Türkei

Belek: Antike zum Anfassen

Reiseleiter Tarkan Erkan auf den Mauerresten der antiken Stadt Sillyon. Fotos: mg

Neben den Highlights Aspendos und Perge lohnt ein Abstecher nach Sillyon

2005 präsentierte Thomas Gottschalk hier vor 5.000Zuschauern „Wetten dass?“: Theater in Aspendos

Verdammt, wie kommen wir hier wieder herunter? Reiseleiter Tarkan Erkan sitzt auf den Mauerresten einer alten Zitadelle der Seldschuken-Zeit und versucht, das unter uns liegende Dickicht zu durchspähen. Unseren Aufstiegsweg über das alte Stadion, das Stadttor, die Rampe zur Oberstadt und die Moschee aus dem zwölften Jahrhundert wollen wir nicht zurückgehen. Doch gibt es eine Alternative?

Wir sitzen auf einem Tafelberg zu Füßen des Taurus-Gebirges. In den Urlaubsort Belek sind es von hier gut 20 Kilometer, die Ausgrabungen von Aspendos und Perge liegen in ähnlicher Entfernung. Sillyon heißt dieser Berg, der gleichzeitig Name einer römischen Stadt war und rund 1.000 Jahre vor den Römern vermutlich von Flüchtlingen aus dem zerstörten Troja besiedelt wurde. Besiedelt war der Tafelberg bis zum Mittelalter. Dann zogen die Menschen ins Tal – und auch die im Mittelalter errichteten Bauten fielen zusammen und wucherten zu.

Sillyon ist bei weitem nicht so gut ausgegraben wie die nahe gelegenen und einstmals viel bedeutenderen Stätten Aspendos und Perge – aber gerade das macht die Sache spannend. Hier eine Mauer, dort ein Torbogen und ein Turm, an der Ostseite ein Theater. „Genau da müssen wir hin“, sagt Erkan nach einem Blick auf sein Tablet.

Der Tag, als der Regen kam

Dort hat der erfahrene Studiosus-Reiseleiter den Ausgrabungsbericht eines Archäologen hochgeladen. Und dessen Karte zeigt, dass es am Theater einen Weg nach unten gibt. Den gibt es dann tatsächlich – mit einer Überraschung: Nachdem das Theater, das direkt am Hang des Tafelbergs liegt, in den 1980er Jahren schon einen Teilabsturz erlebte, sind vor rund zehn Jahren weitere Teile den Hang hinabgegangen. „Es war ein sehr regnerischer Tag. Und es war sehr, sehr laut, als die Felsen zu Tal stürzten“, erinnert sich ein Hirte, den wir beim Abstieg treffen.

Mit Studiosus-Gruppen würde Erkan Sillyon nicht besuchen, mit abenteuerlustigen Einzelgästen aber sehr wohl. Obwohl: „Auch bei Studiosus haben sich die Erwartungen der Gäste geändert“, berichtet der Reiseleiter, der in Düsseldorf aufwuchs und sich nicht nur mit Kunstgeschichte, sondern auch mit Wanderrouten sowie Flora und Fauna bestens auskennt.

Früher sei man bei Studiosus „mit Steinen aufgewacht und mit Steinen zu Bett gegangen“. Heute komme es mehr auf das Erlebnis an, auf das Drumherum, auf Aktivität.

Genau die haben wir an diesem Tag genügend. Zum Auftakt besuchen wir das großartige Theater und die gewaltige Akropolis von Aspendos, dann stöbern wir über den Tafelberg von Sillyon. Zum Abschluss geht es am späten Nachmittag dann in eine der ganz großen Städte der griechischen und römischen Antike, nach Perge.

Geld für die Top-Highlights

Dort zeigt sich, dass die türkische Regierung weiter mit viel Geld und Engagement in den Ausbau ihrer antiken Top-Highlights investiert: Unter anderem wurden in der Gräberstrasse im Nordosten der Anlage in den vergangenen Jahren weitere Mauern freigelegt und zahlreiche Säulen wieder aufgestellt.

Auch am Theater wurde gearbeitet – und viele der beeindruckenden Reliefs wieder freigelegt. Sie erzählen unter anderem die Geschichte des Dionysos. Gut zu sehen sind die Geburt aus dem Oberschenkel des Zeus, seine Jugendzeit in Gesellschaft von Nymphen und Satyrn sowie seine Reisen auf einem Gefährt, das von Panthern gezogen wird.

So aufregend ist unsere Rückreise vom „Tag der Steine“ nicht: In weniger als einer halben Stunde ist man von hier aus in Belek, selbst bis Kemer am westlichsten Ende der türkischen Riviera brauchen wir kaum mehr als 90 Minuten. Aber auch ohne Panther unter der Motorhaube wirkt die Eindrücke des Tages noch lange nach.



Info: Ausflüge mit Führung

Wer für Einzelkunden oder Gruppen einen erfahrenen, Deutsch sprechenden Reiseleiter sucht, kann sich direkt an Tarkan Erkan wenden. Telefonisch ist er unter +90532 22 45 45 47 erreichbar, die E-Mail lautet mt_erkan(at)hotmail.com. Auch über Veranstalter wie Ferien Touristik, FTI, Bentour und Anex Tour können private Reiseleiter inklusive Privattransfer engagiert werden. Alle Ausgrabungsstätten sind auch während der Corona-Pandemie geöffnet.

Matthias Gürtler
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