Kroatien

Adel mit Silberblick

Blick von der Burg über die Dachlandschaft

Blick von der Burg über die Dachlandschaft

Kroatien: Sibenik als Schönheit zwischen Fluss und Meer

Fries am Dom: Manche der Porträtierten sehen leicht behämmert aus. Das hat seinen Grund.

Fries am Dom: Manche der Porträtierten sehen leicht behämmert aus. Das hat seinen Grund. Fotos: aze

„Guck mal, wie der guckt!“ Kein Zweifel, der edle Herr schielt. Wie seine anderen in Sandstein verewigten 75 Mitbürger der Stadt Sibenik hat er über 600 Jahre auf dem Haupt. Und neben durchaus würdevollen Porträts schmückt eben auch eine ganze Reihe recht deppert dreinblickender Köpfe den einmaligen Fries an der prachtvollen Kathedrale des Heiligen Jakob. „Das waren reiche Bürger und Adlige, die nicht genug für den Kirchenbau gespendet haben“, interpretiert Fremdenführerin Nada die karikierenden Seitenhiebe des Bildhauers Dalmatinac auf geizige Geldsäcke.

Der Pranger ist am Domplatz
Aber natürlich stellt der Fries nur eines der vielen großartigen Details der mächtigen Kirche dar, dem wohl bedeutendsten Bauwerk seiner Zeit an der Adria – in Gotik begonnen und in Renaissance vollendet –, das längst zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Das Tonnendach aus ineinandergefügten Steinplatten gilt bis heute als Meisterwerk der Baukunst, staunenswert auch das von Löwen flankierte, kunstvolle Portal.

Nicht weniger beeindruckend zeigt sich der Domplatz. Hier spaziert man über blank getretenes Marmorpflaster und bewundert die eleganten Gebäude ringsum. Den Rektoren- und den Bischofspalast und die hübsche Loggia mit ihren Arkaden. „Hier wurden Versteigerungen und Gerichtsverhandlungen abgehalten“, sagt Nada und zeigt auf die mittlere Säule. Sie diente als Pranger für Diebe, Zechpreller oder Ehebrecherinnen.

Blütezeit unter den Venezianern
Aber jetzt will uns Nada ihre Stadt aus der Vogelperspektive zeigen. Und dafür geht es steil bergan, durch enge Gassen und über ausgetretene Treppen hoch zur Festung Sv. Mihovil. Sie ist die älteste von drei Festungsanlangen, die das Stadtbild prägen. Es bietet sich ein toller Blick über die Dachlandschaft der Stadt, aus dem das markante Tonnengewölbe des Doms aufragt, dahinter die vorgelagerten Inseln und die geschützte Sibeniker Bucht mit der Mündung des Flusses Krka. Hier starten die Ausflüge zu den berühmten Wasserfällen des Krka-Nationalparks.

Der bei 33 Grad doch mächtig schweißtreibende Aufstieg hat sich gelohnt; beim Abstieg belohnt uns Nada mit einem Einkehrschwung in das Kloster Sv. Lovro – genauer gesagt, in den reizenden Klostergarten, wo zur Abkühlung leckerer Eiskaffee lockt.

Dazu gibt’s einen kleinen Abstecher in die Geschichte: Im Vergleich zu anderen Städten in Dalmatien ist Sibenik mit gut 1.000 Jahren noch relativ jung. Die geschützte Lage mit nur einem schmalen Durchfluss zur Adria weckte schon immer Begehrlichkeiten: Das kroatisch-ungarische Königreich wurde von Venedig erobert, später kamen Franzosen und dann die Österreicher mit ihrer K.u.K.-Monarchie. Die Blütezeit erlebte Sibenik jedoch unter venezianischer Herrschaft, als die prächtigsten Bauwerke entstanden und die Stadt gegen die anrückenden Türken befestigt wurde.

Nach Rast im Klostergarten, führt Nada durch die Flaniermeilen Don Krste Stosica und Zagrebacka. Hier gibt es repräsentative Patrizierhäuser und zahlreiche Kirchen wie die Sv. Franzisk mit schöner Sonnenuhr oder die des heiligen Chrysogonus mit der ältesten Glocke Kroatiens zu bewundern. Und auch schicke Boutiquen internationaler Labels und immer wieder tolle Eisdielen mit ihren Wahnsinns-Geschmackskreationen.

Monika Zeller
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