Indien

Der feuchte Leib der Heiligen Mutter

Die 2009 in Dienst gestellte Bengal Ganga verfügt über 28 Kabinen im Kolonialstil.

Mit der Bengal Ganga über den Ganges

Komfortabel: Die Deck-Chairs sind mit bequemen Polsterauflagen versehen. Fotos: cd

In Indien braucht man schon mal einen langen Atem. Fünf Jahre lag die in Myanmar gebaute Bengal Ganga in Wartestellung auf behördliche Genehmigungen, bevor das Schiff 2009 endlich auf Reisen gehen durfte. Eigner Raj Singh, der auch Luxuszüge wie den Palace on Wheels auf dem indischen Subkontinent betreibt, bewies Geduld und machte seinen Traum wahr: Indien vom Wasser aus zu erkunden, authentisch und beschaulich.

Nur 28 Kabinen hat die im Kolonialstil gehaltene Bengal Ganga. Überall dominiert Teakholz. Die Räune sind gediegen und heimelig, die Bäder haben allen erdenklichen Komfort und eine richtig große Dusche. Auf dem Sonnendeck mit seinem Schatten spendenden Segel warten gepolsterte Liegen. Tee, Kaffee, Kekse und Softdrinks stehenden den ganzen Tag bereit. Wer will, kann sich in der kleinen Wellness-Abteilung hinter dem Steuerhaus von zwei Therapeuten massieren lassen.

In Kalkutta (Kolkata) legt die Bengal Ganga ab, kreuzt zunächst auf dem Hugli, einem Mündungsarm des Ganges, entlang. Weil der Hugli nicht sehr breit ist, erlebt man das Alltagsleben in den Dörfern am Ufer wie von einer schwimmenden Bühne aus. Kinderlachen und Küchengerüche wehen herüber.

Unterwegs wird die Stadt Chandannagar besucht, die 1673 als französische Kolonie gegründet wurde. Ein Stück weiter beeindruckt Kalna mit einzigar?tigen Terrakotta-Tempeln ebenso wie später die einstige bengalische Hauptstadt Akbarnagar mit ihren Moghul-Bauten.

Kurz davor gleitet das Schiff zur einzigen Schleuse in Farraka, wo der Ganges erreicht wird. Für die Inder ist der Fluss weiblich. Mutter Ganga wird der Strom genannt, der die Lebensgrundlage für rund 400 Millionen Menschen darstellt. Riesig breit ist er, heilig und rein, was immer auch in seinen Fluten treibt. Überall an seinen Ufern baden Pilger.

Und allerorten wird der schwimmende Palast von den am Fluss lebenden Menschen bestaunt wie ein kaum fassbares Wunder. Der Bundesstaat Bihar, durch den die Reise nun geht, ist eine arme Region. Die Einheimischen sind so wenig an Touristen gewöhnt, dass sie nicht einmal auf die Idee kommen, die fremden Wesen anzubetteln.

Die Reise mit der Bengal Ganga führt durch ein ländliches Indien mit wenig bekannten Sehenswürdigkeiten. Die Überreste der buddhistischen Universität von Vikramshila gehören dazu und das nahe Reservat für Ganges-Delfine, die sich hier in Scharen im Fluss tummeln. Über 200 Vogelarten sowie Schildkröten, Otter und Wasserbüffel am Ufer sind zudem zu beobachten. Die Granitfelsen von Sultanganj mit Shiva-Tempel und benachbarter Moschee zählen ebenso zu den kleinen Entdeckungen wie der Besuch einer Yoga-Schule und ein Markt in Simaria.

Für den erholsamen Aspekt dieser Reise steht vor allem das Schiff selbst. Die Crew, von Kapitän Naik über die Stewards bis hin zu den einfachen Matrosen, ist von überwältigender Herzlichkeit. Küchenchef Pradeep verwöhnt die Gäste mit indischen und europäischen Köstlichkeiten, der deutschsprachige Reiseleiter Sumit kümmert sich um jedes erdenkliche Anliegen.

Da der Ganges ab Simaria wegen quer laufenden Pontonbrücken nicht mehr befahrbar ist, endet die Reise mit einer Fahrt im Bus zum weltweit bedeutendsten buddhistischen Wallfahrtsort Bodhgaya und schließlich nach Varanasi, der heiligsten Stadt der Hindus.  

Claudia Diemar


Buchingsinfos

Die Reisen der Bengal Ganga sind unter anderem bei den deutschen Veranstaltern Emporium Travel, Karawane Reisen, Lernidee Erlebnisreisen und Lotus Travel buchbar.

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