Aruba ist ein begehrtes Ziel für Wassersportler und Taucher
Schön den Kopf gerade halten und nicht mit dem Mund atmen. Brodelnd wird Sauerstoff in den weißen Fiberglashelm gepresst, der auf den Schultern liegt. Konstant hält der erhöhte Luftdruck das Meerwasser draußen, so lange man nicht auf die eigenen Füße schaut.Sechs Meter unter der Oberfläche tapsen fünf Touristen mit viel Auftrieb über den Meeresgrund – nur durch einen dünnen Plastikschlauch mit Druckluft versorgt. Seatrek heißt dieses Abenteuer, bei dem Taucher wagemutigen Gästen angefütterte Papageienfische in die Hände treiben, sie an einem Wrack vorbeiführen und schließlich an einem Tisch mit leeren Weinflaschen für ein Foto posieren lassen. Im klaren Wasser vor Aruba ist Seatrek wohl die beste Möglichkeit für Nichttaucher, das Karibische Meer zu erleben.
Bier in 0,2-Liter-Fläschchen
Aruba, die kleinste der ABC-Inseln vor der Küste Venezuelas, verwöhnt ihre Besucher jeden Tag zuverlässig mit Sonne und hochsommerlichen Temperaturen. Es ist so heiß, dass die örtliche Balashi-Brauerei ihr Bier in winzigen 0,2-Liter-Fläschchen abfüllt. Frisch aus dem Kühlschrank geholt soll man sie möglichst in einem Zug leeren.
Im Inselinneren fühlen sich vor allem mächtige Säulenkakteen und Aloe-Pflanzen aus Afrika wohl, die vor Ort zu Sonnenschutzmitteln verarbeitet werden. Nur die zweitgrößte Entsalzungsanlage der Welt liefert auf der wüstenähnlichen Insel das nötige Trinkwasser für die knapp 100.000 Einwohner, die 1,5 Millionen Besucher und die künstlich angelegten Strand-Resorts, in denen Kokospalmen, Hängematten und Rosa Flamingos vor allem US-amerikanischem Publikum Idylle suggerieren.
Im Arikok-Nationalpark
Die echten Vorzüge Arubas findet man dagegen am und im Wasser. Der kilometerlange weiße Eagle-Beach, an dem die knorrigen Divi-Divi-Bäume fotogen vom ständigen Passatwind gebeugt wurzeln, gehört zu den schönsten Strandabschnitten der Welt.
Im ruhigen Wasser kann man gefahrlos schwimmen. Nachts kommen oft Meeresschildkröten hierher, um ihre Eier im Sand zu vergraben. Der eigentliche Höhepunkt wartet aber unter Wasser. Seit zwei Jahrzehnten stehen die Riffe um die Insel unter Naturschutz. Barrakudas, Rochen, Muränen und Meeresschildkröten tummeln sich dort.
Der engagierte Lehrer Castro Perez hält mit seiner ehrenamtlichen „Aruba Reef Care Foundation“ die Riffe sauber und jagt den aggressiv einwandernden giftigen Rotfeuerfisch. Viele Taucher besuchen das Wrack des deutschen Frachters Antilla – das größte der Karibik. Wer sich das nicht zutraut, der kann schnorcheln oder mit Schnorchelmaske und Sauerstoffschlauch abtauchen.
An Bord des Unterseebootes Atlantis VI bleibt man gänzlich trocken. Nachdem die Dachluken geschlossen sind, gleitet das Boot an mehreren Wracks vorbei, bevor es in gut 40 Metern Tiefe auf den Meeresboden aufsetzt. Kapitän Nemo lässt grüßen.
Die ganze Kraft des Meeres spürt dagegen, wer im Geländewagen in den Nationalpark Arikok an der Südostküste rumpelt. Nach halsbrecherischer Fahrt über steinige Pfade schlängelt sich das Fahrzeug auf einer staubigen Fahrspur an die Küste hinab. Die letzten Meter klettert man zu Fuß – und steht vor einem halbrunden Felsbecken, über dessen Rand der Ozean haushohe Gischtfontänen donnern lässt
Martin Wein