Taiwan

Insel der Superlative

Blick auf Taipeh vom Elephant Hill

Blick auf Taipeh vom Elephant Hill. Foto: fh

Wilde Berge, heiße Quellen und viel traditionelle Kultur – das kleine Land hat noch jede Menge touristisches Potenzial

Daoistische Gläubige während einer Prozession in Taipeh

Daoistische Gläubige während einer Prozession in Taipeh. Foto: fh

Die Aussicht von der Zhuilu Old Road ist atemberaubend: Hohe Gipfel vor blauem Himmel, so weit das Auge reicht, dazwischen sattgrüne Sträucher. Unten im Tal gluckert der Liwu-Fluss zwischen weißen Marmorfelsen. Nur dass niemand zu ihm herunterschauen mag.

Vom Wanderweg bis zur Talsohle sind es 600 Meter steiler Abgrund. Ein dünnes Seil begrenzt den Weg, der in die Steilwand geschlagen wurde. Kein Wunder, dass der Zugang zum Zhuilu-Trail auf knapp hundert Wanderer am Tag begrenzt ist. Wer keinen Platz ergattert, muss nicht verzagen, denn spektakuläre Wege gibt es im taiwanischen Zentralgebirge mehr als genug – und natürlich kann man sie auch mit weniger Abenteuerfaktor erleben.

Kaum größer als Baden-Württemberg zählt die Insel 268 Dreitausender-Gipfel, von denen die meisten noch bis in die 1990er Jahre militärisches Sperrgebiet waren. Der Bau-Boom der 1970er ging an ihnen genauso vorüber wie die frühe touristische Erschließung mit all ihren Beton gewordenen Fehlern. Stattdessen warten behutsam erschlossene Naturwunder auf den Besucher: Von der bis zu 1.666 Meter tiefen Taroko-Schlucht bis zu den 800 Meter hohen Qingshui-Klippen an der Ostküste.

Heiße Quellen als Treffpunkt

Gut ein Fünftel der Insel steht heute unter Naturschutz, ist aber durchzogen von Wander- und Radwegen. Denn auch die Taiwaner machen sich gerne auf in die Natur. Die Chance ist groß, dass man sie nicht nur unterwegs, sondern auch abends trifft – in den heißen Quellen, die fast überall aus dem Boden sprudeln und in den Hotels für Abendprogramm sorgen. Ihnen ist auch zu verdanken, dass der Jetlag Reisenden selten Probleme macht – sie stellen sich, nach drei gefühlt kochenden Badegängen, eher die Frage: „Wie schleppe ich mich bitte jetzt noch aufs Zimmer?“

Trotz der grandiosen Landschaften ist Taiwan aber nicht nur eine reine Naturdestination, sondern auch ein kulturelles Highlight. Mehr als 15.000 Tempel gibt es auf der Insel – buddhistische, daoistische, konfuzianische und nicht wenige, die alles miteinander vereinen. Jeder Gläubige stellt sich seinen persönlichen religiösen Mix zusammen. Selbst Taipeh überrascht mit Nachbarschaftstempelchen, deren Dächer sich in den Wolkenkratzern spiegeln. Egal, ob zum chinesischen Neujahr oder zum Geburtstag eines lokalen Gottes: Prozessionen, die sich wie eine lärmende Erscheinung durch die Straßen winden, sind keine Seltenheit.

Lebendige Kultur

Fotografen werden in Taiwan glücklich, zumal sich keiner darum schert, wer im Trubel wen ablichtet. Nirgendwo ist die chinesische traditionelle Kultur, unbeschadet von politischen Kampagnen, so lebendig. Besonders schön zeigt sich der Reiz Taipehs abends vom Elephant Hill: Er bietet den besten Blick über das Lichtermeer und die Illuminationen des Taipei-101-Wolkenkratzers. In Sachen Aussicht macht den Taiwanern so schnell keiner was vor.

 

Reiseinfos

Erreichbar ist Taiwan sogar per Non-Stop-Flug: China Airlines startet täglich ab Frankfurt und viermal die Woche ab Wien nach Taipeh, während Eva Airways die taiwanische Hauptstadt viermal wöchentlich ab München ansteuert. Die Flugzeit ‧beträgt 12-14 Stunden. Weitere Infos gibt es unter www.taiwantourismus.de. Rundreisen und individuelle Taiwan-Touren bieten beispielsweise Ikarus Tours, Gebeco und auch Diamir an.

Francoise Hauser
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