Marokko

Moulay Idriss: Vergangene Zeiten

Zeugen vergangener glanzvoller Zeiten in Volubilis

Unbedingt sehenswert sind die archäologische Stätte Volubilis und die Pilgerstadt Moulay Idriss  

Blick auf die grünen Dächer von Moulay Idriss. Fotos: cd

Die anmutige Dame mit dem großen roten Schirm macht es richtig. Gut beschattet und so elegant wie eine römische Patrizierin schreitet sie durch die Straßenzüge der einstigen Provinzhauptstadt am südwestlichen Rand des römischen Herrschaftsbereiches. Heiß brennt die Sonne auf das weitläufige Areal von Volubilis. Hier finden sich die am besten erhaltenen Monumente aus der römischen Antike im westlichen Teil Nordafrikas. 1997 wurde die Stätte zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben.

Prachtvolle Bauten

Volubilis liegt knapp 30 Kilometer nördlich der Königsstadt Meknes an einem Südhang des Zerhoun-Massivs. Die einstige Metropole der Provinz Mauretania Tingitana erzeugte Früchte, Getreide und Olivenöl im Überfluss. Die Früchte wurden bis nach Rom exportiert und ließen die Gutsherren zu Wohlstand kommen. Kein Wunder, dass man prachtvolle Bauten errichten ließ. Ein gewaltiger Triumphbogen ragt hier noch heute unversehrt gen Himmel.

Elegante Villen, Bäder und eine Basilika sind zu bestaunen. In ihrer Blütezeit im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus hatte die Stadt bis zu 10.000 Einwohner. Ebenso lukrativ wie die Landwirtschaft war der Handel mit gefangenen Wildtieren wie Elefanten, Löwen und Leoparden, die damals in dieser Gegend noch zu finden waren. In den Arenen brauchte man ständig Nachschub für die dort abgehaltenen Kämpfe. Abbildungen der exotischen Tiere sind bis heute auf den Mosaikfußböden der einstigen Villen zu bewundern. Das gut gemachte moderne Museum im Eingangsbereich hebt man sich am besten für das Ende des Besuches auf, wenn die Sonne bereits höher steht.

Volubilis liegt auf 380 Metern über dem Meer in einer weiten Ebene mit fast schwarzer Erde. Die Gegend ist noch heute von Landwirtschaft geprägt. Die nur vier Kilometer entfernte Pilgerstadt Moulay Idriss erhebt sich dagegen auf einer 550 Meter aufragenden Bergkuppe. Die 14.000 Einwohner zählende Stadt gilt Muslimen als heiliger Ort, da sich hier das Grabmal von Idris I. befindet, der die erste arabische Herrscherdynastie in Marokko begründete. Ein siebenmaliger Besuch dieses Ortes kommt einer Pilgerfahrt nach Mekka gleich. Bis 1917 durfte die Stadt von Nicht-Muslimen nicht betreten werden – und noch heute dürfen Fremde nicht innerhalb ihrer Mauern übernachten. Ebenso darf der heilige Bezirk nicht von Andersgläubigen betreten werden.

Bunte Feste

Einen Blick auf den heiligen Bezirk mit seinen glasierten grünen Dächern dürfen Besucher aber vom höchsten Punkt der Stadt werfen. Für wenig Geld bringen einheimische Führer die Gäste durch das Gewirr der engen Treppen‧gassen hinauf. Zartgelb, rosa, himmelblau und pistaziengrün leuchten die geschlämmten Fassaden. Wortwörtlich atemlos steht man endlich oben, das gesamte Ensemble der Stadt wie ein Bühnenbild vor sich. Ende August beginnt in Moulay Idriss alljährlich ein zweiwöchiges farbenprächtiges Fest mit Reiterspielen, das Besucher aus dem ganzen Land anzieht.

Claudia Diemar