Im Norden des Landes sind einzigartige Reisterrassen zu besichtigen
Wer die Reisterrassen von Banaue bewundern will, braucht Geduld und Sitzfleisch. Denn der Weg ist lang. Bei der Busfahrt durch die Berge beginnt schon vier Stunden vor Banaue das landschaftliche Wunder. An den Hängen und im Tal verflüchtigen sich Wolken und Nebelschwaden. Sonnenstrahlen blinzeln hindurch. Der Blick wird frei auf einen reißenden Fluss. Über eine schaukelnde Hängebrücke spazieren drei Schülerinnen in grün-weißer Uniform.Unzählige kleine Terrassen schmiegen sich an die Berge. Das satteste Grün haben die Reisfelder. Flächen mit blassgrünen Punkten sind Kohlfelder. Auch Mais, Zwiebeln und Bohnen werden angebaut, weiße Tupfer entpuppen sich als Lilien. Hänge mit Pinien, Riesenfarnen und Bananenstauden gehören ebenfalls zum Panorama.
Der Fahrer hupt: Die Serpentinenstraße ist wieder frei, die Fahrt kann weitergehen. Nach heftigem Regen und Erdrutsch mussten mit schwerem Räumfahrzeug Geröll und entwurzelte Bäume an den Rand geschoben werden.
Für die Touristen unter den Fahrgästen bot der Zwangsstopp Gelegenheit für spektakuläre Fotoaufnahmen, für die gelassenen und freundlichen Bergbewohner ist das Alltag. Bauern, Marktfrauen und Schulkinder klettern neben den drei Japanern und zwei Deutschen in den kompakten Bus, dessen enge Sitze für kleine Filipinos gemacht sind. Auch der klimagekühlte, gut gefederte Van aus Manila mit Urlaubern aus Australien und Südkorea an Bord setzt sich wieder in Bewegung.
Selbst wer mit diesem flotten Gefährt aus der Hauptstadt anreist, ist zu den Höhepunkten von Luzons Norden mindestens zehn Stunden unterwegs, von der Bergstadt Baguio, die einen Flughafen hat, immer noch fünf. Neben Banaue locken Sagada mit Wasserfällen und Höhlengräbern sowie das historische Vigan, ebenfalls Weltkulturerbe, mit wertvoller Kolonialarchitektur aus spanischen Zeiten.
Ganz Banaue und Umgebung sind eine architektonische Meisterleistung: Reisterrassen, wohin das Auge schaut, in kunstvollem Stil, nicht selten in Pyramiden-, Plateau- und Quaderform. Manche Flächen messen nur zehn mal drei Meter und türmen sich nach oben wie „Stufen zum Himmel“. Mäuerchen aus Felsstein und gestoßenem Erdreich, von Grün überwuchert, halten den Boden und das Wasser für die Reispflanzen. Um das vor über 2000 Jahren geschaffene Welterbe zu erhalten, gibt es Fördermittel von der Unesco. Doch die Arbeit der Bergbauern ist hart: Wie ihre Ahnen verrichten sie alles von Hand.
Wer nach Batad will, wo die Reisterrassen noch etwas spektakulärer gestaltet sind, braucht nochmals zwei Stunden mit dem Jeepney und ein gutes Stück zu Fuß. Mancher, der auch die gut besuchten Reisterrassen von Bali kennt, wundert sich zuerst, warum das Welterbe um Banaue im touristischen Dornröschenschlaf schlummert. Doch dann fühlt er seine schmerzenden Glieder und weiß den Grund: Der Weg zu den „Stufen zum Himmel“ ist lang.