Österreich Slowenien

Der Zug ist der Star

Der Classic Courier von DNV-Tours ist stets gemütlich auf Schienen unterwegs

Der Classic Courier von DNV-Tours ist stets gemütlich auf Schienen unterwegs. Fotos: DNV-Tours, cml (2)

Unterwegs im Classic Courier von Berlin nach Slowenien

Ein Highlight im Zug ist der Salonwagen

Ein Highlight im Zug ist der Salonwagen

Auch der Service an Bord stimmt

Auch der Service an Bord stimmt

Acht Uhr morgens am Berliner Hauptbahnhof. Die meisten Zugpendler sind bereits zur Arbeit gefahren. Nur auf Gleis 18 steht eine Menschentraube. Neben den Reisenden säumen auch zahlreiche Fotoapparate zum Teil auf Stativen den Bahnsteig. Allesamt warten sie auf den Classic Courier. Ein Mann, der die Szene beobachtet, fragt eine wartende Dame: „Ist hier ein Star im Anmarsch?“ „Nein, ein Zug“, antwortet sie. Irritiert dreht sich der Fragende um und murmelt „was sonst soll im Bahnhof ankommen – ein Flugzeug?“

Gemütlich und nostalgisch

In der Tat, auf dieser Reise bewegt sich der Star auf Schienen. In den Bahnhöfen ist der blau-goldene Nostalgiezug das Objekt der Begierde. Mehrmals im Jahr startet er zu einer Schienenkreuzfahrt. Während bei einer Schiffsreise die Landgänge das Highlight sind, stehen hier die Bahnstrecken im Fokus. Der Sonderzug fährt abseits der üblichen Routen – zum Teil auf eingleisigen Strecken. Und es gibt noch einen Unterschied zu Kreuzfahrten auf dem Wasser: Die Gäste übernachten nicht im Classic Courier, sondern in Hotels.

„Gemütlich reisen im Stil der alten Zeit“, das ist hier die Devise. Schnell lässt man die Hektik des Alltags hinter sich und entspannt in den weichen Polstersitzen. Während der ICE die Strecke von Berlin nach München in weniger als fünf Stunden zurücklegt, braucht der Classic Courier gut doppelt so lange.

Der Sonderzug, welcher vom Veranstalter DNV-Tours aus der Nähe von Stuttgart betrieben wird, besteht aus restaurierten Schnellzugwagen der 40er bis 70er Jahre. In deren Abteilen finden, je nach gebuchter Kategorie, vier beziehungsweise sechs Personen Platz. Kilometer um Kilometer fährt er, begleitet vom Rollen der Achsen und dem angenehmen Lüftchen, das durch die geöffneten Fenster in die Abteile dringt, gemächlich seinem Ziel entgegen.

Doch auch abseits der Strecken gibt es vieles zu entdecken. Nach mehr als zehn Stunden Fahrt ist das erste Etappenziel erreicht. Im Bahnhof von Salzburg warten Reisebusse auf die Gruppen, um diese in die Hotels zu bringen.

Auf historischen Strecken

Am nächsten Morgen ist Zeit für einen Spaziergang, um auf eigene Faust durch die Residenzstadt an der Salzach zu bummeln. Es gäbe hier noch vieles zu bestaunen, aber der Classic Courier verlässt um die Mittagszeit den Bahnhof in Richtung Slowenien. Auf dem Weg zum Zug macht man noch schnell einen Abstecher zu „Fürst“, um dort ein paar Original Salzburger Mozartkugeln kaufen.

Wieder im Zug, müssen die süßen Kugeln noch warten, denn in den historischen Speisewagen wird das Mittagessen serviert, welches in der kleinen Bordküche von einer Köchin frisch zubereitet wurde.

Währenddessen rattert der Zug über die historische Strecke der Wocheinerbahn. Die landschaftlich schöne Strecke durch die Julischen Alpen begeistert nicht nur die Gäste, sondern ist auch die Lieblingsroute von Chefreiseleiter Matthias Stück. Insgesamt 42 Tunnel und Brücken säumen die 1906 eröffnete Verbindung.

Pure Eisenbahn-Romantik

Es ist schon Nacht, als der Sonderzug die slowenische Hafenstadt Koper erreicht. Busse bringen die Kreuzfahrer nach Portoroz. Das „Seebad von Weltruf“, wie es in der kaiserlich-königlichen Monarchie hieß, liegt an der slowenischen Adriaküste im Dreiländereck. Es ist für die kommenden Tage der Ausgangspunkt für die angebotenen Ausflüge in die Nachbarländer Kroatien und Italien.

Mit vielen Eindrücken im Gepäck geht es zurück zum Zug. Dieser verlässt die Küste und fährt weiter in die slowenische Hauptstadt Ljubljana. Zeit für einen Abstecher in den Salonwagen. Hier ist das Reich des Service-Chefs Meinrad Wernet. Er betreut ein Highlight des Zugs: den ehemaligen Gepäckwagen, der in einen eleganten Gesellschaftswagen verwandelt wurde. Neben der Bar laden dort Ohrensessel und Sofas zum Verweilen ein. Mit einem kühlen Drink vergeht die Zeit wie im Flug. Sogar ein Klavier ist mit an Bord. Das ist Eisenbahn-Romantik pur!

60 Prozent Wiederholer

Romantisch ist auch die letzte Station – das Städtchen Bled fast an der österreichischen Grenze. Der Luftkurort ist umgeben vom Alpenpanorama und liegt direkt an einem See.

Nach zwei Nächten heißt es ein letztes Mal packen. Kaum zu glauben, dass die Woche schon vorbei ist. Auf dieser Reise erlebt man nicht nur beeindruckende Landschaften und sehenswerte Städte, sondern auch viele Eisenbahn-Fans mit ihren Geschichten zu den Strecken und der Bahn. Spätestens jetzt ist klar, warum über 60 Prozent immer wieder den Zug buchen.

Christina-Maria Letzeisen
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