Ungarn

Kleinod am Balaton

Schon von weitem ist die Abteikirche auf Tihany zu sehen

Schon von weitem ist die Abteikirche auf Tihany zu sehen. Foto: Visit Hungary

Ungarn: In Tihany erfahren Besucher eine Menge Historisches und erhalten einen tiefen Einblick ins Leben der Benediktinermönche

Wenn die Abtei renoviert ist, können Gäste im Königszimmer übernachten

Wenn die Abtei renoviert ist, können Gäste im Königszimmer übernachten. Foto: uf

In schmucken Häusern werden im Ort unter anderem Töpferwaren angeboten

In schmucken Häusern werden im Ort unter anderem Töpferwaren angeboten. Foto: cimabue/pixabay

Wenn im Frühsommer die Ufer des Balaton in einem kräftigen Lilaton erstrahlen, ist es in Tihany am schönsten. Dann erwacht das kleine Dörfchen auf der gleichnamigen Halbinsel aus seinem Dornröschenschlaf und begrüßt die Touristen, die Jahr für Jahr kommen, um die Pracht der riesigen duftenden Lavendelfelder zu bestaunen. Mehrtägige Festivals finden statt. Es darf gepflückt, gekostet und genossen werden.

Doch nicht nur zur Lavendelblüte lohnt sich ein Besuch in dem Dörfchen, das so spektakuläre Blicke weit über den ungarischen Plattensee bietet. Tihanys Idylle und Stille verzaubert den Gast, der 80 Meter über dem See die Seele baumeln lassen kann. Eben diese friedliche Atmosphäre inspirierte 1055 den ungarischen König Andreas I., an diesem Ort eine Abtei zu erbauen. Er lud Mönche aus Frankreich ein, die für sein Seelenheil beten sollten.Nur wenige Jahre später starb Andreas I. und wurde in der Königskrypta der Abtei mit seiner Familie beigesetzt. Bei einer Ausgrabung im vergangenen Jahr wurden Überreste der königlichen Familie gefunden, sagt Katalin Ambrus von der Incoming-Agentur ETS Hungary. 

2023 werden Veszprem und der Balaton europäische Kulturhauptstadt

Katalin führt an diesem Tag eine Gruppe Gäste durch die Räumlichkeiten des Anwesens, in dem noch immer Benediktinermönche leben. Und die derzeit allerlei Unannehmlichkeiten auf sich nehmen müssen: Das Anwesen wird komplett renoviert. „Bis 2023, wenn Veszprem und der Balaton europäische Kulturhauptstadt werden, soll alles fertig sein“, sagt Katalin.

Beim Betreten der Abteikirche stockt den Besuchern der Atem: Der Innenraum ist prunkvoll im Barockstil gestaltet, mit Statuen und Gemälden ausgestattet. Ein anderes Bild zeichnet hingegen das schlichte Wohngebäude der Mönche. Vorbei geht es an verschlossenen Türen, durch helle, karge Gänge bis hin zum Königszimmer. In den überraschend großen Räumen – für die drei frühere Mönchszellen zusammengelegt worden sind – war 1921 der letzte österreichische Kaiser Karl I. mit seiner Frau Zita Habsburg-Lothringen für kurze Zeit untergebracht, bevor sie sich ins Exil auf Madeira begaben.

Im Königszimmer der Abtei können Gäste übernachten

Ihre Porträts zieren die Wände des Königszimmers, das originalgetreu eingerichtet und restauriert wird. „Wenn alles fertig ist“, sagt Katalin, „können hier auch Gäste übernachten“. Tür an Tür mit den Mönchen.Wie diese ihren Alltag gestalten, zeigt eine Ausstellung. Die Besucher erfahren unter anderem anhand von Zeittafeln, dass für die Mönche um 3.30 Uhr die Nacht vorbei ist und dass um 20 Uhr Schlafenszeit ist. Die Stunden dazwischen dienen der Arbeit, dem Beten und der Konversation. Dienstags und donnerstags darf um 14.30 Uhr auch Wein getrunken werden.

So einfach und entbehrungsreich der Alltag der Benediktinermönche ist – außerhalb der Abteimauern blüht das Leben. Im Ortskern sind zahlreiche historische Gebäude zu entdecken, in schmucken Häusern sind Töpfereien zu finden, die ihre Waren feilbieten. Ehemalige Bauern- und Fischerhäuser sind liebevoll restauriert worden und verleihen dem Örtchen einen ursprünglichen Charme.

Weiter unten am Hafen von Tihany ist es im Sommer noch trubeliger. Dort finden Touristen alles, was das Herz begehrt: kleine Gasthäuser und Cafés mit ungarischen Spezialitäten etwa. Doch das wohl Schönste ist dieser wunderbare Blick über den türkisblauen Balaton, der eben nicht nur zur Lavendelblüte einen Besuch lohnt.

Ute Fiedler
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