Kite-Surfen lernen in drei Tagen: ein Selbstversuch
Wie oft hat man im Urlaub sehnsüchtig aufs Meer oder den See geschaut, wenn die Kiter mit der Leichtigkeit von Schmetterlingen übers Wasser flatterten?
Immer dachte man: Das möchte ich machen. Um gleich den zweiten Gedanken anzuschließen: Aber bis man das kann, das lohnt sich nicht bei zwei Wochen Ferien. Man nahm mit der Luftmatratze vorlieb und sagte sich entschuldigend: Kiten-Lernen ist einfach zu aufwändig.
„Kiten kann man in kürzester lernen“, meint dagegen Kite-Lehrer Daniel Gredler, der am österreichischen Achensee die Kitesurf-Schule „Learn 2 Kite“ betreibt. Sein ältester Kunde war 73 Jahre, der jüngste Schüler erst neun Jahre alt.
„In der Regel klappt es mit den Fahrversuchen nach drei Tagen“, meint Gredler. Fliegen würde man häufig früher. Der Trainer lacht verschmitzt, während die Schüler ungläubig schauen und fragen: „Erst fliegen und dann fahren?“ Gredler ist ein Typ, der nicht nur mit dem Kiten und dem Wind verwachsen zu sein scheint, sondern immer einen Spaß auf den Lippen hat. Nur diesmal ist es keiner.
Ernst ist der Beginn, denn aller Anfang ist schwer. Zunächst werden die Schüler mit Schirm, Pumpe und den 23 Meter langen Leinen vertraut gemacht. Draußen auf dem See springen einige Profis über die Gischt. Jeder Kursteilnehmer würde das Gleiche am liebsten sofort machen, aber aller Anfang ist eben auch langweilig – wie etwa das Erklären des Schirms und die Ausführungen der Sicherheitsvorkehrungen.
Dann geht es aber los, quasi mit Drachensteigen: Die Bar ist nicht nur die Lenkstange, sondern auch Gaspedal und Bremse. „Nehmt die Bar wie beim Fahrradfahren, da lenkt man auch mit Rechts-Links-Bewegungen“, erkärt Gredler. So mancher Schüler mimt eher den Autofahrer und dreht wie am Lenkrad. „So habt ihr keine Chance. So könnt ihr nicht nicht fahren und so könnt ihr nicht fliegen“, schimpft Gredler milde.
Wichtig für Anfänger ist die Wahl des Reviers: Es muss verlässlichen Wind haben und am besten eine Lagune oder flaches Wasser.
Beides trifft auf den Achensee zu. Er ist ein so genanntes Stehrevier: So lernt der Schüler zwar im Wasser, aber er kann noch stehen. Irgendwann hat einer der Schüler den Schirm so weit, dass er auf zwölf Uhr stehen bleibt. Am zweiten Tag hebt Andreas, ein Arzt aus Karlsruhe, ab: Er fliegt, weil er den Schirm auf neun Uhr bringt. Das ist so viel wie Vollgas und so macht er ohne Brett einen satten Zehn-Meter-Satz.
„Ich habe es euch ja gesagt“, lacht Daniel. „Und wann kommt das Fahren mit dem Brett?“, fragt Andreas. „Ganz sicher morgen ...“ Und so kommt es auch: Bis auf einen Teilnehmer fahren alle Schüler auf dem Brett zwischen fünf und 50 Meter weit. Die Leichtigkeit von Schmetterlingen fehlt zwar noch, aber es ist ja eigentlich auch erst der Anfang.