Montenegro

Der Busen der Loren

Der Skutarisee mit dem Busen Sophia Lorens.

Von wegen Erotik: Montenegro ist vor allem für Aktivurlauber attraktiv

Angelika Temper von der Incoming-Agentur 3e-travel. Fotos: Andrea Baumgartner, mg

Der Louvre ist weit weg, die Eremitage und die Uffizien nicht weniger. Auf den Kilometer genau sind die Entfernungsangaben auf dem Schild im Zentrum von Cetinje. Der Hinweis auf die großen Kulturtempel Europas macht eines klar: Man weiß, was im Rest der Welt passiert.

Das Selbstbewusstsein hat viel mit Fürstbischof Petar II. Petrovic-Njegos zu tun, der Mitte des 19. Jahrhunderts regierte. Er gilt als bedeutendster Dichter des Landes, führte Steuern und Gesetze ein, gründete die erste Schule und eröffnete in Cetinje die erste Druckerei des Landes.Heute ist das gemütliche Provinzstädtchen für Montenegriner eine bedeutende kulturhistorische Stätte und ein beliebtes Ausflugsziel. Das gilt auch für Touristen: Sie kommen im Sommer von den Küsten herauf, um etwas mehr von Montenegro zu sehen als Strände, Buchten und Meer.

Von Cetinje aus geht es per Mietwagen und anschließender Wanderung auf den 1.800 Meter hohen Gipfel Stirovanik, wo heute ein Mausoleum an Njegos erinnert. Den Platz suchte er selbst 1854 aus: Hier wollte er zur letzten Ruhe getragen werden, um im Tod einen Rundumblick auf seine Heimat genießen zu können. Der schönste davon ist der in die Bucht von Kotor mit ihrem gleichnamigen, riesigen Fjord.

Von Cetinje aus geht es aber auch per Mountainbike hinunter ins Tal des Schwarzen Flusses und weiter zum Skutarisee, dem größten Binnensee des gesamten Balkans. Die alte Partisanenstraße, die im Kampf gegen die K.u.K.-Monarchie eine wichtige strategische Rolle spielte, wurde zu Titos Zeiten asphaltiert, ist nahezu autofrei und ein Paradies für Radler.

Während oben Laubbäume und weiße Karstberge den Ton angeben, haben die Gletscher der Eiszeit weiter unten kleine, fruchtbare Schwemmlandflächen hinterlassen. An den Hängen stehen Zypressen, in den Gärten hängen Granatäpfel an den Bäumen. Die Weintrauben sind jetzt im Herbst bereits abgeerntet, der "Busen der Loren" jedoch kann über das ganze Jahr hinweg bewundert werden.

Die beiden Berge schimmern in der Ferne mitten im Skutarisee und werden im Volksmund nicht nur wegen ihrer besonderen Optik so genannt: Die Montenegriner sind Sophia Loren noch heute dankbar, dass sie mit ihren Urlaubsaufenthalten in den 60er Jahren das Land europaweit bekannt gemacht hat.

Zwischen Lovcen-Nationalpark und Skutarisee ist auch die Region der Imker, von denen sich acht zum "Honey Trails and Tails"-Projekt zusammengeschlossen haben und interessierten Gästen über die Honigproduktion in den teilweise jahrhundertealten Betrieben erzählen. Kleine Wegweiser führen zu ihren Häusern - Gäste dürfen ganz unangemeldet hereinschneien. Haben sie Glück und treffen jemanden an, bleibt es selten bei der Honigverkostung: Geräucherter Schinken, etwas Brot und ein Schnaps - hier ist es meist Raki - gehören in Montenegro immer dazu.

Das "Honey Trails and Tails"-Projekt gehört zum Entwicklungskonzept Montenegros, den nachhaltigen Tourismus zu fördern und das Hinterland mehr zur Geltung zu bringen. Immer mehr Wanderwege sind gut ausgeschildert, immer mehr Gasthäuser und Pensionen laden zur Einkehr ein. Seit diesem Jahr verbindet der 200 Kilometer lange "Peaks of the Balkan" Montenegro sogar mit Albanien und dem Kosovo. Am Skadarskosee, der sich malerisch in die Landschaft einschmiegt, lädt der "Old Royal Montenegro Trail" zum Wandern ein. Hier empfangen Winzer, Fischer und Bauern die Besucher mit kulinarischen Überraschungen und öffnen für sie Weinkeller, Käsereien und Räucherkammern.

Bei alldem ist die Küste nie weit entfernt. Cetinje liegt gerade einmal 20 Kilometer von der Strandmetropole Budva entfernt. Und die spektakuläre Aussichtsplattform am Mausoleum von Njegosev ist keine fünf Kilometer von der Unesco-Welterbestätte Kotor entfernt. In atemberaubenden Serpentinen geht es von hier aus 1.500 Meter hinunter zum südlichsten Fjord Europas.


Matthias Gürtler

Aktivurlaub in Montenegro
Mountainbike- und Wandertouren, aber auch Skitouren im Norden des Landes bietet die Incoming-Agentur 3e-travel an. Geführt wird sie von der Österreicherin Angelika Temper, als deutsche Partnerin ist Andrea Baumgartner tätig. Sie ist unter andrea(at)element-natur.com erreichbar. Allgemeine Infos gibt es unter www.montenegro.travel oder beim Frankfurter Tourismusbüro telefonisch unter 0 69 / 24 24 62 12. Angeflogen wird Montenegro im Sommer 2013 von Condor und Air Berlin. Montenegro Airlines fliegt ganzjährig.