Dänemark

Grüße aus Grönland

Poseidon Expeditions: Mit der Sea Spirit von Nuuk in die Diskobucht

Die Fontäne bricht durch die Gischt des eiskalten Polarmeeres. Plötzlich taucht der riesige Buckel eines Grönlandwals auf, der elegant durch das eiskalte Wasser gleitet. Zum krönenden Abschluss schwingt er seine Schwanzflosse in die Höhe und taucht in die Tiefen des Davis Straits, der Meerenge zwischen Grönland und Ostkanada, ab. „Kusanaq“, sagt Tuperna. Das ist Grönländisch und bedeutet „Wunderschön“. Tuperna ist Grönländerin und gehört zum Expeditionsteam von Poseidon Expeditions.

Neun Touristen sitzen dick eingemummelt in einem Zodiac. Jeder in dem Schlauchboot trägt eine feuerrote Schwimmweste und fotografiert hemmungslos. Denn ganze sechs prächtige Grönlandwale umgeben das Zodiac. Anders als die Touristen frieren die Tiere nicht, eine 60 Zentimeter dicke Fettschicht schützt die Wale vor der arktischen Kälte. Das Zodiac hat gerade ihre Migrationsroute gekreuzt. Grönlandwale ziehen jedes Frühjahr vom Süden Islands bis weit in den Norden.

Die Expedition startet in Nuuk

Doch erst mal zum Beginn der Reise: Im Hafen der grönländischen Hauptstadt Nuuk ankert die Sea Spirit, die zur Reederei Poseidon Expeditions gehört. Das Schiff ist unser Zuhause für die nächsten zehn Tage. Auf dem Programm steht eine Expeditionsseereise entlang der Westküste Grönlands, die durch das Polarmeer bis zur Diskobucht führt.

Bei der Einschiffung in Nuuk knallt die Sonne, die Temperatur stagniert bei drei Grad. Bevor wir mit dem Schiff ins Eis aufbrechen, gibt es noch etwas Zivilisationsgeschichte: 1721 wurde Nuuk vom norwegischen Priester Hans Egede gegründet. Er hat mit Erfolg ganz Grönland christianisiert. Auch wenn Aberglaube und althergebrachte Stammesbräuche von den Inuit bis heute streng gepflegt werden, sind mehr als 90 Prozent der Grönländer Protestanten.

An Bord der Sea Spirit geht es auf Erkundungstour: In den letzten Monaten war das Expeditionsschiff im Trockendock. Alle Kabinen des 114-Betten-Schiffs wurden neu gestaltet, Betten, Bäder und Möbel ausgetauscht. 

Ein Schneehuhn am Morgen

In der Nacht fahren wir durch den Nuuk-Fjord und steuern am nächsten Tag die verlassene Siedlung Qoornoq an. Um sieben Uhr weckt uns Expeditionsleiterin Anja Erdmann über den Kabinenlautsprecher: „Einen schönen guten Morgen. Draußen sind es angenehme null Grad.“ Bei den guten Nachrichten strömen wir auf das Außendeck. Das Schiff passiert schneebedeckte Gipfel, kobaltblaue Eisberge schwimmen vorbei. Am Ufer will ein Passagier gar ein Schneehuhn entdeckt haben.

Wir setzen mit den Zodiacs über. Eine nasse Landung steht bevor. Qoornoq hat keinen Hafen, das Schlauchboot fährt bis kurz vor den Sandstrand, dann waten die Gäste mit Gummistiefeln an Land. In dem alten Fischerdorf wird die grönländische Konzentrationspolitik deutlich: Bis in die 1970er Jahre entvölkerte die Regierung kleine Siedlungen, die Einwohner wurden in größere Städte umgesiedelt. Aus Walfängern und Jägern sollten Tischler und Dienstleister werden. Die bunten Häuser sind zwar verlassen, aber in sehr gutem Zustand. Heute werden sie als Ferienhäuser genutzt.

Das Leben an Bord der Sea Spirit wird von Vorträgen über Flora, Fauna und die Historie Grönlands bestimmt. Ein Drittel der Gäste ist deutschsprachig, ein weiteres stammt aus dem englischen Sprachraum und der Rest von überall auf der Welt. Man kommt mit Israelis, Taiwanesen und Tschechen ins Gespräch.

