Katar

Katar: Ein Streifzug durch die Highlights des Emirats

Vom Museum für Islamische Kunst hat man einen tollen Blick auf Doha

Vom Museum für Islamische Kunst hat man einen tollen Blick auf Doha. Foto: Lord Runar/istockphoto

Blau, grün, rot, gelb – am Abend funkelt Doha in allen Farben. Fast wie aus dem Nichts erstrahlen die Skyscraper – Hochhäuser hört sich für die hunderte Meter in den Himmel ragenden Gebäude zu profan an. Und so wie sich die Skyline der Hauptstadt des Emirats Katar am Abend sekündlich verändert, so diversifiziert sich auch das Angebot rasant.

Gerüchten zufolge investiert die Regierung rund eine Milliarde US-Dollar jährlich in Kunst und Architektur. Extrem viel Geld, aber wichtig, um zwei Ziele zu erreichen: Die Gäste sollen wiederkommen. Und Katar möchte aus dem Schatten von Abu Dhabi oder Dubai treten.

Um mit Riesenschritten die Bekanntheitsskala zu erklimmen, wurden seit Beginn der touristischen Ära vor gut 15 Jahren Stararchitekten für den Bau der Museen engagiert. Ieoh Ming Pei, verantwortlich für die Glaspyramide im Pariser Louvre, hat das Museum für Islamische Kunst (MIA) konzipiert.

Damit der Prachtbau von überall gut sichtbar ist, wurde etwa einen Kilometer von der Altstadt Dohas entfernt kurzerhand Land im Meer auf-geschüttet. Heute können sich die Besucher über 14 Jahrhunderte hervorragend aufbereitete islamische Kunstgeschichte informieren. Leiterin des Museums ist seit 2017 die Islamwissenschaftlerin Julia Gonnella.

Das MIA ist zwar die bekannteste, aber nicht die einzige Kunstsammlung. Empfohlen seien auch das ganz in weiß gehaltene Mathaf, das Arabische Museum für moderne Kunst, und die Ausstellungen im Katara Art Center. Und auch Scheich Faisal Bin Qassim Al Thani präsentiert die von ihm gesammelten rund 15.000 Exponate – darunter auch jahrhundertealte Holztüren und Autos aus verschiedenen Epochen – in einem eigenen Museum.

An der Uferpromenade Corniche erstrahlt seit Anfang 2019 ein weiteres Highlight, das von der französischen Koryphäe Jean Nouvel geplante Nationalmuseum. Rund 500 Millionen US-Dollar soll der Bau in Form einer Wüstenrose verschlungen haben, der am schönsten aus der Luft zu bewundern ist. Gespart wurde in dem Prachtbau, in dem kein Fenster dem anderen gleicht, an nichts. Und so können sich heute die Besucher in den weitläufigen Innenräumen über den Aufstieg Katars von einer Nation der Perlenfischer bis in heutige Zeit informieren und hin mittels ausgetüftelter Produktionstechnik selbst erleben.

Vor allem Technik-Freaks und Selfiejunkies dürfte das Museum der Illusionen mit seinen Spielereien gefallen, die sich auf Instagram gut machen. Schon mal durch die Luft geschwebt oder mit dem Doppelgänger am Tisch gesessen?

Ungewöhnlich für ein islamisches Land sind die 14 Figuren, die erst seit kurzem unverhüllt vor dem Medical and Research Hospital stehen. Damien Hirst zeigt in seiner „Miraculous Journey“ den Weg des Lebens, von der Befruchtung bis zur Geburt in jedem Detail.

Auch mit temporärer Kunst kann das Emirat aufwarten: 2019 lag für mehrere Monate eine 40 Meter lange aufblasbare Comicfigur des Künstlers Kaws an der Corniche, die von den Kataris im Sekundentakt fotografiert wurde.

Reich verziert sind auch die Stationen der ersten U-Bahn des Landes. Ziel ist, dass bis zur Fußball-WM im Winter 2022 alle Stadien per U-Bahn angebunden sind. Ein Teil der acht Stadien ist noch in Bau, jedes hat für sich den Anspruch, ein Kunstwerk zu sein. Nach der WM sollen die örtlichen Vereine des fußballverrückten Emirats hier spielen.

Sylvia Raschke