Tunesien

Tabarka: Abseits der großen Resorts

Hoch über der Stadt und der Bucht: Die Burg von Tabarka. Foto: lg

Die Stadt im Norden punktet nicht nur mit einem neuem Top-Hotel, sondern auch mit interessanten alternativen Tourismusprojekten

Nur rund 170 Kilometer sind es von Tunis, doch die Welt ist eine ganz andere: Verschlafen liegt Tabarka vor uns, die Grenze zu Algerien ist nur 15 Kilometer entfernt. Manches erinnert noch an die Zeit, als Tabarka ein kleines Fischerdorf war und lediglich wegen seiner Korallenbänke bekannt war. Doch vieles hat sich geändert. Der Ort im äußersten Nordwesten Tunesiens ist zur Kleinstadt gewachsen, die Korallenbänke stehen unter Naturschutz stehen.

Das touristische Wachstum begann in den 1990er Jahren. Damals wurde nicht nur ein Flughafen, sondern auch ein erster Golfplatz und mehrere Hotels, darunter ein Robinson Club, errichtet.

Die Lage am Mittelmeer unterhalb eines dicht bewaldeten Gebirges sowie die alte Burg auf der Halbinsel vor dem Hafen verschaffen der Region ein wunderbar mediterranes Flair. Doch eitel Sonnenschein herrscht nicht immer: Vor knapp 20 Jahren kam der Ausbau der Region durch politische Probleme sowie dem internationalen Terrorismus zum Erliegen.

In diesen Jahren wurde Tabarka zu einem Wochenendausflugsziel für Familien aus dem tunesischen und algerischen Mittelstand. Im Jahr 2004 gab Robinson die Anlage auf, Direktflüge aus Deutschland wurden eingestellt.

Doch seit sich die politische Lage in Tunesien gebessert und die Sicherheitslage deutlich stabilisiert hat, geht es in Tabarka wieder bergauf. Die Region ist auf einem guten Weg, wieder ein beliebtes Touristenziel zu werden – auch für Europäer.

Ende 2014 wurde nach einer umfangreichen Renovierung durch eine Investorengruppe aus Katar das La Cigale Tabarka Hotel Spa & Golf eröffnet, eines der luxuriösesten Hotels Tunesiens. Das Resort, das inzwischen als Star unter den Thalasso-Zentren des Landes gilt, wurde mit viel Sorgfalt und Stil ausgestattet und ist es wert, auch nur als Stippvisite besucht zu werden. Wer länger bleiben will: Das Haus ist über alle großen Veranstalter buchbar. Für Golfer gibt es einen Platz auf internationalem Niveau, der Strand liegt direkt vor der Anlage.

Neben Bade- und Golfurlaub gibt es auch Angebote für Aktivurlaub. Verschiedene Tauchschulen bieten Zugang zu dem geschützten, korallenreichen Tauchgebiet. Besonders positiv: Schritt für Schritt entstehen kleine, privat geführte Projekte. Die aktuelle Touristikflaute ist auch für sie ein schwerer Schlag, aber sie sind in der Regel solide aufgestellt und werden auch die Corona-Krise überstehen.

Eines davon ist das Ökotourismus-Retreat Pure Nature Tabarka oberhalb der Stadt. Eine Familie hat, mit Hilfe von Freunden aus Wuppertal, eine kleine Gastronomie mit großartigem Blick auf Tabarka und den Ozean sowie der Burg errichtet.

Von dort aus werden Wander- und Mountainbike-Touren angeboten, in Zukunft sollen eigene Übernachtungsmöglichkeiten sowie begleitete Touren durch ganz Nordtunesien möglich sein. Das Konzept ist auf Naturliebhaber ausgelegt und darauf, den Urlaubern die einzigartige Vegetation und Kultur, aber auch die Menschen Nordtunesiens näher zu bringen.

Ein weiteres sehr hoffnungsvolles Projekt ist Dar El Karma. Elf Holzbungalows im Schweizer Stil stehen hier im Kreis um einen Pool auf einer großen Grünfläche, geplant und errichtet von Nasser Ajari, einem einst nach Europa ausgewanderten Tunesier und seiner Schweizer Frau.

Das Gelände liegt abseits der Strandhotels ein Stück im Landesinneren – ist jedoch durch einen Fluss mit dem Meer verbunden. Besucher können sich Kajaks und Tretboote ausleihen. Zudem gibt es einen Reitstall und einen Vital Parkour.

„Alternativer Tourismus funktioniert bei uns“, ist Ajari überzeugt und zeigt sich noch heute dankbar für die Hilfe des früheren Tourismusministers Rene Trabelsi, der Projekten wie dem seinen durch die schwierige Anfangsphase half – als Alternative zum klassischen Resorturlaub.

Ajari kommt zugute, dass er fließend Deutsch spricht. Entsprechend hoffnungsvoll ist er für die Zeit nach Corona: „Wir freuen uns natürlich über deutschsprachige Gäste ganz besonders. Und ich kann versprechen: Wir werden ihnen eine tolle Zeit bereiten und ihnen die schönsten Seiten Tunesiens zeigen!“

Infos zu den erwähnten Projekten  unter www.purenaturetabarka.com und www.dar-elkarma.com.

Leonard Gürtler