Tunesien

Monastir: Bourguiba ist nicht vergessen

Mausoleum der Familie des tunesischen Ex-Präsidenten Habib Bourguiba in Monastir

Mausoleum der Familie des tunesischen Ex-Präsidenten Habib Bourguiba in Monastir

Das All-inclusive-Ziel im Zeichen des Staatsgründers von Tunesien

Bourguibas Dienstwagen, ein schwarzer Mercedes 600 mit 250 PS, im Skanes-Palast

Bourguibas Dienstwagen, ein schwarzer Mercedes 600 mit 250 PS, im Skanes-Palast. Fotos: cb

Monastirs berühmtester Sohn prägt das Stadtbild: Hier wurde Staatsgründer Habib Bourguiba (1903 bis 2000) geboren, der Tunesien 1956 in die Unabhängigkeit führte. Bis 1987 stand der Journalist und Jurist als Staatspräsident an der Spitze Tunesiens. Er bekämpfte den Islamismus und nannte Schleier gar „abscheuliche Fetzen“.

Seit der Jasminrevolution ist Bourguiba auch in Monastir wieder deutlich sichtbarer geworden. Zine El Abidine Ben Ali, der 2011 vor der eigenen Bevölkerung geflohene, autoritär regierende Nachfolger, hatte versucht, den von ihm abgesetzten Bourguiba vergessen zu machen.

Nun aber sitzt der Staatsgründer wieder fest im Sattel, etwa mit Hut auf dem Reiterdenkmal vor dem nach ihm benannten Flughafen. Neben der Klosterfestung Ribat aus dem achten Jahrhundert an Monastirs Hafen stehen die Bourguiba-Moschee sowie das Familienmausoleum mit dem riesigen Vorplatz und goldener Kuppel. Als Museum kann seit 2013 zudem der renovierte Marmorpalast des Staatsgründers besichtigt werden.

Als lohnende Alternative zu Strand und Thalasso-Therapie, lädt der Skanes-Palast des Ex-Präsidenten in der Nähe des Flughafens zu einer Zeitreise ein. Als er 1962 eingeweiht wurde, stand der Marmorpalast einsam in einem großen Park. Heute umgeben ihn Wohnhäuser und Gastronomie. Der Eintritt kostet etwa vier Euro.

Für den Unterhalt reichen diese Einnahmen offenbar nicht: Obwohl der Palast ein wichtiges Museum für Tunesien ist, bröckelt es an vielen Ecken. Im großen Pool des Palastes lösen sich die Fliesen. Besser in Schuss ist die blank polierte Staatskarosse Bourguibas, ein schwarzer Mercedes 600, in der Eingangshalle.

Gewaltig und für die 60er Jahre hochmodern wirkt der Sitzungssaal mit einem langen Tisch und 26 lila und grau bezogenen Stühlen. Ein roter Teppich, zu beiden Seiten flankiert von Sitzgruppen, Säulen und Wandteppichen, führt durch eine Audienzhalle.

Neben dem Bett des Staatsgründers stehen ein Telefon, ein altes Radio sowie ein Porträt seiner Gattin. Durch farbige Scheiben fällt buntes Licht in sein Schlafzimmer, eine unverändert modern erscheinende Installation. Geradezu erdrückend wirkt der Marmor seines Badezimmers mit der freistehenden Wanne und der Blattgoldtür vor der Dusche.

Hingegen sind die Bücherregale um die Weltkarte herum im Arbeitszimmer des Ex-Präsidenten nur notdürftig bestückt, weil sein Palast unter Nachfolger Ben Ali systematisch geplündert wurde.

Unter dem Dach sind noch die Räume der Tochter des Präsidenten zu sehen. Beim Gang dorthin beeindrucken den Besucher vor allem die fantasievollen Fliesenbilder vor der Wendeltreppe auf der großen Meerblick-Terrasse des Staatsgründers.
Christian Boergen