Curacao

Der Mix macht’s

Mit Hilfe von Wilfred Hendriksen wurde aus der No-go-Area ein Ausgehviertel

Willemstad: Das bunte Ausgehviertel Pietermaai bietet Abwechslung vom Strand-Einerlei

Die Bar Mundo Bizzaro ist zur Institution geworden. Fotos: mc

Mit Sonne, Meer und Palmen wartet jede karibische Insel auf. Doch abseits vom Strandleben leiden manche, vor allem die kleinen Inseln, unter einer gewissen Ereignisarmut. Urlauber, die Abwechslung jenseits der Hotelanlagen suchen, suchen oft vergebens. Zumal es nicht jedem liegt, sich auf unbekanntem Terrain unter Einheimische zu mischen. Selbst in den Hauptstädten mangelt es an einer urlauberkompatiblen Infrastruktur zum Ausgehen und Flanieren.

Anders in Willemstad. Dank der visionären Entschlossenheit eines Privatmanns verfügt die Hauptstadt von Curacao seit wenigen Jahren über ein sicheres und vielfältiges Ausgehviertel: den Pietermaai District. Es gibt zahlreiche Cafés, Bars und Restaurants, aber auch Boutique-Hotels und sogar Apartments für Studenten. Weshalb das Publikum jung beziehungsweise jung geblieben ist.

Vor 19 Jahren kaufte Wilfred Hendriksen für wenig Geld ein verfallenes Haus in dem Stadtteil. Um ihn herum damals verlassene Liegenschaften, halbe Ruinen. Das ehemals noble Pietermaai mit seinen herrschaftlichen Häusern war im Laufe der Jahrzehnte zu einer No-go-Area verkommen. Die Bewohner zogen weg, die Gegend blieb sich selbst überlassen.

Visionär erkennt Potenzial des Viertels
„Ich habe Nachtwache gehalten, um auf mein Haus aufzupassen“, erinnert sich Hendriksen, der sich einen Container voller Möbel aus einem schwedischen Möbelhaus bringen ließ. Außerdem Farbe, viel Farbe. Damit stattete er sein erstes Haus aus, das er kurz darauf an einen Gastronom verpachtete.


Hendriksen hat das Potenzial des Viertels erkannt, liegt es doch nur wenige Gehminuten von wichtigen Anziehungspunkten entfernt: dem Markt, dem Busbahnhof und nicht zuletzt dem Hafen von Willemstad mit dem Wahrzeichen Curacaos: Die bunte Häuserzeile ist Unesco-Weltkulturerbe und ein Must-See für Karibik-Urlauber.

Weitere Investoren folgten
In Sachen Buntheit übertrifft Pietermaai sie inzwischen in vielerlei Hinsicht. Da wäre die gelungene Mischung aus Gastronomie und Galerien, Hotels und renovierten Privathäusern. Oder die Bevölkerung, die Einheimische und Touristen anzieht. Vor allem das breite Angebot an Bars und Restaurants sucht auf der Insel seinesgleichen.

Hendriksen, der an anderer Stelle bereits eine erfolgreiche Bar führte, kaufte weitere Gebäude, sanierte sie und installierte Gastronomiebetriebe und Unterkünfte. Weitere Investoren folgten seinem Beispiel.
Ob Architektur oder Interieur: Die Pietermaai-Macher setzen bewusst auf einen Mix aus farbenfroher kreolischer und konformer internationaler Gastrokultur. Graffiti gelten nicht als Sachbeschädigung, sondern als künstlerische Farbtupfer.

Der Stilmix trifft den Geschmack, vor allem am Wochenende ist viel los. Das Miles Jazz Café und die Bar Mundo Bizzaro sind zu Institutionen geworden. Oft treten Bands auf, die Barmixer haben alle Hände voll zu tun.

Macher Hendriksen entspannt sich bei einem Drink und blickt zufrieden auf die Nachtschwärmer, denen er dank seiner Vision eine Heimat gegeben hat. Harte Arbeit sei es gewesen, das Viertel zu sanieren und zu einem Szeneviertel zu machen.

Martin Cyris
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