Wer genug vom Strand hat, dem bieten sich wunderbare Ausflugsmöglichkeiten
Die Fahrt zum Startpunkt Beycik ist schön, der fünfstündige Aufstieg anstrengend, der Ausblick am Ende grandios. Ich stehe auf dem 2.370 Meter hohen Tahtali, auch lykischer Olymp genannt. Nirgendwo sonst am Mittelmeer treffen See und Hochgebirge so eng aufeinander.
Die Strände von Kemer liegen hier quasi zu Füßen. In der Ferne leuchtet die Skyline von Antalya, an klaren Tagen soll man bis Alanya schauen können. An diesem Aprilmorgen ist es eher dunstig und eine ganz andere Atmosphäre als vor drei Tagen, als ich ebenfalls hier oben war – mit der Seilbahn.
Deren Motto lautet „From Sea zu Sky“. An Tagen wie diesen kann man mit ihrer Hilfe morgens im Meer baden und zwei Stunden später über den Wolken im Schnee stehen. Oder sogar Skifahren: Das geht auf dem Tahtali nur bedingt, dafür aber im Skigebiet Saklikent. Auch dieser Berg liegt nur unweit des Mittelmeers, von Antalya dauert die Autofahrt rund eine Stunde.
Ich verzichte auf die Piste, nehme Abschied von den wunderbaren Zedernwäldern des Taurus und mache mich auf zu den lykischen Chimären. Schon oft hatte ich von den Flammen gelesen, die oberhalb des Ortes Cirali und nahe der antiken Stadt Olympos seit Jahrhunderten an verschiedenen Stellen aus der Erde kommen. Es ist Gas, was dort abfackelt – und ein erstaunliches Naturspektakel.
Die Wanderung beginnt beim Forellen-Restaurant Ulupinar Kayalar unterhalb der Hauptstraße von Kemer nach Finike. Rund zehn Kilometer liegen vor mir – durch Kiefernwälder, über einen Bach und vorbei an Erdbeerbäumen mit Früchten, die nicht so lecker sein sollen, wie ihr Name verspricht.
Der Lykische Weg ist an dieser Stelle mehr oder weniger gut ausgeschildert. Die App Maps.me hilft weiter, nach einer Stunde ist erstmals das Meer zu sehen. Und direkt danach das erste Feuer.
Der Name Chimäre ist eine Legende: Demnach kommen die Flammen aus einem Ungeheuer unter der Erde, einem Fabelwesen mit Löwenkopf, Ziegenkörper und Schlangenschwanz. Die oberen Chimären sind kleiner als die weiter unten aus der Erde fackelnden, dafür sind sie einsamer gelegen und man ist eher für sich allein.
Hat man die unteren passiert, geht es auf einer Straße vorbei an Gärten durch den Ort Cirali bis zum gleichnamigen Strand. Der ist großartig, weil mehr als einen Kilometer lang und unbebaut. Der Grund: Im Juli und August schlüpfen hier die bedrohten Karettschildkröten. Zelten ist deshalb verboten.
Wir wandern am Wasser entlang und besuchen zum Abschluss die wunderbaren Ausgrabungen von Olympos. Mitten im Corona-Lockdown des Frühjahrs 2021 sind wir hier fast allein mit einigen Rucksacktouristen – in normalen Jahren wimmelt es hier von jungen Leuten.
Das neue Olympos hat sich mit Restaurants, Bars und Pensionen zu einem Hotspot des Backpacker-Tourismus gemausert. Der Ursprung dafür waren Baumhäuser, die auch heute noch als Unterkünfte dienen – zum Teil sogar mit fließend Wasser und WC. Für manche ein Genuss, für andere eher nix. Ein Problem ist das nicht: Die Fünf-Sterne-Resorts von Kemer liegen nur eine halbe Stunde entfernt.
Info: Stippvisite in Phaselis
Wer nicht groß wandern, sondern in toller Landschaft durch herrliche Ausgrabungen spazieren will, dem ist Phaselis empfohlen. Im Sommer sollte man dafür früh morgens oder am späten Nachmittag kommen, rund um die Mittagszeit liegen in der südlichen Bucht der antiken Stadt zahllose Ausflugsboote mit entsprechend vielen Ausflüglern. Mit der Ruhe ist es dann vorbei. Verpflegung: Mitbringen oder vor Ort an einem Kiosk kaufen – und vor allem: Badesachen einpacken!