Schon Ernest Hemingway liebte das Montafon
„Es hat zwei Tage fest geschneit. Kalt, die Luft schön dicht. Es ist verdammt schön, die Berge wiederzusehen“, fasste Ernest Hemingway sein Wiedersehen mit dem Montafon im Winter 1925/1926 zusammen. Schon im Jahr zuvor hatte er sich mit Ehefrau Hadley und Söhnchen wochenlang in Schruns einquartiert. Schruns liegt auf nur 700 Metern Höhe und hat nicht immer das Glück, sich als verschneites Idyll zu präsentieren. Aber Schruns ist ja erst der Auftakt.
Von Bludenz bis zur Bielerhöhe in der Silvretta dehnt sich das Montafon über vierzig Kilometer dahin. Party-Szene mit Schirmbars? Fehlanzeige! Dafür gibt es aber vielfältige, authentische Wintererlebnisse.
Gaschurn, auf 1.000 Metern Höhe gelegen, ist ideal für Pistenfans. Von hier aus ist man mit der Versettla-Gondelbahn schnell im großen Skigebiet Silvretta-Montafon mit seinen rund 140 Pistenkilometern.
Das Terrain reicht von sanften blauen Hängen bis zu den „Black Scorpions“, wie sich die sieben schwierigsten Abfahrten mit einer Neigung von bis zu 81 Prozent nennen. Neben Gaschurn hat auch St. Gallenkirch direkten Anschluss an dieses sportliche Skigebiet.
Als das junge Ehepaar Hemingway hier weilte, gab es keinerlei Skilifte im Montafon. Mit Fellen unter den Brettern ging man auf ausgedehnte Skitouren. Die Bielerhöhe war eines der bevorzugten Ziele des sportlichen Paares.
Auch wenn die Silvretta-Hochalpenstraße nur im Sommer befahrbar ist, gelangt man heute im Winter mühelos in Hemingways „privates Paradies“. Von Partenen, dem letzten Ort im Montafon, führt eine Seilbahn in die Höhe. Von dort geht es weiter mit „Tunnelbussen“, die große Teile der Strecke durch den Fels fahren. Dann wird man wieder ans Licht gespuckt, geblendet von der endlosen weißen Weite mit dem alles dominierenden Piz Buin.
Die Bielerhöhe ist nichts für Pistenfans, denn es gibt dort nur einen einzigen Schlepplift und mit dem Silvrettahaus nur ein kleines Hotel. Auch die Langlaufloipen sind überschaubar. Das unberührte Terrain ist daher das Eldorado der Skitourengänger und Schneeschuhläufer.
Einmal wöchentlich ist Klaus Kühlechner hier mit Gästen unterwegs. „Verkopf’ di nit“, sagt er, wenn sich wer Gedanken macht, ob die Tour zu schaffen ist. Am Ende sind dann doch genau 9.800 Schritte auf Schneeschuhen zusammengekommen, wie die Fitness-Uhr zeigt.
Das bildschöne Bergdorf Gargellen liegt auf rund 1.400 Metern Höhe. Mit der Schafberg-Gondelbahn geht es ins überschaubare Skigebiet. Fünfzehn Kilometer überwiegend blaue Pisten unterhalb des Madrisa-Massivs und der Gargellner Köpfe sind für Familien und Genussskifahrer ideal. Gargellen ist ebenfalls beliebt bei Skitourengehern, die von hier aus zur Madrisa-Tour starten – hinüber in die Schweiz und zurück nach Österreich auf alten Schmugglerpfaden.
Wenn es Frau Holle gut meint mit dem Montafon, schickt sie Flocken bis ins Tal. Schon Hemingway hatte solche Traumtage erlebt: „Am Weihnachtstag in Schruns war der Schnee so weiß, dass es den Augen wehtat.“