller Ort, um einen Eindruck von einer Stadt zu bekommen, sind generell Märkte. Speziell Nachtmärkte, die in Taipeh genauso crazy sind wie in vielen anderen asiatischen Megacities. Auf dem Shilin Night Market im Norden der Stadt beispielsweise kann man gehäkelte Eierwärmer in Minions-Form, „Adidog“-T-Shirts mit drei Knochen anstelle von drei Streifen oder hautfarbene Rückenkratzer kaufen. Oder es sein lassen. Die bessere Alternative ist definitiv, sich einmal quer durch die gedämpften, frittierten oder gebratenen Leckereien der Streetfood-Stände zu probieren.

Der Wolkenkratzer Taipei 101 ist ein Muss für Taipeh-Besucher. Das einstmals höchste Gebäude der Welt bietet von der Aussichtsplattform im 91. Stock einen tollen Blick über die Stadt und das bergige Hinterland. 

Das Schild vor dem Highspeed-Aufzug verspricht „The journey that’ll change your life“. Das ist zwar seltsamerweise nicht passiert, dennoch ist es verblüffend, dass man von den vertikalen 60 Kilometern pro Stunde überhaupt nichts mitbekommt. Es empfiehlt sich ein Besuch gleich zur Öffnung morgens um 9 Uhr, schon eine Stunde später wird es voll. Wer mag, kann aus dem 89. Stock eine Postkarte mit Taipeh-101-Stempel verschicken.

Ein Denkmal für den Präsidenten

Ebenfalls interessant und leicht skurril ist die CKS Memorial Hall. CKS steht für Chiang Kai-shek, den langjährigen Präsidenten Taiwans. Direkt nach seinem Tod im Jahr 1975 wurde zu seinen Ehren eine für westliche Maßstäbe recht überdimensionierte Halle samt Statue und nicht minder großem Freiplatz angelegt. Hier kann man die zackige Wachablösung anschauen und sich über junge Leute wundern, die bei geschätzten 45 Grad in der Mittagshitze asiatischen Kampfsport betreiben. 

Die Tempel der Stadt lohnen ebenfalls einen Besuch. Wenn man nett fragt, erklären einem Einheimische auch gerne Rituale, bei denen man von höchster spiritueller Stelle Antwort auf persönliche Fragen erhalten kann.

Gegen Abend zieht es dann halb Taipeh in den Shopping-Distrikt Ximending. Glitzer-Boutiquen von internationalen Marken finden sich hier ebenso wie Shops von taiwanesischen Designern oder kleine Ramschläden. Praktisch für Orientierungs-Genies: Alle Straßen sind farblich markiert, so dass man problemlos wieder zum Ausgangspunkt zurückfindet.

Wer gar keine Energie mehr übrig hat, fährt in das Viertel Baitou und lässt sich in einer der heißen Quellen treiben. Sollte man sich jetzt einen romantischen Platz in der Natur vorstellen, liegt man allerdings total daneben. Baitou ist ziemlich betonlastig und die meisten Hot Springs sind von Hotels überbaut. Nett ist es trotzdem – vor allem, wenn man in einem der Hotels wohnt und sich von der Quelle nur noch kurz ins Bett schleppen muss.

Susanne Layh

Außerhalb von Taipeh

Auch die nähere Umgebung von Taipeh kann bei einem Tagesausflug bequem erkundet werden. Lohnenswert sind der Yehliu Geopark mit seinen bizarren Felsformationen direkt am Meer, das Städtchen Jiufen mit der legendären, verwinkelten „Old Street“ oder das Dorf Pingxi, wo man Himmelslaternen in allen Größen und mit guten Wünschen bepinselt in die Luft steigen lassen kann.
Taiwan-Infos findet man unter www.taiwantourismus.de. Hier gibt es auch eine Online-Schulung für Expedienten.

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