Vom Nationalpark Berchtesgaden zum Hochkönig-Massiv
Wir schummeln. Zauberwald und Hintersee lassen wir weg und starten erst an der Infostelle des Nationalparks Berchtesgaden. Warum? Es schüttet, es gießt, es regnet in Strömen. Für unsere Tour durch die Berchtesgadener und Salzburger Alpen, die uns in einer Woche rund um Watzmann und Hochkönig führt, hätten wir uns einen anderen Auftakt gewünscht.
Vom Watzmann keine Spur
Auf einem breiten, barrierefreien Weg geht es bequem und sanft bergan. Vermutlich hat man von hier tolle Blicke auf den Watzmann – im Normalfall. Nass bis auf die Haut kehren wir nach anderthalb Stunden auf der Bindalm ein. „Wie kann man bloß bei diesem Wetter wandern gehen?“, fragt die Sennerin kopfschüttelnd und stellt uns einen wärmenden Kräutertee auf den Tisch in der Stube, in der sie auch selbst gestrickte Socken, Jacken und Taschen anbietet.
Wieder raus in den Regen und bergan. Wenig später geben wir auf und steigen beim Restaurant Hirschbichl an der Grenze zu Österreich in den Alm-Erlebnis-Bus und verpassen so leider die Seisenbachklamm. Eine warme Dusche und trockene Klamotten in unserem Quartier in Weißenbach machen das schlechte Gewissen und das Bedauern wett.
Am nächsten Morgen fährt uns ein Taxi nach Hintermoos zum Startpunkt der Wanderung. Wolken drängen sich hinab ins enge Tal, aber es regnet nicht. Zum Klang von Kuhglocken steigen wir auf zu den Pinzgauer Grasbergen. Nass und neblig präsentieren sich die Almlandschaften um uns herum, den überwältigenden Ausblick auf die Hohen Tauern verwehren uns die dichten Wolken.
Endlich! Tag drei bringt Sonnenschein. Von Dienten aus sehen wir zum ersten Mal das beeindruckende Massiv des Hochkönigs. Der Hauptgipfel, der ebenfalls Hochkönig heißt, überragt mit 2.941 Metern alle Gipfel im Umkreis. Unsere Wanderroute führt uns bergauf zur Erichhütte. Hier gönnen wir uns einen Almdudler, bevor wir auf dem Königsweg weiterlaufen, der mit geringem Höhenunterschied am Fuß der Südseite des Gebirgsstocks entlangführt.
Der Königsweg gilt als einer der schönsten Panoramawanderwege der Alpen. Das glauben wir sofort. Wir laufen über mit Blumen übersäte Almwiesen, linker Hand die steil aufragenden Felsen, an denen sich Schneereste in schattigen Spalten festklammern, rechts der Blick ins Tal und auf weitere Reihen von Berggipfeln. Dass dieser Weg ein Highlight ist, merkt man auch an der Zahl der Wanderer: Ständig kommen einem Leute entgegen, man überholt, wird überholt.
Almfrühstück mit Panoramablick
Direkt am Weg liegt unser Ziel für die nächsten zwei Nächte, das Berghotel Arthurhaus, das irgendwo zwischen Berghütten-Flair und Hotelkomfort angesiedelt ist. Das Haus ist ein Familienhotel, beim Grillabend liegen unter fast allen Tischen der Terrasse Hunde, der Kellner scherzt charmant mit den Gästen. Am darauffolgenden Tag haben wir „frei“ und genießen in aller Ruhe das Almfrühstück mit selbst gemachter Butter, Käse und Marmelade und spektakulärem Blick auf das Hochkönigpanorama.
Unser nächster Wandertag führt uns nur bergab. Wir sind flott unterwegs, denn im Höllntal werden wir von blutrünstigen Bremsen verfolgt. Kurz nach Mittag erreichen wir das Städtchen Werfen, wo wir im Schatten der mittelalterlichen Burg Hohenwerfen, die imposant über dem Tal der Salzach thront, unser Lunch-Paket verputzen. Weil es so heiß ist, verzichten wir auf die Besichtigung und nehmen den Zug zu unserem heutigen Zielort Golling, wo uns der freundliche Wirt der Hotel-Pension Golingen uns auf dem Stadtplan zeigt, wo man in der Salzach baden kann. Eine herrliche Abkühlung.
Am nächsten Tag machen wir uns gestärkt mit leckerem Biofrühstück auf zur letzten Etappe. Die hat es in sich. Bei 30 Grad – sehnsüchtig denken wir an den Regen vom ersten Tag – steigen wir 1.250 Höhenmeter auf, von der Bärenhütte im Bluntautal zum Torrener Joch. Hier kommen wir zurück nach Deutschland. Und kriegen endlich den Watzmann zu Gesicht, der sich bislang vor uns versteckt hatte. Steile Schotterwege führen uns hinab zum Gasthof Vorderbrand oberhalb von Berchtesgaden, wo wir im idyllischen Biergarten unter alten Kastanien die Wandertour bei einem Radler ausklingen lassen.
Buchung
Zahlreiche Spezialisten bieten individuelle Wandertouren mit ausgearbeiteten Routen, Wegbeschreibungen, Kartenmaterial, Übernachtung mit Frühstück, Transfers sowie Gepäcktransfer an. Die beschriebene achttägige Tour „Bayerische & Salzburger Alpen – Vom Königssee ins Bergenreich des Hochkönigs“ ist bei Eurohike im Programm. Informationen gibt es unter www.eurohike.at.