Indien

Auf buddhistischer Tour

Pilger verzieren die Statuen nach dem Gebet oft mit Blattgold.

Sarnath, Nalanda und Bodhgaya sind magische Orte für Pilger

In Sarnath soll Buddha seine erste Predigt gehalten haben. Fotos: cd

"Bitte kein Blattgold auf den Monumenten anbringen", verkünden Schilder an vielen Stellen. Aber es hilft nichts. Überall in Sarnath glänzen die Sandsteinquader und Ziegelmauern in schimmerndem Gold. Die Sonne sengt, doch Rasensprenger benetzen das grellgrün leuchtende Gras der parkartigen Anlage. Hier, im so genannten "Gazellenhain", soll Buddha die erste Predigt nach seiner Erleuchtung gehalten haben.

Mehrere Klöster umkränzen das archäologische Gelände, das die gigantische Dhamek Stupa dominiert, ein massiv glockenförmiger Bau. Buddhistische Mönche in senfgelben und purpurroten Gewändern psalmodieren leise davor oder fotografieren sich gegenseitig. Ein kleines, feines Museum zeigt wunderschöne Buddha-Skulpturen und fein gemeißelte Abbildungen hinduistischer Göttinnen.

Indien ist vor allem hinduistisch geprägt, gilt darüber hinaus aber als ein Schmelztiegel aller Religionen. Vor allem der Nordosten des Subkontinents glänzt mit buddhistischen Heiligtümern. Auch geografisch sind die wichtigen Ziele der großen Weltreligionen oft nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Sarnath etwa liegt nur zehn Kilometer von Varnanasi entfernt, für Hindus die heiligste Stadt schlechthin.

Als weitläufige Parkanlage mit blühenden Sträuchern und Bäumen ist Nalanda eine Art Paradiesgarten. Nalanda liegt vor den Toren von Rajgir im Bundesstaat Bihar. Einst befand sich hier die größte buddhistische Universität Asiens, an der über 10.000 Studenten und 1.000 Professoren lernten und lehrten. Die Hochschule war damit das größte Lehrzentrum der gesamten antiken Welt. Ende des 12. Jahrhunderts wurde sie im Zuge der islamischen Eroberung Indiens zerstört. Heute ist rund ein Fünftel des Geländes mit zum Teil beeindruckenden Ruinen zu besichtigen. 1951 wurde hier wieder ein vergleichsweise bescheidenes buddhistisches Studienzentrum eingerichtet.

Ebenfalls im Bundesstaat Bihar, rund 130 Kilometer von der für ihren Reis bekannten Millionenstadt Patna entfernt, liegt das von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommene Bodhgaya, ein verschlafenes Landstädtchen, das sich ganz der Frömmigkeit widmet.

"Ort der Erleuchtung" lautet die Übersetzung von Bodhgaya, dem wichtigsten Pilgerziel buddhistischer Gläubiger weltweit. Hier soll Prinz Siddhartha Gautama um das Jahr 534 vor Christus die Erleuchtung erlangt haben, die ihn zu Buddha werden ließ. Seit gut einem halben Jahrhundert fungiert Bodhgaya als internationales Pilgerziel. Mittlerweile haben Buddhisten, etwa aus Bangladesh, Bhutan, Burma, Japan, Korea, Taiwan, Thailand und Tibet, hier insgesamt fast vier Dutzend Tempel und Klöster errichtet.

Herzstück aber ist der Mahabodhi-Tempel inmitten einer gepflegten Gartenanlage mit Meditationspark und großem Teich. Der heilige Bodhibaum der Erleuchtung, eine gigantische Pappelfeige, soll ein Abkömmling des Baumes aus den Lebzeiten Buddhas sein.

Die Atmosphäre in der riesigen Anlage ist besonders zur blauen Stunde von magischer Schönheit. Mit dem Fall der Dämmerung lärmen über der überall präsenten sanften Meditationsmusik die Stare in den hohen Bäumen. Ein Muezzin ruft von einer nahen Moschee, fast, als solle dadurch an die Glaubensvielfalt des Landes erinnert werden, während Tausende von buddhistischen Pilgern in ein stilles Gebt versunken sind. Später tragen sie noch ein wenig Blattgold auf die Quader auf.
Claudia Diemar