Grenada

Grenada: Auf die Nuss

Eine der Gewürzfrauen mit Ketten aus Zimstangen, Nelken und anderen Gewürzen

Es grünt so grün auf der Gewürzinsel

An den Concorde Falls springen Jugendliche gegen ein kleines Trinkgeld von den Felsen. Fotos: mc

Sage mir, wohin du willst, und ich zeige dir, wie du dorthin kommst.“ Das ist das Motto von Telfor Bedeau, der Wanderlegende von Grenada. Seit fast 50 Jahren marschiert der mittlerweile über 70-Jährige kreuz und quer über die Insel und kennt nicht unbedingt jeden Grashalm, aber dafür so manches schöne Fleckchen.

Davon gibt es auf der grünen Antilleninsel unzählige. Etwa rund um den Grand Etang, einem Kratersee mit einer Handvoll Wanderrouten, etwa zu den Concorde-Wasserfällen. Ausgangspunkt ist das Grand-Etang-Besucherzentrum, wo die Touristen von ihren Wanderführern empfangen werden – und von aufdringlichen Mona-Affen und kontaktfreudigen Gewürzfrauen. Sie bieten Ketten aus Zimtstangen, Nelken, Ingwer, Chillies und Muskatnüssen feil. Grenada ist auch als Spice Island, Gewürzinsel, bekannt.

Muskatnuss für deutsche Bratwürste

Vor allem Muskatnuss sowie Muskatblüte aus Grenada sind auch hierzulande beim Backen oder bei der Herstellung von deutschen Bratwürsten unverzichtbar. Grenada stellt einen Großteil der weltweiten Muskatnussproduktion. Dabei ist der Karibik-Staat flächenmäßig nur etwa halb so groß wie Hamburg. Die Nuss, die eigentlich ein Same ist, wird „schwarzes Gold“ genannt und ziert die Landesflagge.

Der Anbau ist keine allzu harte Nuss. Die Böden sind extrem fruchtbar, was sich auf Wanderungen auch leicht an der üppigen Botanik ablesen lässt. Besonders bequeme Bauern lassen die Nüsse einfach von Säugetieren und Vögeln freilegen, die die Schale der reifen Früchte fressen. Übrig bleiben Muskatnuss und Macis, die rote Muskatblüte.

Auch deutsche Naturkosmetikhersteller lassen sich aus Grenada beliefern, wie Bedeau erzählt. „Sie haben sogar die Bäume markiert, von denen sie die Nüsse wollen.“ Grund ist das Myristicin, ein Bestandteil des Öls der Muskatnuss. „Am meisten wird allerdings in die USA geliefert, für die Zubereitung von Cola“, führt Bedeau weiter aus.

Tropische Schauer sorgen für sattes Grün

Die Böden im Inselinneren sind nicht nur fruchtbar, sondern auch matschig. Regelmäßige tropische Schauer durchweichen den Boden, sorgen so für ein sattes Grün. Festes Schuhwerk und eine gute Kondition sind unerlässlich. Wer durchhält, erreicht nach einem rund dreistündigen Marsch einen kleinen Bach, der immer weiter anschwillt und schließlich in die Concorde Falls mündet.

Dort tauchen sie wieder auf, die Gewürzfrauen. ‧Dieses Mal ohne Affen. Aber mit Ketten aus – genau: Zimtstangen, Chillies, Muskatnüssen und Co.

Es ist Freitagnachmittag, daher lassen wir zusammen mit Wanderführer Bedeau den Tag beim Fish Friday ausklingen. Bei der großen Straßen-Party in Gouyave mischen sich Touristen unter die Einheimischen.

Bis in den späten Abend wird auf den Straßen gewippt und getanzt, getrunken und gegessen. Zumeist Hühnchen und Fisch, dazu gibt es Saucen mit exotischen Gewürzen – natürlich aus Grenada.

Von Martin Cyris