Georgien

„Gamarjoba" in Ushguli

Mittelalterliche Wehrtürme in Ushguli in Ober-Swanetien

Mittelalterliche Wehrtürme in Ushguli in Ober-Swanetien. Foto: mg

Das Land ist für Wanderer ein Top-Reiseziel, begeistert aber auch mit kulinarischen Highlights und hoch interessanter Kultur

Eigentlich kann der Tisch gar nicht voller werden. Er wird aber voller – dabei sind wir schon von den Vorspeisen satt. Auberginen-Creme, mit Käse oder Hackfleisch gefüllte Teigtaschen namens Chinkali sowie gebackenes Käsebrot mit dem schönen Namen Chatschapuri, dazu Salate garniert mit Mirabellen- und Walnuss-Soße: Was will man mehr? „Ein gut gebratenes Stück Rindfleisch und traditionellen georgischen Wein“, sagt unser Guide Silijat und lässt auffahren. 

Die georgische Küche mit ihren Einflüssen aus Persien, der Türkei und anderen Ländern sowie dem ältesten Weinanbau der Welt ist großartig, das traditionelle Gastmahl ist eine kulturelle Tradition. Nur die Sprache ist schwierig: „Gamarjoba“ für „guten Tag“ ist noch eines der einfachen Wörter.

Fünf Stunden sind wir zuvor von Ushguli zum Shkhara-Gletscher gelaufen. Die Tour war kürzer geplant, aber am Ende siegte der Wunsch, direkt am Fuße der Gletscherzunge zu stehen. Die ist gewaltige 50 Meter hoch und ermöglicht den Blick auf mehrere zehntausend Jahre altes Eis. 
Das ist ist nicht glänzend blau, wie man es aus den Polarregionen kennt, sondern mit Geröll versetzt und eher grau. Der Eindruck ist dennoch gigantisch – und natürlich ein wenig traurig: Die Moränen zeigen deutlich, dass auch im Kaukasus der Klimawandel seine Spuren hinterlässt. 

Besuch in Europas höchster dauerhaft bewohnten Gemeinde

Die Gletscher von Shkhara, Uschba und Chalati gehören zu den Highlights der Wandertouren durch die hochgelegene Region Swanetien. Ushguli gilt mit seiner Lage in 2.500 Metern Höhe als höchste dauerhaft bewohnte Gemeinde Europas. 

Mit seinen historischen Wehrtürmen und den angeschlossenen Häusern aus Naturstein strahlt der Ort einen Hauch Mittelalter aus. In der Ferne glänzen grüne Wiesen in der Sonne, darüber die schneebedeckten Doppelgipfel des Uschba, mit 4.737 Metern Höhe einer der höchsten Berge Georgiens. Was für ein Blick! Wir sind hin und weg.

Touren für jeden Schwierigkeitsgrad

Georgien ist ein perfektes Ziel für Bergsteiger und Wanderer. Touren gibt es für jeden Schwierigkeitsgrad, wichtigste Trekking-Region neben Swanetien ist die Region um den Kasbek – dem berühmten Berg des Prometheus aus der griechischen Antike. 

Unser Plan, von Becho aus über einen Pass in die swanetische „Hauptstadt“ Mestia zu laufen, scheitert jedoch: Anfang Juni liegt in 3.000 Metern Höhe noch zu viel Schnee. Stattdessen wandern wir über blühende Wiesen und durch herrliche Laub- und Lärchenwälder zum Wasserfall des Shdugra.

Am Abend erreichen wir Mestia dann per Minibus, schauen uns die historischen Wehrtürme an, erleben per Seilbahn eines der georgischen Skigebiete und lassen den Abend auf der Terrasse des modernen und schicken Paliani-Hotels ausklingen. 

Residieren im Wolkenkratzer

Wie anders ist von hier aus der Blick auf die mittelalterliche Altstadt als vom Pullman Axis Towers auf Tiflis. Dort residieren wir zum Ende der Reise im Wolkenkratzer – und erhalten aus der 30. Etage einen großartigen Überblick über die Hauptstadt Georgiens. Die präsentiert sich modern und traditionell, gemütlich und lebendig. Besonders sehenswert sind das Weinmuseum im Untergrund einer früheren Karawanserei, die per Seilbahn erreich-bare Festung der Stadt sowie die historischen Badeanlagen, in denen man sich heute noch verwöhnen lassen kann. 

Am letzten Abend wird noch einmal groß aufgetischt. Mit einem Makel: Die traditionelle Festtafel wird hierzulande von einem Tamada geleitet. Er bringt die Trinksprüche aus, er ist die kreative Seele der Runde. „Flapsige Sprüche sind dabei nicht angesagt, es geht um die Familie, um Georgien, um den Sinn des Lebens“, sagt unser Guide Siljat und schaut uns lächelnd an. Denn diese Reise hat ihn gelehrt: In unserer Gruppe will jeder mitreden. Tamada jedoch will niemand sein. 

 

Wissenswertes: So lernt man

Mit einem E-Learning stellt das georgische Tourist Board Reiseverkäufern die Vielfalt Georgiens vor. Der Kurs ist seit Juli auf Expiprofi.de, der E-Learning-Plattform von touristik aktuell, online. Vermittelt wird praktisches Know-how für die Beratung am Counter. Die Themen: Land und Leute, Genuss und Kultur sowie Outdoor und Natur. Zum Kursabschluss wartet ein kurzes Quiz, das an die wichtigsten Inhalte erinnert. Das E-Learning finden Sie unter expiprofi.de/Georgien. Alle Expiprofi-Schulungen sind kostenlos. Wer noch keinen eigenen Account hat, kann sich registrieren und danach direkt loslegen.

So reist man 

Georgien-Reisen werden von vielen Studien-, Erlebnisreise- und Wanderveranstaltern angeboten, darunter Ikarus Tours, Studiosus und Schulz Aktiv Reisen. Über ein besonders großes Angebot verfügt Diamir: Die Dresdner offerieren sowohl klassische Rundreisen als auch Wander- und Trekkingtouren. Wer gerne weniger läuft, ist auf der 16-tägigen „Großen Südkaukasus-Rundreise“ richtig. Wer gerne wandert, dem empfiehlt sich 14-Tage-Tour durch Swvanetien. Übernachtet wird in Gästehäusern. Zudem gibt es Kombi-Reisen mit Armenien und Aserbaidschan. 

So fliegt man 

Georgien ist im Vergleich zu Deutschland ein preiswertes Reiseziel und verfügt über eine hervorragende Fluganbindung. Direktflüge nach Tbilisi gibt es mit Lufthansa (täglich ab München), Condor (zweimal pro Woche ab Frankfurt) und ganz neu Georgian Airways (zweimal pro Woche ab Berlin). Wizz Air bedient zudem elfmal pro Woche Kutaissi. Die Stadt liegt zwischen Tiflis in Ost-Georgien und Batumi am Schwarzen Meer und ist ein perfekter Ausgangspunkt für Wanderungen in Swanetien. Abflughäfen für Kutaissi sind Berlin, Hamburg, Dortmund, Memmingen und Frankfurt am Main. 

Matthias Gürtler