Der nächste Landgang erfolgt in Grönlands zweitgrößter Stadt Sisimiut. Wir haben Glück, die Sea Spirit kann sofort anlegen. Denn die Regel der grönländischen Häfen lautet: erst Frachtschiffe, dann Fischkutter und erst danach dürfen Kreuzfahrtschiffe anlegen. Außer uns ist heute kein weiteres Schiff in Sicht.

Die Altstadt der Arktis-Metropole erreichen Besucher durch eine ungewöhnliche Eingangspforte: Wir schreiten durch einen Walkieferknochen, wandeln durch das pittoreske Freilichtmuseum, dessen Höhepunkte Grönlands älteste Kirche, die blaue Bethelkirche von 1775, ist. 

In Sisimiut heulen häufig Grönland-Hunde. Sie sitzen vor den bunt bemalten Häusern, gähnen in die klickenden Kameras der Touristen. Auch wenn die Hunde an süße Huskys erinnern, ist Streicheln nicht empfohlen, strömt doch eine Menge Wolfsblut durch ihren Körper.

Wir überqueren den Polarkreis

Auf unserer Expedition haben wir mittlerweile den Polarkreis überquert. Die Crew lädt mutige Passagiere zum so genannten Polar Plunge ein. Heißt: Freiwillige springen in Badehose oder Bikini bei Temperaturen um die null Grad vom Heck des Schiffs ins Polarmeer. Um die Hüften tragen sie ein schützendes Sicherheitsseil. Einige wagen den Sprung, kreischen beim Eintauchen und klettern blitzschnell über eine Leiter wieder an Bord, wo heißer Tee und der Applaus der Neugierigen, die an der Reling stehen, auf sie wartet.

Heute ist die Diskobucht erreicht. Die Siedlung Qeqertarsuaq an der Südwestküste der Diskoinsel steht im Schatten der Eisberge, die sich bis zu 40 Meter auftürmen und vor der Küste treiben. Ein imposantes Schauspiel – dabei ist nur ein Zehntel der Eisberge sichtbar, der Rest verschwindet unter Wasser. 

Die gigantischen Eisberge treiben vom Ilulissat-Eisfjord hierher, wo jährlich 20 Millionen Tonnen Eisberge im Fjord gekalbt werden. Mit den Zodiacs rasen wir zurück zur Sea Spirit, die auf dem offenen Meer wartet. Und so gelangen wir wieder zum eingangs erwähnten Treffen mit den bis zu 100 Tonnen schweren Grönland-Walen. Das einmalige Erlebnis lässt alle Passagiere noch am Abend davon erzählen. Doch einer fragt: „Wo stecken eigentlich die Polarbären?“ Der so genannte König der Arktis macht sich auf unserer Kreuzfahrt rar. 22.000 Tiere sollen auf Grönland leben. Eventuell verstecken sich die Polarbären in Ostgrönland, das so gut wie unbesiedelt und der weltgrößte Nationalpark ist. 

Expeditionsleiterin Erdmann verrät: „Die größte Chance auf Eisbären gibt es auf Spitzbergen.“ Die Tour hat Poseidon Expeditions natürlich auch im Programm. Weitere Informationen gibt es unter www.poseidonexpeditions.com/de.

Reisen mit der Sea Spirit

Die Sea Spirit ist in der Arktis und der Antarktis unterwegs. Die beschriebene Expedition nach Westgrönland mit Besuch der Diskobucht wird wieder ab Mai 2018 durchgeführt. Das Expeditionsschiff bietet Platz für 114 Passagiere und verfügt über zehn Zodiacs. So unternehmen alle Passagiere gleichzeitig Ausfahrten und Landgänge. Zudem sind Kajaktouren möglich. Annehmlichkeiten an Bord sind ein Outdoor-Jacuzzi, ein Fitness-Raum, eine Bibliothek, eine Club-Lounge sowie mehrsprachige Vorträge in der Lounge. Die Crew besteht aus 69 Personen und bis zu 15 Mann im Expeditionsteam. Der Expeditionsleiter ist immer deutschsprachig.

Arne Hübner
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