Bangladesch

Touristen dringend gesucht

Kinder in der Provinz Bandarban im Südosten von Bangladesch.

Bangladesch will sich als Reiseziel international etablieren

Auch in der Hauptstadt Dhaka werden Touristen neugierig beäugt. Fotos: ah

Noch hat der Tourismus Bangladesch, das versteckt liegende Eckchen auf dem indischen Subkontinent, nicht wachgeküsst. Obwohl es die Heimat des Bengalischen Tigers ist und prächtige Unesco-Weltkulturerbestätten besitzt, prägen negative Schlagzeilen das Image: Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Zyklone oder die Sweatshops, in denen junge Frauen oft unter schlimmen Bedingungen Kleidung für einen Hungerlohn nähen.

Doch immer mehr Studienreisende und Backpacker verbinden das Land mit der Naturschönheit Sundarbans – des größten Mangrovenwalds der Welt und Heimat des vom Aussterben bedrohten Königstigers. Bangladesch teilt sich das Schutzgebiet mit Indien. In dem Delta, wo vier große Flüsse in den Golf von Bengalen fließen, leben 500 Wildkatzen, aber auch Krokodile, Otter und Tausende Vogelarten.

Wer nach Bangladesch reist, hat das Land fast für sich. Bis auf die 150 Millionen Einwohner, die sich auf einer Fläche tummeln, die halb so groß wie Italien ist. Damit ist Bangladesch der am stärksten besiedelte Flächenstaat der Welt.„Unsere Gäste kommen meist auf Empfehlung“, erzählt Mahi Uddin Zia von der Incoming-Agentur The Bengal Tours. „Es sind Menschen, die schon viel von der Welt gesehen haben.“ Die meisten kommen aus Indien, England und den USA. Die Zahlen für den deutschen Markt sind hingegen so gering, dass sie nicht erfasst werden.

Für die Einheimischen sind die raren Touristen eine Attrak‧tion. Mit Uralt-Handys, die in Europa vor Jahren auf dem Sondermüll landeten, machen die Menschen in der Hauptstadt Dhaka und auf dem Land Fotos von ihnen, schütteln ihnen die Hand oder nehmen sie herzlich in den Arm. So posiert der Urlauber mit jungen Studenten, dem Obstverkäufer und der kichernden Mädchenclique in knallbunten Saris. Die ursprüngliche Freundlichkeit und Neugier ermöglicht einen Austausch und eine Nähe, die das Land gerade für Studienreisespezialisten interessant macht.

So hat etwa Ikarus die16-tägige Rundreise „Faszination Bangladesh“ mit Unterbringung in Mittelklassehotels im Programm. Neben dem katastrophalen Verkehr ist der Mangel an hochwertigen Hotels ein Problem für den Tourismus. Außer in Dhaka und Großstädten wie Khulna und Chittagong entsprechen die Unterkünfte nicht den Ansprüchen ausländischer Gäste. „Im hochwertigen Segment müssen wir nachlegen“, weiß Rezaul Ekram, Präsident der Bangladesh Tour-Operator Association.

Diamir Erlebnisreisen bietet die Tour „Bangladesh – Abenteuer im Land des bengalischen Tigers“ an. In 15 Tagen reisen Gäste durch das Land, fahren unter anderem in die Sundarbans, sehen alte Tempel und machen einen Homestay.

Einige Incoming-Agenturen in Bangladesch gehen einen anderen Weg. Taufiq Rahman, Chef von Journey Plus: „Bangladesch ist noch nicht in der Lage, sich als eigenständiges Land zu promoten.“ Deshalb bietet er Bangladesch als Kombination mit Bhutan und Indien an, etwa bei der 19-tägigen Tour „Glorious Past“. Sie beginnt in Dhaka, führt in die Region Bogra mit ihren archäologischen Ausgrabungsstätten wie auch die Unesco-geschützte, buddhistische Klosteranlage Paharpur und weiter nach Darjeeling, Bhutan und Kalkutta.

Journey Plus führt diese und andere Reisen bereits seit 2003 erfolgreich mit französischen, englischen und polnischen Veranstaltern durch. Nach einem Partner auf dem deutschen Markt sucht das Unternehmen aber noch.

Bangladesch als Kombiziel zu etablieren, versucht auch Studiosus. Der Spezialist hat die Volksrepublik wieder ins Programm genommen und kurzfristig die 16-tägige Reise „Sikkim Bangladesch – vom Himalaya in die Sundarbans“ aufgelegt. Sie führt von Kalkutta durch den Osten Indiens auf alten Pilgerrouten des Buddhismus und nach Bangladesch.
Arne Hübner
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