Philippinen

Philippinen: Barock in Fernost

So beliebt wie die Chocolate Hills: das Denkmal der Blutsbrüderschaft.

Die Insel Bohol bietet Touristen eine interessante Mischung aus Natur und Geschichte

Glupschäugiges Maskottchen: Der Tarsier ist ausschließlich auf Bohol zu finden. Fotos: pra

Am Fährhafen von Bohol begrüßen uns religiöse Bekenntnisse. „With God all is possible“ jubiliert es auf den bunten Schildern, mit denen die wartenden Trishaw-Fahrer ihre Fahrzeuge schmücken. „Thank God for our children!“

Die Philippinen sind ein katholisches Land, das einzige in ganz Asien. Schließlich haben hier mehr als drei Jahrhunderte die Spanier geherrscht und dem Archipel ihren Stempel aufgedrückt. Bohol war einer der ersten Anlaufpunkte der Konquistadoren, die hier bei den Ureinwohnern auf erstaunliches Wohlwollen stießen. 1565 schloss der Häuptling Sikatuna auf der Insel Blutsbrüderschaft mit dem Spanier Miguel López de Legazpi.

Ein bronzenes Denkmal, das den Pakt der beiden in Szene setzt, erinnert unweit von Tagbilaran an das historische Ereignis – unablässig umlagert von philippinischen Touristen, die sich für ein Erinnerungsfoto in Pose werfen. Dahinter funkelt das Meer, und der Blick geht auf das vorgelagerte Inselchen Panglao, auf dem über 50 BadeResorts den Strand säumen – weitaus mehr als auf Bohol selbst.

Bei unserer Fahrt ins Inselinnere stoßen wir allenthalben auf die Spuren der Spanier. Alte Barockkirchen inmitten tropischer Vegetation – das sieht ein bisschen nach Lateinamerika aus, auch wenn sie hier in Asien eher Trutzigkeit ausstrahlen als schnörkelreiche Eleganz. In Baclayon, der ersten Siedlung der Kolonisatoren auf Bohol, beeindruckt das Gotteshaus aus dem Jahre 1586 durch seinen massiven Glockenturm. Hier und da künden auch noch historische Holzhäuser von vergangenen Zeiten.

Einige Kilometer weiter, in Loboc, müht sich die altehrwürdige Jesuitenkirche samt angeschlossener Knabenschule sichtlich, dem tropischen Klima standzuhalten. Es blättert und bröckelt. Hauptattraktion der Stadt ist der Loboc River. Dutzende von Restaurantschiffen liegen hier bereit, um die Touristen auf eine Vergnügungsfahrt in den Dschungel mitzunehmen. Am Hafen herrscht reger Betrieb. Vom Parkplatz strömen die Massen zum Anleger, wo sie auf die lange Reihe der „Floating Restos“ verteilt werden. Je 40 Gäste besteigen eines der offenen Boote und nehmen an den gedeckten Tischen Platz. Nach dem Ablegen gleitet man gemächlich an den saftiggrünen Flussufern vorbei, an Wäldern und Plantagen, die nur gelegentlich von Hütten und kleinen Häusern durchsetzt sind. An einer Liane schwingen sich Kinder vom Ufer übers Wasser und lassen sich kreischend hineinfallen.

Auch an Bord ist für Stimmung gesorgt: Essen, Trinken und die schöne Aussicht allein machen für Filipinos noch keine Vergnügungsfahrt – sie brauchen Musik. Ein Alleinunterhalter spielt auf der Gitarre auf und gibt amerikanische Hits der 60er, 70er und 80er zum Besten. Das Publikum geht mit, singt, schunkelt, tanzt. „Rolling, rolling, rolling on the river!“ Nach einer halben Stunde erreicht das Restaurantschiff einen beschaulichen Wasserfall mitten im Dschungel und macht kehrt.

Nach dem schwimmenden Mittagessen schauen wir den Tarsieren bei der Fütterung „Lunch“ zu. Die kleinen Äffchen mit den skurrilen Glupschaugen und den langen Fingern sind das Wahrzeichen Bohols, denn sie kommen nur hier vor. Da sie vom Aussterben bedroht sind, leben sie überwiegend in Schutzgebieten. Doch für Touristen gibt es entlang der Hauptstraße auch einige Gehege, kleine Bambuswäldchen, in denen die eigentümlichen Tiere aus der Nähe beobachtet und fotografiert werden können. Am besten lassen sich die reinen Fleischfresser mit einer aufgespießten Grille anlocken.

Vorbei an Reisfeldern, Bananenplantagen und Kokospalmen fahren wir nun weiter ins Landesinnere. Irgendwann lichtet sich der Dschungel, eine weite Ebene öffnet sich vor uns, kleine, dicht bewachsene Erdkuppen tauchen auf. Die Chocolate Hills! Über 1.200 dieser gleichmäßig gerundeten Hügel stehen hier dicht an dicht, so weit das Auge blickt. Ihren Namen verdienen sie eigentlich nur während der Trockenzeit, wenn die verdorrte Vegetation eine schokoladenbraune Farbe annimmt. Doch da es in letzter Zeit viel geregnet hat, sehen wir die Chocolate Hills in Grün.

Im Städtchen Carmen im Herzen der Insel liegt einer von zwei Aussichtspunkten, von denen die Landschaft am besten zu erfassen ist. Mehr als 200 Stufen sind zu erklimmen, um die Spitze des Hügels zu erreichen. Von oben überblicken wir die gesamte Ebene, in der sich die Hügel zu einem ständig wechselnden Farbenspiel formieren. Eine fast überirdische Landschaft, die ihren größten Zauber bei Sonnenauf- oder -untergang entfaltet.Doch hier oben auf der Plattform kann es eng werden, wenn der Andrang groß ist. Fast ebenso interessant wie der Ausblick ist für viele Touristen die große Glocke, die man schlagen soll, um Glück zu erlangen. Klong! Mit dem Klöppel in der Hand lassen sich die Besucher ablichten und strahlen.
Klaus Pranger
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