Das Tannheimer Tal bietet Wanderern unzählige Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade
Wir waren gewarnt worden. Das Tannheimer Tal sei zwar sehr schön, aber auch sehr voll. Und Ende Juli, Sommerferienzeit – da wird es überlaufen sein. Wir haben uns trotzdem hingewagt. Zum Glück!
Wir erleben das auf 1.100 Metern gelegene Hochtal im Westen Tirols als weitgehend ruhigen und erholsamen Ort. Wie die meisten Urlauber sind wir zum Wandern hier. Der Tourismusverband wirbt damit, dass man auf drei Ebenen zu Fuß unterwegs sein kann: von leichten Spaziergängen im Tal über mittelschwere Touren auf Höhenwegen bis hin zu alpinen Gipfelerlebnissen rund um mehrere Zweitausender ist alles möglich.
Wir nutzen alle drei Ebenen. Meist machen wir uns früh am Morgen auf in Richtung eines Gipfels, besteigen wir den Einstein, die Gaichtspitze und den Aggenstein, kehren in eine der zahlreichen Hütten ein. Am Nachmittag bleibt dann genug Zeit, um nach der Tour ein Bad im Haldensee zu nehmen, oft mit Blick auf den Gipfel, den wir kurz zuvor erklommen haben.
Die populärste Wandertour
Voll ist es nur bei einer Tour, der Drei-Seen-Wanderung rund um das Neunerköpfle. Sie zählt zu den beliebtesten in der Region, ist sie doch wegen ihrer landschaftlichen Schönheit bestens geeignet für Postings auf den Social-Media-Kanälen Instagram, Facebook & Co.
Mit der Gondelbahn fahren wir vom Örtchen Tannheim aus bis zur Bergstation des Neuerköpfles. Von hier sind es nur 20 Minuten bis zum Gipfel, wo wir uns selbstverständlich in das größte Gipfelbuch der Alpen eintragen. Es ist drei Meter hoch und umfasst zwei Seiten von je 2,30 Metern Breite. Wer sich und seine Wandergenossen auf ein freies Fleckchen im oberen Bereich des Buchs eintragen will, muss auf eine Leiter steigen. Das Gipfelbuch ist ein Teil des „9erlebniswegs“, eines familienfreundlichen Wanderwegs, der Informationen über Flora und Fauna im Tannheimer Tal liefert.
Grüne Grasberge
Wir stoßen auf den Saalfelder Höhenweg, der relativ eben durch die blühenden Almwiesen führt. Den 40-minütigen Abstecher auf die 2.084 Meter hohe Sulzspitze, einen der typischen „Grasberge“, die auf der einen Seite bis zum Gipfel mit Gras bewachsen sind und auf der anderen Seite senkrecht in blankem Fels abfallen, können wir uns nicht verkneifen.
Auch die nahezu gleich hohe Schochenspitze erklimmen wir, der eigentliche Weg führt bequem am Fuß des Berges vorbei. Dann öffnet sich ein Bergpanorama, das einem dem Atem verschlägt. „Das sieht aus wie in einem kanadischen Nationalpark“, findet mein Begleiter und macht zahllose Fotos von der Lachenspitze und den umliegenden Gipfeln.
Unser Weg führt oberhalb des ersten Sees, der Lache, durch einen Geröllhang zur Landsberger Hütte. Auf der Terrasse ergattern wir den letzten Platz im Schatten, trinken Radler und Almdudler und verfolgen die Fortschritte von zwei Kletterern, die im Klettersteig zur Lachenspitze aufsteigen und dank ihrer bunten Kleidung im beigegrauen Gestein gut zu erkennen sind.
Im steilen Zickzack geht es bergab zum Traunalpsee, an schwierigen Stellen helfen Drahtseile. In der Sommerhitze wirkt das Wasser des Sees so einladend, dass wir unsere Wanderschuhe aufschnüren und uns Abkühlung verschaffen.
Die Almhütte am Ufer lassen wir links liegen und machen uns an den sehr steilen Abstieg ins Tal zum malerischen Vilsalpsee, für den Rauhorn und Gaishorn eine spektakuläre Kulisse abgeben. Am Strand spielen Kinder, Ruderboote sind auf dem Wasser unterwegs, auf den Terrassen der Cafés sitzen Ausflügler bei Kaffee und Kuchen. Keine Frage, der Vilsalpsee ist ein wahrer Besuchermagnet.
Unweigerlich kommen mir wieder die Warnungen in den Sinn, dass das Tannheimer Tal überlaufen sei. Hier mag das zutreffen. Aber auf viele andere Orte, auf viele andere Touren nicht. Absolut empfehlenswert, dieses Hochtal.