Palästina

Wo Jesus die Taufe erhielt

Zum Qarantal-Kloster am Berg der Versuchung führt eine Seilbahn

Vom Berg der Versuchung bei Jericho zur Gruft von Johannes dem Täufer in Sebastia

Ziel für Gläubige und für Touristen: Taufstelle Jesu am Jordan. Fotos: mg

Die Fahrt dauert knapp eine Stunde. 30 Minuten davon geht es durchweg bergab – bis tief unter den Meeresspiegel: Jerusalem liegt rund 800 Meter über Normalniveau, Jericho 250 Meter darunter. Wir sind auf dem Weg zum Berg der Versuchung.

Exakt 40 Tage soll Jesus hier verbracht und mit dem Teufel gerungen haben. Später bauten griechisch-orthodoxe Mönche am senkrechten Fels ein Kloster. Hart war der Weg hinauf, heute kann man per moderner österreichischer Gondel hinauffahren. Es ist die einzige Gondelbahn Palästinas.

Während Jesus allen Versuchungen widerstand und einige Mönche bis heute ihrem enthaltsamen Dienst an Gott folgen, lassen wir uns an einem Tisch des Terrassen-Restaurants nieder. Bestellen kühles Bier sowie kleine Snacks und lassen den Blick über Jericho hinweg zum Toten Meer und die Berge Jordaniens schweifen. Was für ein Blick!

Touristen genießen viele Freiheiten
Irgendwo dort im Tal fließt der Jordan, der eher ein Flüsschen als ein Fluss ist. Weiter oben wird viel Wasser abgezweigt, zum Taufen reicht es aber noch. Seit 15 Jahren ist die historische Taufstelle von Jesus wieder für Besucher geöffnet, die Straße dorthin führt durch ein Minenfeld aus dem jordanisch-israelischen Krieg. Es ist durch Zäune abgegrenzt.

Die Taufstelle selbst könnte friedlicher nicht sein. Hier und da sitzen kleine Gruppen aus aller Welt und beten, ein Pfarrer singt das „Vater Unser“, ein Studienreiseleiter erklärt, welche Rolle Herodes im historischen Tumult spielte.

Die ausgegrabenen Grundmauern seines Winterpalastes inklusive beheizbarem Baderaum stehen am Rande von Jericho, viel zu sehen ist von der einst prachtvollen römischen Anlage allerdings nicht. Ganz anders ist das in Sebastia, einem kleinen Ort im Norden Palästinas, drei bis vier Autostunden von Jericho entfernt.

Die Fahrt dorthin führt raus aus der Wüste in ein liebliches, grünes Bergland. Israelische Checkpoints halten ab und zu die Fahrt auf, doch Sesamkringel mit arabischem Kaffee und frisches Obst, das man vielerorts direkt an der Straße bekommt, entschädigen für die politisch bedingten Querelen.

Die machen den Palästinensern seit Jahrzehnten das Leben schwer – für Touristen haben sie keine praktischen Folgen: Als Ausländer hat man in dieser Region mehr Freiheiten als die Einheimischen, egal, ob Palästinenser oder Israelis. Touristen dürfen (fast) überall hin. Und sie genießen eine tolle Gastfreundschaft.

Das gilt nicht nur für Gästehäuser wie das Auberge Inn bei Jericho oder das gemütliche und künstlerisch gestaltete Mosaic Guest House in Sebastia, sondern für die gesamte Atmosphäre in Palästina. Touristen werden in den Autonomiegebieten überall willkommen geheißen – und zu sehen gibt es jede Menge.

Auf dem Abraham-Pfad
So schlendern wir in Sebastia erst durch die Ruinen der römischen Stadt und ihrer Akropolis, im Ortskern besuchen wir danach eine ganz besondere Moschee. Sie ist zur Hälfte historische Kirche und für Pilger ein Heiligtum: In der Gruft wurde Johannes der Täufer festgehalten.

Abends genießen wir arabische Spezialitäten in historischem Ambiente, am nächsten Morgen entdecken wir die Gegend auf den Rücken von Eseln. Am Tag darauf geht es wandernd über den Abraham-Pfad.
Auf ihm könnte man in rund einer Woche bis Jerusalem wandern, doch uns fehlt die Zeit: Noch an diesem Abend wollen wir in der Heiligen Stadt mit Palästinensern über den Ausbau des Tourismus in ihrem Land sprechen.

Ein erster Start ist gemacht: Gemeinsam mit der Kooperation TSS und dem Berliner Veranstalter Falk Reisen gibt es seit einem Jahr einen Katalog, der die Angebote diverser Incoming-Agenturen bündelt und in Deutschland buchbar macht. Bestellt werden kann die Broschüre per E-Mail an tours(at)falk.world.

Matthias Gürtler
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