Guadeloupe

Tropischer Schmetterling

Für die Einreise nach Guadeloupe reicht der Personalausweis, gezahlt wird in Euro.

Savoir-vivre auf Guadeloupe, einem Stückchen Europa in der Karibik

Im Westen ist Guadeloupe gebirgig. Fotos: Eric Larrayadieu/Atout France, FVA Guadeloupe

Ein trauriger Tag für 320 Menschen. Eben ist die Tür hinter ihnen zugefallen, der Duft nach Zuckerrohr und Unbeschwertheit ausgesperrt. Der Liegestuhl im Schatten von Kokospalmen ist Vergangenheit, das Hummer-Barbecue unterm Sternenhimmel am Strand bloß noch Erinnerung. Mit 220 Stundenkilometern donnern 320 Pechvögel über die Piste von Le Raizet, sehen ihre Puderzuckerstrände kurz darauf ein letztes Mal aus der Luft, nehmen Kurs auf Paris und wollen am liebsten gar nicht hin. Die Abreise aus Guadeloupe, das Ende von Ferien auf den Französischen Antillen, ist ein bisschen wie die Vertreibung aus dem Paradies. Aber es gibt ausgleichende Gerechtigkeit: Mit derselben Maschine sind eineinhalb Stunden zuvor etwa gleich viele Neuankömmlinge im karibischen Garten Eden gelandet.

Ob der liebe Gott bei der Erschaffung der Karibik gewusst hat, dass über einer der schönsten Insel irgendwann die Trikolore wehen würde? Über den Dächern pastellfarbener Holzhäuschen in den Vororten der Inselmetropole Pointe-a-Pitre oder in St. François, zwischen den Palmen von Ste. Anne, im Schatten der dschungelüberzogenen Vulkankegel von Basse-Terre? Er hat es gut gemeint mit Guadeloupe, mit der Insel, die als Übersee-Departement zu Frankreich gehört.

Guadeloupe hat die Form eines Schmetterlings - und Bindeglied zwischen den zwei völlig unterschiedlichen Flügeln ist an der schmalsten Stelle die Inselmetropole Pointe-a-Pitre. Der östliche Ausläufer Grande-Terre ist flach, voller Zuckerrohrplantagen, hat puderzuckerfeine, helle Sandstrände aus in Millionen Jahren zu Staub zermahlenen Korallenpartikeln. Der westliche Schmetterlingsflügel Basse-Terre ist vulkanischen Ursprungs, gebirgig. Er ist von Bananenplantagen und dichtem Urwald bewachsen, der sich die Hänge des Soufriere-Kegels hinaufzieht und die 130 Meter hohen Chutes-du-Carbet-Wasserfälle einrahmt. Die Strände des Westens sind schwarz, bestehen aus zermahlener Lava. Basse-Terre ist die Abenteuerausgabe der Insel, ist wilder, urtümlicher, wirkt ungebändigt. Auf den Lippen liegt ein Hauch Meersalz.

Weil die Karibik-Franzosen am liebsten exakt so leben wollen wie ihre Landsleute im 7.000 Kilometer entfernten Paris, pflegen sie dieselben Vorlieben: Spätestens morgens um neun inszenieren sie einen hübschen Stau im Zentrum von Pointe-a-Pitre. Und während die Inselmetropole Paris doubelt, spielt Basse-Terre die Provinz: wenig Verkehr auf den Straßen, Picknickplätze sogar im Dschungel. Aus dem Grün krakeelen Papageien, quaken Frösche. Manchmal setzt das Konzert urplötzlich für Minuten aus, als nähme ihr Dirigent eine sehr karibische Auszeit im Schaukelstuhl. Ein Problem ist das nicht - Hauptsache, man darf bleiben. Und es ist noch möglichst lange hin bis zum Rückflug.


Helge Sobik

Guadeloupe
Ab November fliegt Air France vom Pariser Airport Charles de Gaulle nach Guadeloupe. Dann brauchen deutsche Kunden in Paris nicht mehr den Flughafen zu wechseln und können außerdem ihr Gepäck durchchecken. Weitere Infos erteilt das Fremdenverkehrsbüro von Guadeloupe, das unter der Telefonnummer 07 11/ 5 05 35 11 und der E-Mail fva.guadeloupe(at)t-online.de zu erreichen ist. Mehr im Web unter www.lesilesdeguadeloupe.com.