Nairobi: Das Boutique-Hotel Giraffe Manor hat auch tierische Gäste – und zwar zweimal am Tag
Man könne die Fenster ruhig offen lassen, heißt es beim Check-in. Das Bett habe ein großes Moskitonetz, außerdem gebe es in Nairobi aufgrund der Höhenlage sowieso kaum Stechmücken. Die Nacht verläuft dann tatsächlich ohne besondere Vorkommnisse. Am Morgen um sieben Uhr aber kommt der ungewollte Weckruf. Man schreckt auf, weil die Fensterrahmen quietschen und es lautstark ans Glas klopft: Eine Giraffe zwängt ihren Kopf durch die Öffnung. Anscheinend ist es Zeit fürs Frühstück.
Die launische Daisy IV
Die Rothschild-Giraffen zählen zu den seltensten Tieren der Welt: Nur noch wenige Exemplare leben in den Savannen Ostafrikas – vor 40 Jahren waren es sogar nur noch 130. Damals nahmen Jock Leslie-Melville, der Enkel eines schottischen Earls, und seine amerikanische Frau Betty zwei Giraffenkälber auf, die von einer Ranch umgesiedelt werden mussten. Platz hatten die beiden auf ihrem Gut in Nairobis Vorort Lang’ata. Daisy und Marlon, so hießen die Tiere, lernten, ihre Köpfe durch die Fenster des von Efeu umrankten Herrenhauses zu stecken. Ihr Nachwuchs macht es ihnen bis heute nach.
40 Tiere wurden in vier Jahrzehnten gezüchtet und ausgewildert, aktuell leben hier sieben ausgewachsene Tiere und drei Kälber. Ob der fünfeinhalb Meter große Edd, die launische Daisy IV oder Betty, die mit 17 Jahren älteste Dame der Gruppe: Zweimal täglich kommen sie im Hotel Giraffe Manor vorbei, um sich von den Gästen mit Getreidepellets füttern zu lassen – manchmal direkt am Tisch.
Interaktion hat ihren Preis
Rothschild-Giraffen zum High Tea und zum Frühstück: Dieses besondere Menü wird nur Gästen serviert, die in dem von Efeu umrankten, in den 1930er Jahren erbauten Herrenhaus übernachten, wo einst Jock und Betty Leslie-Melville residierten. Betrieben wird das als Giraffe Manor bekannte Boutique-Hotel von The Safari Collection: Die Gruppe hat auch Camps und Lodges in der Maasai Mara, auf dem Laikipia-Plateau und in der Nähe des Samburu National Reserve.
Die Interaktion mit den Giraffen ist weltweit einzigartig und hat ihren Preis. Die Standardrate für das günstigste Zimmer sind im Giraffe Manor stattliche 565 Dollar pro Person. Airport-Transfers, Essen und Getränke sind inkludiert.
Wer nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte, kann Nairobis berühmte Giraffen trotzdem sehen. Denn ein paar Hundert Meter vom Herrenhaus entfernt, also nur einen kurzen Giraffengalopp, liegt das Informationszentrum der Naturschutzorganisation African Fund for Endangered Wildlife. Kein Zaun trennt deren kleines Giraffe Center, einst ebenfalls von Betty und Jock Leslie-Melville gegründet, vom Hotel. Der Eintritt für das Giraffe Center kostet etwa acht Euro pro Person, füttern darf man die Tiere auch. Das Eingangstor öffnet sich allerdings erst um neun Uhr – vorher frühstücken die Tiere nämlich noch nebenan.