Das boomendes Nachtleben der Metropole soll reglementiert werden
Die thailändische Hauptstadt ist berühmt für ihre Nachtmärkte und das rege Nachtleben. Nun will die Stadtverwaltung Ordnung in die Ausgehviertel bringen – mit zweifelhaften Maßnahmen, deren Folgen für den Tourismus und die örtlich Betroffenen noch nicht absehbar sind.
Das Nachtleben wird unter der seit zweieinhalb Jahren amtierenden Militärregierung stärker reglementiert und kontrolliert. Wirte klagen über ausufernde Bürokratie und verkürzte Öffnungszeiten an Wochenenden, was aber die Entstehung neuer Trendviertel anscheinend nicht behindert. Das Nachtleben boomt wie eh und je, noch.
So sind vor Kurzem in den Seitenstraßen der Sukhumvit Road im Viertel Thonglor neue Restaurants, ein Biergarten und Kneipen entstanden. Hier verkehren bislang Thailänder und in der Stadt arbeitende Ausländer. Es dürfte nicht lange dauern, bis Touristen nachziehen.
Angesagt sind auch die Rooftop-Bar und das Dachrestaurant des Marriott Hotels in Thonglor mit dem Rundumblick auf die glitzernden Lichter der Großstadt sowie die Wochenend-Poolpartys im Hotel Sofitel So im Stadtteil Bangrak.
Rotlicht, Garküchen, Badelatschen
Zehn Minuten Fußweg entfernt beginnt die Silom Road, die sich über mehrere Kilometer bis zur Gegend am Chao Phraya erstreckt. Abends bauen Händler auf dem Trottoir der Silom Road sowie im Rotlichtdistrikt der abzweigenden Patpong Road einen Nachtmarkt mit Garküchen sowie Ständen mit Souvenirs, Textilien und allerlei Nippes auf. Von billigen Badelatschen bis hin zu gefälschten Rolex-Uhren und Sexspielzeug ist hier alles zu finden.
Die Nachtmärkte gehören zu Bangkok wie die Tempel und Shopping-Center. Sie sind bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebt. Doch vielen Nachtmärkten droht das Aus.
Die Verwaltung plant unter anderem, die Stände in der Silom und Patpong Road zu beseitigen. Auch die beliebten Garküchen in China Town sind in ihrem Visier. Die angeführten Gründe: Müllprobleme, mangelnde Hygiene, illegale Standbetreiber, zu wenig Platz auf dem Fußgängerweg. 600 Händler und Garküchenbetreiber im Silom-Quartier fürchten um ihre Existenz.
Kein Vergleich mit Singapur
„Die Stände werden nicht von heute auf morgen verschwinden“, sagt Tanes Petsuwan, Europachef des Thailändischen Fremdenverkehrsamtes in Bangkok. Das brauche Zeit, aber der Plan werde mit großer Wahrscheinlichkeit durchgeführt. Denn die Regierung habe sich zum Ziel gesetzt, Bangkok zu einer „sauberen Weltstadt“ zu entwickeln.
Zwei bis drei Jahre habe es gedauert, die Händler des Sonntagmarkts am Königspalast zu bewegen, in den am Stadtrand gelegen Chatuchak-Markt umzuziehen, angeblich der weltweit größte Wochenendmarkt. Es habe viel Widerstand gegeben, fügt Petsuwan hinzu, der Umzug dauere noch an.
Der Tourismusexperte befürchtet nicht, dass Bangkok dadurch seinen Charme verliert und Besucher ausbleiben. Auch die Gäste würden ein übersichtliches Stadtbild und Sauberkeit schätzen.
Soll Bangkok dem Beispiel des autoritär regierten Singapurs folgen, das viele Besucher als eine sterile und künstliche Metropole wahrnehmen? „Ich möchte Bangkok nicht mit Singapur vergleichen“, betont Petsuwan. „Wir wollen eine saubere Stadt, und wir werden dieses Ziel auf unserem, dem thailändischen Weg erreichen.“