Finnland

Die Inseln des Friedens

Die Flagge der „Inseln des Friedens“: ein rot-gelbes Kreuz auf blauem Grund.

Auf den Aland-Inseln bei Finnland und Schweden sind Familien richtig

Blick aus dem Fenster der Lotsenstube in Mariehamn.

Im mittelalterlichen Schloss Kastelholm können Kinder Ritter und Burgfräulein spielen. Fotos: am

Die Uhren gehen auf den Aland-Inseln noch ein bisschen langsamer als auf dem Festland – dabei ist doch Skandinavien schon der Inbegriff von Ruhe und Gelassenheit. Mit nur 70 Stundenkilometern, der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, gleitet das Auto gemächlich über die leere Landstraße aus zermahlenem rotem Inselgranit, rundherum grüne Landschaft oder blaues Meer.

Nach einer halben Stunde Fahrt ragt das mittelalterliche Schloss Kastelholm in den hohen Himmel, im 14. Jahrhundert eine wichtige Verteidigungsanlage. Heute ist das Schloss ein beliebtes Ausflugsziel auf der Hauptinsel Fasta Aland, besonders auch für Eltern. Ihre Kinder toben durch die alten Mauern, spielen Ritter und bewundern historische Burgfräuleingewänder.

Auf dem Rückweg lockt mitten im Wald eine alte russische Militäranlage mit Aussichtsturm zum Stopp – die Aland-Inseln waren über lange Zeit entweder schwedisch oder russisch besetzt. Seit 1917 gehören sie nun zu Finnland, sind aber selbstverwaltet mit eigenem Parlament. Stolz flattern die aländischen Flaggen mit dem rot-gelben Kreuz auf blauem Grund im Wind. Die Eilande sind heute entmilitarisierte Zone und nennen sich deshalb auch „Inseln des Friedens“. Grünes Land mischt sich mit grau-blauem Wasser, rund geschliffene Felsen leuchten rot am Ostseeufer.

Überall finden sich Badestellen für kleine und große Wasserratten. Das milde Klima mit seinen überdurchschnittlich vielen Sonnentagen sorgt auch für eine üppige Obst- und Gemüseernte – und nebenbei für einen der besten Apfelbranntweine Skandinaviens, den „Alvados“, der auf Tjudö Vingard entsteht.

Aland besteht aus mehr als 6.500 Inseln und Inselchen. Ihre Bewohner sprechen meist Schwedisch. Wo Menschen leben, sind Fähren im Einsatz – oft sogar kostenlos. Boote gehören hier einfach zum Leben: Berühmtestes Beispiel für Alands Seefahrertradition ist das alte Segelschiff „Pommern“, das als Teil des Seefahrtsmuseums vor der Inselhauptstadt Mariehamn liegt. Die Kinder staunen, wie riesig die Frachträume im Bauch des Museumsholzschiffes sind, das früher Weizen bis Australien brachte. Heute ist die „Pommern“ das einzige original erhaltene Frachtsegelschiff der Welt.

Nach einem Eis und dem Bummel durch das sommerlich lebendige Städtchen Mariehamn – der übrigens einzigen Stadt der Inseln, 11.000 der insgesamt 27.000 Alander wohnen hier – zieht es Besucher meist selbst aufs Wasser. Etwa im Motorboot, das über die Ostsee knattert und bald auf der alten Lotseninsel Kobbar Klintar anlandet. Von dieser ehemaligen Station aus leiteten die Lotsen früher die großen Frachter durch das Labyrinth der Felsen nach Mariehamn.

Gerade schiebt sich wieder eine Fähre am Fenster der Lotsenstube vorbei: Heute laufen die großen Personenfähren Mariehamn im Stundentakt an. Vor allem, weil die Stadt zollrechtlich außerhalb der EU-Zone liegt, so dass für Fährgäste Zigaretten und Alkohol zollfrei zu haben sind. Für viele ist dies der einzige Grund, kurz mal auf die Aland-Inseln zu kommen. Sie wissen nicht, was sie verpassen – Natur, skandinavische Gastfreundschaft und nicht zuletzt ein herrlich entspanntes Urlaubs-Feeling.
 

Anreiseinfos
Gleich vier Fährlinien der Ostsee steuern Mariehamn auf dem Weg nach Schweden, Finnland oder Estland an: Silja Line, Viking Line, Ekerö Linjen und Tallink (www.silja.com, www.vikingline.fi, www.eckerolinjen.se und www.tallinksilja.com)

Anke Benstem
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