Dänemark

Aarhus: Neues Denken erwünscht

Das Kulturhauptstadtjahr soll bleibende Spuren hinterlassen

Richtet man den Blick nach unten, sieht man die Pflastersteine „Aarhus 2017“. Dänemarks zweitgrößte Stadt ist in diesem Jahr Europäische Kulturhauptstadt, gemeinsam mit Paphos auf Zypern. 

Entsprechend vielfältig gestaltet sich das Programm unter dem Motto „Let’s rethink“, sagt Kommunikationschef Bent Sörensen. Aarhus wolle zu neuem Denken und Umdenken im Sinne der Nachhaltigkeit ermuntern. Dazu passt das bunte Regenbogenpanorama auf dem Dach des Kunstmuseums Aros. Mit einer neuen Unterwelt und vielen interaktiven Elementen leistet auch das Freilichtmuseum Den Gamle By seinen Beitrag. Dort lädt „The Aarhus Story“ zu einer Reise aus der Wikingerzeit in die Gegenwart.

Von anderen Freilichtmuseen unterscheidet sich Den Gamle By durch das Darstellen städtischen Lebens. Seit der Eröffnung 1914 wurden dafür über 75 historische Bauten aus ganz Dänemark in „Der Alten Stadt“ aufgebaut. Kurator Martin Brandt-Djupdraet ist fast in der Gegenwart angekommen. Stolz präsentiert er das 1975 von der Studentin Anne Lund in Aarhus entwickelte „Atomkraft? Nein danke“-Logo. Eine Straße von 2014 mit fünf Geschäften, drei Wohnhäusern und dem neuen Haupteingang will der Kurator 2020 eröffnen.

In der Havnegade präsentiert er das dänische Wirtschaftswunder von 1974. Da parkt ein VW-Käfer im Hof, die Moped-Werkstatt riecht nach Öl und im Minimarkt stehen Einkaufswagen für den Beginn der Selbstbedienung. In der linken Studentenkommune lässt Brandt-Djupdraet täglich einen Mitarbeiter im Angesicht von Karl Marx und neben dem Wählscheibentelefon rauchen, damit die Atmosphäre stimmt. 

Das Kulturhauptstadt-Team arbeitet im Multimedia-Haus Dokk 1. Skandinaviens größte ‧Bibliothek wimmelt vor Computern, Studenten und Spielangeboten für Kinder. Für jede Geburt im Unikrankenhaus erklingt ein schwerer Rohrgong. Das vollautomatische Parksystem unter einer „Magic Mushroom-Megacity“ lässt bis zu 1.000 Autos im Boden versinken. Zwei Etagen höher hofft Sörensen 2017 auf 1,2 Millionen Übernachtungen in Aarhus’ knapp 3.000 Hotelbetten, 15 Prozent mehr als 2016. „Dieses Jahr wird es hier nicht langweilig“, verspricht Kommunikationschef Sörensen. Aarhus erwarte 34 Kreuzfahrtschiff-Anläufe, dreimal so viele wie zwei Jahre zuvor. 

Mit einer Ausstellung zur Vergangenheit hat unter dem Regenbogen des Aros-Museums die „Garten“-Triennale begonnen. Kunstobjekte finden sich in der gesamten Stadt sowie entlang der Küste. Die Präsentation des Museums mit dem Wikingernamen von Aarhus überrascht. Zum Beispiel mit Per Kristian Nygards Grashügeln oder Pamela Rosenkranz’ blauem, süßlich riechendem Silikonsee. Mit „Not Red But Green“ hat der Norweger etwas geschaffen, das keinen Sinn macht, aber absurd-poetisch wirkt. Hingegen adressiert der runde „Sky Pool“ der Schweizerin den Menschen als entscheidenden Faktor einer neuen geologischen Epoche.

Christian Boergen

Kulturhauptstadt Aarhus

Den Gamle By ist täglich von 10 bis 17 Uhr, vom 24. Juni bis 13. August bis 18 Uhr, geöffnet. Kinder unter 18 Jahren haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen knapp 19 Euro. www.dengamleby.dk 
Das Dokk1 ist werktags von 8 bis 22 Uhr sowie an Wochenenden von 10 bis 16 Uhr geöffnet. www.dokk1.dk/english 
Das Aros-Kunstmuseum hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und mittwochs bis 22 Uhr geöffnet. Kinder haben freien Eintritt, Studenten zahlen etwa 13,50 Euro, Erwachsene 17,50 Euro. http://de.aros.dk 
Alles zum Kulturhauptstadt-Jahr findet man unter www.aarhus2017.dk/de.

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