Irland

Südwestküste: Pilcher, Pracht und Palmen

Kulisse von Ehedramen und Liebesschwüren: Bantry House ist Drehort von Rosamunde-Pilcher-Filmen

An der Riviera gibt es beste Bedingungen für pflanzliche Exoten

Dank des wärmenden Golfstroms fühlen sich viele Gewächse der Tropen und Subtropen im Süden Irlands heimisch. Fotos: bel

Wie aus einem Adlerhorst schweift der Blick die 100 Steinstufen hinab. Über Renaissance-Gärten und Blauregen-Rondell bis zum Schloss an der Südwestküste Irlands. Dies ist die Kulisse von Ehedramen und Liebesschwüren. In alten Herrenhäusern und an windumtosten Küsten. Wo geliebt und betrogen wird, gestorben und geheiratet. An Orten für Rosamunde-Pilcher-Dramen. Auch Hardy Krüger junior war hier, um „Jenseits des Ozeans“ zu drehen, eine romantische Komödie nach dem Buch von Rosamunde Pilchers Sohn Robin. 
Der Garten als Symphonie
Seit 15 Jahren werden die Gärten und das Bantry House aus dem 18. Jahrhundert restauriert. Gärtner John Albrow wacht über Buchshecken und Blumenbeete. „Ein Garten sollte wie eine Symphonie sein“, schwärmt er, „Räume, die sich harmonisch zusammenfügen.“ Schlossherrin Sophie Shelswell-White ist Nachfahrin des zweiten Earl of Bantry und wacht über Gästezimmer im Ost- und Tearoom im Westflügel. Hier sitzen Gäste, trinken Tee und genießen den Blick auf Rosen und Palmen. 
Viele Gewächse der Tropen und Subtropen fühlen sich im Süden Irlands heimisch, weil der Golfstrom die Küsten wärmt. Das hat die irische Gartenkunst schon früh beflügelt. In der Regel waren es Adlige oder Offiziere, die bei Expeditionen auf allen fünf Kontinenten neue Pflanzenarten für ihre Gärten sammelten. So kamen Palmfarne und Keulenlilien aus Australien, Rhododendren aus dem Himalaya und Araukarien aus Chile auf die Grüne Insel. 
Garinish Island ist seit über 100 Jahren allein der Gartenkunst gewidmet. Eine Fähre tuckert in die Welt von John Annan Bryce. Tonnen von Mutterboden schaffte er heran, um sein Meisterwerk zu vollbringen. Einen italienischen Garten mit Teehaus, das Happy Valley mit Kauri-Pinien, Mammut- und Feuerbäumen, den griechischen Tempel und den Rhododendron-Dschungel. Davon ließ sich sogar George Bernard Shaw locken und schrieb hier Teile seines Stücks „Die heilige Johanna“.
Im Muckross House etwas weiter nördlich war 1861 sogar Queen Victoria zu Besuch. Bereits sechs Jahre zuvor erfuhren Lord und Lady Herbert von dieser Ehre und hatten so Zeit, einen ganzen Flügel des Hauses königlich umzugestalten. Die Vorhänge ließen sie in Paris weben und das Bettleinen in China. Sie erneuerten Teppiche, Tafelsilber und pflanzten Unmengen an Sommerblumen. 
Baumriesen und Hasenglöckchen
Bei Billy Alexander verwildern die Exoten gar. Seine mehr als hundertjährigen Kells Gardens dürfen sich frei entwickeln. Umgestürzte Baumriesen liegen wie Brücken über dem Wildbach, Hasenglöckchen verzaubern einen Hain, Wasserfälle plätschern im Urwald aus tasmanischen Baumfarnen. 
„Es ist der größte Garten in Großbritannien, wenn nicht auf der ganzen Nordhalbkugel,“ sagt Billy stolz. An manchen Tagen legt er Bambushaine, Palmen- und Sukkulenten-Beete an, an anderen jettet er durch die Welt und sammelt unbekannte Arten.
Helgard Below