Frankreich

Freundliches Völkchen mit guter Küche

Die Wurst Tiote Biloute wurde zu Ehren des Kinoerfolgs kreiert.

Die französische Region Nord-Pas de Calais wurde durch den Kinoerfolg „Willkommen bei den Sch’tis“ weltbekannt

In Nordfrankreich gibt es sogar ein lokales Bier mit dem Namen „Ch’ti“.

Miesmuscheln sind eine Spezialität in der Region Nord-Pas de Calais. Fotos: sm

An der lilafarbenen Tür im schnuckeligen Café de la Poste am Place de la Republique hängen noch immer Filmplakate und Fotos von lachenden Statisten, Arm in Arm mit den Stars der französischen Filmszene. An den Wänden prangen gelbe Schilder mit dem Emblem „Ch’ti“ – ein bekanntes helles Bier der früheren Bergbauregion. Jacques Martel schmunzelt: „Wir hatten großes Glück, dass sie ,Willkommen bei den Sch’tis' hier bei uns gedreht haben.“

Vor der Komödie über den Südfranzosen, der in eine Postfiliale im Norden des Landes strafversetzt wird, gab es in Nord-Pas de Calais quasi kaum Tourismus, sagt der ehemalige Pressesprecher des Städtchens Bergues. Urlauber seien hier eher mal so vorbeigefahren, auf der Durchfahrt Richtung England oder in die Normandie. Doch der Kinoerfolg – allein über 20 Millionen Franzosen haben den Film gesehen – hat vieles verändert.

Der Norden ist jetzt beliebt. Verdientermaßen. Reizvolle Küstenlandschaften, breite Sandstrände, grüne Weiden, imposante Kulturstädte – und eben gemütlich-urige Dörfchen wie das nette Bergues.

2008 wurde es weltbekannt als Originaldrehort für die Sch’tis-Parodie von Dany Boon, ebenfalls aus der Gegend: Neue Cafés, Restaurants und Hotels wurden eröffnet. Der Tourismus begann und brachte Jobs. „Und der Glockenspieler unseres Belfrieds lässt jetzt täglich seine Glocken über dem flämischen Flachland ertönen, früher seltener“, sagt der sympathische Jacques mit dem grauen Vollbart. Der ursprünglich im 14. Jahrhundert erbaute Wachturm war von deutschen Truppen 1944 zerstört und nach dem Krieg in vereinfachter Form mit 193 Treppen wieder aufgebaut worden.

Das Dorf in der Provinz Flandern, zwischen Dünkirchen und der Kulturmetropole Lille gelegen, ist mit seiner alten Stadtmauer, den Kanälen und Gräben ein echtes Juwel. Ruhig und gemütlich. „Auch wenn es seit dem Film lebendiger bei uns geworden ist, und die Einwohner jetzt offener sind“, erzählt Jacques, während die Gäste den Gateau Ch’ti Berguois in einem Café probieren. Ein leckerer Apfelkuchen mit Calvados-‧Note.

Später am Abend geht’s in der ‧Taverne Le Bruegel, einem so genannten „Estaminets“ mit flämischer Wirtsstube und Kamin, fröhlich und gesellig zu. An Holztischen sitzen hier die Gäste nach der Arbeit zusammen und essen typisch regionale Gerichte wie Carbonade Flamande, einen Fleischtopf mit Biersud. Recht deftig. Die „Sch’tis“ sind ein freundliches Völkchen, das gute Küche schätzt.

In den Küstenorten bei Bergues wird natürlich traditionell Fisch serviert sowie Austern und Hummer. Ein guter Tipp zum Probieren: die Märkte, beispielsweise in Calais. Heiß begehrt sind auch die Moules Frites – Miesmuscheln, die in einem Kräutersud gekocht werden. Dazu gibt’s Pommes frites und ein Bier der Hausbrauerei. In Nordfrankreich kommen Besucher gar nicht umhin, dieses Gericht zu probieren, auf jeder zweiten Menükarte ist es zu finden. Auch in Bergues entdeckt man Friteries. Seit dem „Sch’tis“-Streifen sind sie beliebter denn je, da eine der Szenen an einem solchen Imbisswagen spielt.



Sandra Malt

 

Weiterführende Links
Hotel Au Tonnelier: www.autonnelier.com
Sterne-Lokal mit Hotel L’auberge du Vert Mont: www.aubergeduvertmont.fr Eineinhalbstündige „Ch’ti Tour“ in Bergues: www.bergues-tourisme.fr
Trödelmesse „Braderie de ‧Lille“, erstes September-‧Wochenende: www.lilletourism.com
Tourismusbüro Nord-Pas de Calais: www.nordfrankreich-tourismus.com