Florida: Sarasota bietet schöne Strände, ein berühmtes Kunstmuseum und ist ein Amish-Hotspot
Meine Füße stecken im feinkörnigen Sand. Jogger ziehen vorbei, zwischen Lifeguard-Häuschen spielen Kids Frisbee, ältere Semester relaxen in Klappstühlen, neben sich eine Kühlbox voller Lite-Beer. So sieht Beach-Life auf Siesta Key aus, deren Strände regelmäßig zu den schönsten der USA gekrönt werden. Die Sonne Floridas versinkt im Golf von Mexiko. Sie taucht die ohnehin schon als Bilderbuchlandschaft zu beschreibende Insel vor Sarasota in ein sattes Orange. Es sind angenehme 22 Grad – Mitte Januar.
Rückblick: Am Morgen fahre ich mit dem Mietwagen durch Pinecraft, einen auf den ersten Blick öden Stadtteil von Sarasota. Mein Ziel ist das Restaurant Yoder’s – perfekt zum Früh- stücken und zum Eintauchen in eine fremde Welt. Pinecraft wird seit mehr als 100 Jahren von den Amish bewohnt, die ihren Ursprung in der reformatorischen Täuferbewegung in der Schweiz und Süddeutschland haben.
Amish gründeten Pinecraft-Community in Sarasota
Dort findet man die Amish heute nicht mehr. Sie leben abgeschieden von der modernen Zivilisation als einfache Bauern, teils wie vor 300 Jahren, in den amerikanischen Agrarstaaten. Doch diese Landstriche, auch als Fly-Over-States bezeichnet, sind in den Wintermonaten unwirtlich. Deshalb haben einige Amish in den 1920er Jahren die Pinecraft-Community in Sarasota gegründet. Quasi ein Urlaubsort für Glaubensbrüder und -schwestern aus dem Norden.
Bis heute verbringen Hunderte von Amish den Winter in Pinecraft. Ein Treffpunkt dieser Community ist das Yoder’s, das ihnen ein Stück traditionelles Leben und die typische Hausmannskost im sonnigen Florida bietet. Mein Frühstück ist herzhaft: Muffins, Spiegeleier, Schinken und „Home Fries“.
Vor der Tür komme ich mit einigen Amish aus Indiana ins Gespräch. Die Frauen verdecken ihr Haar mit einem weißen Hauben, sie tragen lange Baumwollkleider. Ihre Männer haben Rauschebärte und schwarze Wollsakkos. 20 Stunden haben sie mit dem Bus aus dem Norden bis nach Pinecraft gebraucht, wo sie mehrere Wochen bleiben wollen. Dass ich aus Deutschland komme, finden sie spannend. Sie könnten auch deutsch, sagen sie. Bis auf ein paar Brocken bestätigt sich das im anschließenden Gespräch „auf Deutsch“ allerdings nicht.
Ein Highlight: das John-and-Mable-Ringling-Museum-of-Art
Weiter geht es über Brücken und Kanäle bis an das andere Ende der Stadt. Ziel ist das John-and-Mable-Ringling-Museum-of-Art, einer der kulturellen Höhepunkte Floridas. John und Mable waren Zirkusleute, die mit dem berühmten Ringling-Brothers-Circus Ende des 19. Jahrhunderts per Zugkolonne durch die USA tingelten und die Menschen mit ihrer zirzensischen Mega-Show unterhielten.
Die Winter verbrachte das Paar in Sarasota – in seiner Residenz Ca’D’Zan. Diese kann man besichtigen. Auf dem Park-ähnlichen Anwesen haben die Kunstsammler John und Mable zudem ein riesiges Kunstmuseum mit 21 Galerien erbauen lassen. Besucher bewundern heute mehr als 10.000 europäische Werke von Rubens über Tizian bis zu Velazquez.
Doch damit nicht genug: Auf dem Ringling-Areal können Gäste auch das sehenswerte Zirkus-Museum besuchen. Seit 1948 wird dort in mehreren Hallen die Geschichte der Ringling-Familie erzählt. Neben Fotografien, bunten Kostümen und Werbeplakaten sind die Original-Zirkus-Waggons von Pullman ausgestellt, mit denen John und Mable auf Schienen durch die USA reisten.
Nach so viel Historie zieht es mich raus auf Siesta Key. Es ist bereits später Nachmittag. Am Strand lasse ich den Tag Revue passieren. Vor mir spaziert ein junges Amish-Paar durch die seichte Brandung. Er hat seine Wollhose hochgekrempelt, die Brandung hat ihr Baumwollkleid am Saum durchnässt. Das stört die Frau aber scheinbar kein bisschen. Beach-Life an einem sonnigen Januartag in Sarasota ist sicherlich deutlich angenehmer als ein Wintertag auf der heimischen Farm in Idaho, denke ich.
So kommen Sie nach Sarasota
Sarasota liegt am Golf von Mexiko im
Westen Floridas und lohnt trotz der Winterquartier-Historie auch einen Besuch im Sommer. Die Stadt mit rund 54.000 Einwohnern ist eine Autostunde südlich vom Flughafen
Tampa entfernt. Nach Fort Myers sind es
75 Meilen. Tampa und Fort Myers werden
von Condor und Discover angeflogen.