Panama

Vom Kreuzfahrtschiff zur Kirchentour

Die Altstadt von Panama wurde 1997 ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen

Die Altstadt von Panama wurde 1997 ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen. Foto: jewhyte/istockphoto

Panama-Stadt: Unterwegs in den kolonialen Gassen der Hauptstadt, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt

Wenn es Nacht ist in Panama-City und die Lichter der Hochhäuser im Bankenviertel weithin zu sehen sind, dann zieht es viele Menschen nicht nur nach draußen, sondern auch nach oben. Die Rooftop-Bars Lazotea, Casa Casco, Barlovente, Salvaje und Tantalo können von der Höhe her zwar nicht mit den Skyscrapers im Geschäftsviertel mithalten, doch dafür tobt hier das Leben. Zudem haben Gäste von den Dächern der Clubs, Hostels und In-Kneipen der Altstadt einen grandiosen Blick auf die Hochhauskulisse – und chillen gleichzeitig entspannt mit Elektronikmusik im Hintergrund und idealerweise mit einem Cocktail in der Hand.

Die Altstadt von Panama City, das Casco Viejo, wurde zwar 1997 ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen, war aber noch vor 15 Jahren zum Teil ein gefährliches Pflaster. Heute ist das Casco Viejo das Aushängeschild der Stadt, ein Ausgehviertel für die Einheimischen und eine echte Touristenattraktion. Charmante Gässchen verführen zum Flanieren, auch wenn noch nicht alle Kolonialgebäude restauriert sind. Die Immobilienpreise steigen, der ehemalige Union Club wurde zum Sofitel umgestaltet.

Während abends das „Bar-Hopping“ von Rooftop-Bar zu Rooftop-Bar lockt, empfiehlt sich tagsüber eine Art Kirchen-Hopping: Nicht nur die Kathedrale Santa Maria la Antigua, die 2019 von Papst Franziskus besucht wurde, ist sehenswert, auch weitere Gotteshäuser lohnen durchaus eine Visite. Die Perle unter den insgesamt sieben Kirchen im Kolonialviertel ist die Kirche San Jose, in der ein mehrere Meter hoher barocker vergoldeter Holzaltar bewundert werden kann. Er wurde vor ungefähr 180 Jahren gefertigt, entweder in Peru oder zumindest von einem peruanischen Schnitzer.

Wer weiter durch die Straßen der Innenstadt schlendert, deren Unesco-geschützter Teil sich von der ersten bis zur fünfzehnten Straße (Calle) erstreckt, der stößt auf weitere sehenswerte Kirchen. In der spanischen Kolonialzeit haben sich etliche Ordensgemeinschaften hier niedergelassen, beispielsweise Benediktiner, Dominikaner und Jesuiten.

Neben der geistlichen Macht hatte und hat auch die weltliche Macht ihren Sitz hier: am Hauptplatz, dem Plaza de la Independencia, findet sich der Palacio Municipal. Hier liegen die Wurzeln des unabhängigen Staates Panama: 1821 wurde hier die Unabhängigkeit von Spanien erklärt und 1903 die Ablösung Panamas von Kolumbien verkündet. Wenige Straßen weiter, in der Avenida Alfaro, residiert der panamaische Präsident. In der Umgebung seines Palacio de la Garzas versehen rund um die Uhr Polizeibeamte ihren Wachdienst.

An der Plaza de la Francia, am südwestlichsten Zipfel der Altstadt, treffen wir mehrere Frauen in einer Pollera, dem Nationalkleid Panamas. Ganz in der Nähe ragt ein 18 Meter hoher Obelisk gen Himmel, dessen Spitze ein gallischer Hahn ziert. Davor stehen Denkmäler für die französischen Ingenieure, die als erste einen Panamakanal bauen wollten.

Wir laufen den Paseo Esteban Huertas entlang, den Malecon der Altstadt, und blicken dabei auf die Skyline des Geschäftsviertels. Die Fensterscheiben der zum Teil mehr als 200 Meter hohen Wolkenkratzer funkeln im Sonnenlicht. Abends, wenn die Rooftop-Bars erwachen, brennen hinter den Fenstern dann zahllose Lampen. Ein Ausblick, der beeindruckt, am helllichten Tag ebenso wie spät in der Nacht.

 
Rainer Heubeck