Washington DC ist eine erstaunlich fahrradfreundliche Metropole
Berto ist fix unterwegs. Geschickt schlängelt sich der Guide mit seinem schlanken City-Bike zwischen Spaziergängern hindurch, die an diesem Frühlingsabend auf der National Mall in Washington DC schlendern. Immer entlang am schier endlosen Lincoln Memorial Reflecting Pool, der aus zahlreichen Filmen bekannt ist, und das ebenso berühmte Denkmal zu Ehren des früheren US-Präsidenten fest im Blick. Man muss ganz schön in die Pedale treten, um da mitzuhalten.
Wir radeln die „Monuments at Night Bike Tour“, ein dreistündiger Rundtrip auf der Prachtmeile der Hauptstadt, den Berto oder seine Kollegen vom Fahrradverleih „Unlimited Biking“ allabendlich zur Dämmerstunde anbieten. So zügig das Tempo, so straff ist auch das Programm: Zunächst geht es zum Weißen Haus, dann zum Washington Monument und von dem ikonischen Obelisken aus nach diversen weiteren Zwischenstopps schließlich zum Thomas Jefferson Memorial. Inzwischen ist es komplett dunkel, als wir gegen halb zehn wieder in der Bike-Station eintreffen.
Zweispurige Fahrradstraßen
Was bereits bei diesem ersten Ausflug auffällt: Washington verfügt über ein Radwegenetz, von dem sich andere amerikanische Metropolen, aber auch so einige deutsche Großstädte eine Scheibe abschneiden können. An vielen Hauptverkehrsachsen führen zweispurige Fahrradstraßen entlang, an anderen wiederum sorgen baulich abgetrennte Radspuren für mehr Sicherheit der Pedalritter. Kein Wunder, dass diese die Straßen in der amerikanischen Kapitale inzwischen reichlich bevölkern.
Dafür wurde in den letzten zwei Jahrzehnten einiges getan. Seit 2001 hat die örtliche Verkehrsbehörde District Department of Transportation (DDOT) im Rahmen ihres „Bicycle Lane“-Programms rund 160 Kilometer Radwege geschaffen. Ein Viertel davon sind vom Autoverkehr abgeschirmte „Protected Bike Lanes“, die auch künftig weiter ausgebaut werden sollen. Denn allen Bemühungen zum Trotz – natürlich ist das Wegenetz noch lange nicht lückenlos.
Aber auch andere Maßnahmen haben die Hauptstadt für Radfahrer attraktiver gemacht. So war Washington Vorreiter in Nordamerika bei der Einführung eines Bikeshare-Systems. Mittlerweile gehören 500 Stationen mit über 4.000 Rädern zu diesem Netzwerk, dazu kommen die Angebote mehrerer gewerblicher Vermieter.
Fahrrad als Alternative zu Bus und U-Bahn
Somit ist das Fahrrad auch für Touristen eine interessante Alternative zu Bus und U-Bahn geworden, um die Highlights der Stadt zu erkunden. Zwar ist das Metro-Netz in Washington ebenfalls gut ausgebaut, das gilt aber eher für die Bezirke rund um die Downtown. Schon das beliebte Wohn- und Ausgehviertel Georgetown liegt etwas abseits im Nordwesten und wer einen Ausflug zum nördlich davon gelegenen Rock Creek Park plant, muss unter Umständen einen Fußmarsch einkalkulieren oder sich ein Taxi nehmen.
Dabei ist gerade die grüne Lunge von Washington, durch die sich neben diversen Rad- und Wanderwegen auch der seit 2020 für Autos gesperrte Beach Drive schlängelt, für eine Radtour geradezu prädestiniert. Gleiches gilt für den idyllischen C&O Canal Towpath, einem ehemaligen Treidelpfad entlang des historischen Chesapeake and Ohio Canal, der von Georgetown 300 Kilometer nordöstlich bis ins Städtchen Cumberland in Maryland führt.
Aber keine Sorge: Um einen Eindruck von der Ruhe und Abgeschiedenheit des Kanals zu bekommen, reicht es völlig aus, auf dem Weg mal ein kurzes Stück zu radeln. Dann nämlich schafft man es auch noch rechtzeitig zurück in die Stadt und auf den Hügel des Kapitols, um in nächster Nähe des ehrwürdigen Parlamentsgebäudes den Sonnenuntergang zu genießen. Denn diesen äußerst lohnenden Abstecher hat Berto bei seiner Tour ausgelassen.
Räder mieten in Washington DC
Capital Bikeshare:
https://capitalbikeshare.com
Unlimited Biking:
www.unlimitedbiking.com/washington-dc
Big Wheel Bikes:
www.bigwheelbikes.com/rentals
Tipp: Nach aktueller Fahrradkarte („District of Columbia Bike Map“) fragen