Bulgarien

Hauptstadt im Schatten

Die Alexander-Nevski-Kathedrale ist das Wahrzeichen von Sofia.

Die Alexander-Nevski-Kathedrale ist das Wahrzeichen von Sofia.

Bulgarien: Sofia wird von großen Veranstaltern nicht angeboten

Besonders in den alternativen Gegenden der Stadt sieht man viele Graffitis.

Besonders in den alternativen Gegenden der Stadt sieht man viele Graffitis. Fotos: sw

Sofia ist so etwas wie ein Stiefkind im europäischen Städtetourismus. Die großen Veranstalter bieten die bulgarische Hauptstadt nicht an. In ihrem Mix von historischen Sehenswürdigkeiten, Prachtgebäuden, Ostblock-Charme, modernen Bauten und alternativem Lebensstil passt sie jedoch gut ins Portfolio kleinerer Anbieter wie Take a Chance to Travel (TAC), der sich auf Bulgarien-Reisen spezialisiert hat.

Grünste Stadt Osteuropas
Was braucht es, damit Sofia aus dem Schattendasein heraustreten kann? TAC-Geschäftsführerin Sibila Tasheva hat eine umfassende Wunschliste: „Mehr Flüge von Deutschland nach Sofia, günstigere Flugpreise, mehr gute Guides, die fließend Deutsch sprechen, sowie mehr Information und Werbung in Deutschland.“

Die meisten Attraktionen der 1,3-Millionen-Stadt können zu Fuß erwandert werden. Wahrzeichen ist die Alexander-Newski-Kathedrale mit ihrem 53 Meter hohen Glockenturm und ihren goldglänzenden Kuppeln. Das 1913 erbaute bulgarisch-orthodoxe Gotteshaus fasst 5.000 Gläubige.

Gleich hinter der Kathedrale bietet der Flohmarkt unzählige Fotomotive. Älteste Kirche der Stadt ist die Sweti-Georgi-‧Rotunde aus dem 4. Jahrhundert. Das Gotteshaus diente auch schon als Stall und gar als Moschee. Es liegt beim Präsidentenpalast, dessen Wachsoldaten – im Sommer weiß-rot herausgeputzt, im Winter grau gekleidet – wiederum ein beliebtes Fotomotiv sind.

Mit ihren Parks und Grünanlagen gilt Sofia als die grünste Stadt in ganz Osteuropa. Hier spielt sich im Sommer ein Großteil des öffentlichen Lebens ab. Vor dem Nationaltheater Iwan Wasow widmen sich Paare am helllichten Tag ihren öffentlichen Tanzstunden.

Die Cafés in Sofias wichtigster Einkaufsstraße, dem Vitosha Boulevard, sind brechend voll. Der Boulevard ist alles andere als elegant, wie so vieles in der Stadt ein wenig abgewrackt ist: Straßen, Bürgersteige, die Fassaden einst prächtiger Häuser aus der Gründerzeit.

Das macht andererseits den Charme aus. In bestimmten Straßen erinnert Sofia an den Berliner Bezirk Kreuzberg. Nur sind die Wände hier bunter. Besonders viele Graffiti sind in der Tsar Ivan Shishman Ulitsa zu sehen, einem Zentrum der alternativen Szene. Dass so viele Stromkästen in der Stadt bunt bemalt sind, ist einem öffentlichen Kunstprojekt zu danken.

Auffallend sind die vielen Kleks-Läden. Kleks bedeutet bücken: Wer in diesen Kiosken, die unterhalb des Straßenniveaus liegen, einkaufen will, muss sich tief zum Verkaufsfenster bücken. In dieser Gegend liegen auch gemütliche Cafés mit alternativem Touch, zum Beispiel „The apartment“ mit unterschiedlich gestalteten „Wohnzimmern“, als sei man zu Besuch in einer privaten WG.

Wandern und Skifahren
Zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt die Kirche von Boyana mit Bautrakten aus dem 10., 13. und 19. Jahrhundert. Wegen ihrer herrlichen Fresken von 1259 wurde die Kirche, heute ein Museum, in die Unesco-Weltkulturerbeliste aufgenommen. Sie befindet sich am Fuß des über 2.000 Meter hohen Vitoscha-Gebirges. Wer länger Urlaub in Sofia macht, findet hier attraktive Reviere zum Wandern und Mountainbiken – und im Winter zum Skifahren.

Horst Schwartz