Finnland

Luosto: Glitzernde Glücksbringer

Verschneite Hütte der Amethystmine in der Nähe von Luosto

In dem Skiort können Touristen Amethyste schürfen

Brocken mit Amethysteinschlüssen werden in der Amethystmine gewogen. Als Besucher kann man hier selbst Steine klopfen

So sieht er aus, ein prächtiger Amethyst-Kristall. Fotos: hb

Wer sein Glück nicht nur suchen, sondern auch finden will, muss erst tief hinein in den Wald und dann hoch hinauf auf den Hügel. Man stapft durch eine frostige Märchenwelt wie aus dem Bilderbuch: Schneekristalle und der Wind haben die 400 Jahre alten Bäume in fabelhafte Wesen verwandelt, in Figuren von seltsamer Gestalt.

Hexenhaus mit Zuckerguss

Mal glaubt man, eine zu Eis erstarrte Frau im Forst zu erkennen. Mal hat sich ein komplett in Weiß eingepackter Busch in einen Hund verwandelt. Am Ende des Weges wartet ein vom Schnee wie mit Zuckerguss verziertes Hexenhaus. Der Schornstein der Lappen-Kota qualmt. In der Tür, mit einer Tasse Kaffee für den verfrorenen Wanderer in der Hand, wartet Timo Seppälä. Der Mann verhilft Besuchern von nah und fern zu Edelsteinen: Bei ihm darf man nämlich nach Amethysten graben.

Lappland, Skandinaviens Gebiet nördlich des Polarkreises, ist mit seinen vielen unbesiedelten Ebenen und zugefrorenen Seen bei Naturliebhabern ein beliebtes Winterreiseziel.

Im finnischen Teil der Region, wo sich gerade mal zwei Einwohner einen Quadratkilometer Landschaft teilen, liegt beim Ort Sodankylä das Skisportzentrum Luosto. Eineinhalb Stunden sind es von den Airports in Rovaniemi und Kittilä bis hierher, es gibt Hotels, Glasiglus und Blockhütten.

Besucher kommen zum Langlaufen, zum Eisfischen, für Hundeschlittensafaris und Schneeschuhtouren. Aber selbstverständlich auch fürs Polarlicht: Das kosmische Feuerwerk lässt sich hier besonders gut beobachten, weil es kaum Lichtverschmutzung gibt. Im Pyhä-Luosto-Nationalpark liegt Europas einzige öffentlich zugängliche Amethystmine. Ob man zu Fuß zu ihr stapft oder mit der Pistenraupe hinkutschiert wird: Am Ende haben hier alle einen Hammer in der Hand.

Alle werden fündig

„Wir könnten den Amethyst in großem Stil abbauen und an Juweliere verkaufen. Doch die Natur würde Schaden nehmen“, sagt Seppälä, der Chef der Mine. So wurde beschlossen, die Edelsteine nur nachhaltig zu schürfen und die Suche nach den Kristallen als touristische ‧Attraktion zu vermarkten.

Minenchef Seppälä führt seine Besucher in die Grube. Hinter einer schweren Holztür glitzern die Quarzkristalle im Licht von Kerzen und Laternen. Mit den eigenen Händen darf man nun graben, bis man den Amethysten gefunden hat, der einem am besten gefällt.

Während die Hobbybergarbeiter, auf Knien über den Schotter rutschend, nach besonders schönen Exemplaren suchen, erzählt Seppälä einige Geschichten über den violetten Kristall. Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet „dem Rausch entgegenwirkend“: In der Antike herrschte die Vorstellung, dass man durch das Tragen eines Amethysten immun sei gegen die Wirkung von zu viel Wein. Das ist nicht alles: „Der Stein soll vor Zauberei, Diebstahl und bösen Gedanken schützen“, erzählt Seppälä. Bischöfe trugen den Stein am Finger, um keine unkeuschen Gedanken aufkommen zu lassen.

Mit ihrem Blau verzaubern die lappländischen Amethyste aber auch alle, die mit Esoterik nichts am Hut haben. Vor allem, wenn man seinen Glücksstein selbst finden darf.

Helge Bendl