Schweden

Lachsfang vor dem Stadtschloss

Gut drei Stunden dauert die längste Route durch die Stockholmer Wasserlandschaft. Noch länger sind Touristen unterwegs,...

Stockholm: In der schwedischen Hauptstadt spielt Wasser die Hauptrolle

... die sich für ein Privatboot als Fortbewegungsmittel entscheiden. Fotos: rh

Fast bis zur Hüfte reicht Herrn Jönssons Tagesfang. Ein kapitaler Lachs, geangelt mitten in Stockholm, in den Gewässern vor dem Schwedischen Reichstag. Hundert Schritte weiter findet auf dem ebenso viele Treppenstufen höher gelegenen Schlossplatz derweil die mittägliche Wachablösung der königlichen Dragoner statt. Nach der Schweizergarde des Papstes sind sie das älteste Regiment der Welt.

Trotz berittener Garde ist Stockholm aber zuallererst eine Wasserstadt. Vierzehn Inseln bilden die Metropole, Gamla Stan ist die am längsten besiedelte. Dicht drängen sich die Besucher durch die schmalen, von Souvenirbuden, Läden und Lokalen gesäumten Altstadtgassen. Stimmengewirr und Ellbogennähe herrscht auch auf dem kleinen Stortorget-Platz mit dem Nobelmuseum und der Schwedischen Akademie. Aber wer aus der Masse nach rechts oder links schaut, sieht immer irgendwo Wasser schimmern. Daher verzichten wir fürs Erste auf den Service der T-Bana, wie die an vielen Stationen kunstvoll ausgestattete U-Bahn hier heißt, schlendern stattdessen zum Skeppsbron und besteigen eines der vielen Boote, die durch die Stockholmer Wasserlandschaft touren.

Gut drei Stunden dauert die längste Route, vorbei am Rathaus mit seinem markanten Turm auf Kungsholmen, an kleinen Stränden, an Uferkneipen. Das angesagte ehemalige Arbeiterviertel Södermalm wird umrundet; im Mälarsee geht es vorbei an der einstigen Gefängnisinsel Langholme, die heute ein grünes Idyll ist mit Picknickplätzen, Hotel und Jugendherberge.

Ebenfalls eine ungewöhnliche und preiswerte Unterkunft, der historische Dreimaster AF Chapman, ankert vor Skepsholmen, jener Insel, die auch das Museum für Moderne Kunst birgt. Das Museum lockt mit einem Skulpturengarten, in dem die drallen Nanafiguren von Niki St. Phalle ebenso ausgestellt sind, wie die riesigen Mobiles von Nigel Calder. Auch die Kunsthochschule und eine kleine Werft sind auf Skepsholmen angesiedelt. In enger Reihe schaukeln hier Kutter, Yachten - und so manches Hausboot.

Bei Djurgarden kreuzt einer der mächtigen Sealiner nach Helsinki unsere Spur, aber den Blick bannt eher die eigenwillige Architektur des Vasa-Museums, die der Gestalt des legendären historischen Schiffs angepasst wurde. Am Nybrokkaien endet die Ausflugsfahrt; fast unmittelbar zu Füßen des Königlichen Theaters.

Östermalm heißt dieses vornehme Viertel, mit eleganten Fußgängerzonen, Musikmuseum, Design-Hotels, der winzigen altmodischen Konditorei Sturekatten und der Salu-Hall, dem backsteinernen Marktparadies, wo alle Köstlichkeiten Schwedens locken - und an Restaurant-Tischen oder Sitztresen auch zum sofortigen Verzehr serviert werden.

Spätestens auf Östermalm wird deutlich, dass Stockholm nicht nur eine Wasser-, sondern auch eine Wieseninsel ist: der Humlegarden im Viertel ist einer von hundert Parks im Stadtgebiet. Vierzig Prozent der Metropole besteht aus Grünflächen - und stolz nennt die Stadt mit dem Ecoparken den ersten City-Nationalpark Europas ihr Eigen. Mit 19 Quadratkilometern Land- und acht Quadratkilometern Wasseranteil erstreckt er sich vom Ulriksdalpalast im Norden bis zur Insel Fjäderholmarna im Süden.
Rita Henss
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