Uruguay

Uruguay: Kaum bekannte Schönheit

Colonia del Sacramento ist ein beschauliches Kolonialstädtchen.

Colonia del Sacramento ist ein beschauliches Kolonialstädtchen.

Das südamerikanische Land lockt mit viel Ruhe, einer guten Küche und attraktiven Stränden

In Uruguay wird nicht nur gerne Wein getrunken, sondern auch Matetee. Fotos: jmw

In Uruguay wird nicht nur gerne Wein getrunken, sondern auch Matetee. Fotos: jmw

Es ist schon ein starker Kontrast für Urlauber, wenn sie mit der Fähre nach gerade einmal 45 Minuten aus der 13-Millionen-Metropole Buenos Aires in Colonia del Sacramento ankommen. In den Straßen des 22.000-Einwohner-Städtchens am Rio de la Plata parken zahlreiche Oldtimer, die gepflegten Häuser erinnern an die spanische und portugiesische Kolonialzeit, und das Leben hier verläuft ausgesprochen still und beschaulich. Und vielleicht macht gerade diese im ganzen Land anzutreffende Ruhe den Reiz Uruguays aus.

In der Republik am Rio de la Plata, die etwa halb so groß wie Deutschland ist, leben mit 3,3 Millionen Einwohnern weniger Menschen als in Berlin. Selbst in der Hauptstadt Montevideo haben Besucher niemals das Gefühl von Hektik. Die 1,3-Millionen-City vermittelt auf den ersten Blick den etwas tristen Charme der 50er Jahre. Doch wer sich etwas Zeit nimmt, kann gerade im südamerikanischen Sommer oder aber zur Karnevalszeit entdecken, wie lebendig Montevideo sein kann. An lauen Sommertagen bevölkern die Menschen die städtischen Strände und flanieren durch die Straßen. Besonders beliebt ist dabei das Viertel Pocitos, eine Art uruguayische Copacabana mit breitem Boulevard, Restaurants und Bars, buntem Nachtleben und zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten.

Doch das eigentliche Herz der Stadt schlägt im Hafenmarkt. Hier werden bereits am Vormittag auf offenen Feuern von kräftigen Männern riesige Mengen an Fleisch und Wurst gegrillt, auf Teller gepackt und direkt am Tresen verspeist. Die Portionen sind groß, und die Preise halten sich im Rahmen. Grillen ist ein echter Volkssport in Uruguay, und am Hafenmarkt verstehen vielleicht die Besucher aus Europa am besten, warum das so ist. Zum deftigen Essen passt ein guter Wein, der meist von einem der rund 300 Güter des Landes stammt. Viele von ihnen liegen dabei im Umkreis von Montevideo und laden zu Weinproben ein, bei denen häufig ausgezeichnete und in Europa kaum bekannte Tropfen probiert werden können.

Ein etwas anderer Rhythmus schlägt dagegen in Punta del Este. Knapp zwei Stunden östlich von Montevideo versammeln sich im Sommer die Reichen und Schönen aus ganz Lateinamerika, um sich zu sonnen und zu posen. Zwischen Dezember und Februar kommen mehrere Hunderttausend Menschen hierher und verwandeln das kleine Städtchen dann in eine Art südamerikanisches Marbella. Das Nachtleben pulsiert, in den zahlreichen Spielcasinos verjubeln Argentinier, Brasilianer und Paraguayer ihre Ersparnisse, und im mondänen Yachthafen zeigen die Gäste gerne, was sie haben.

Doch nur kurze Zeit später – in den kalten Monaten zwischen Juni und August – fällt der Ort wieder in eine Art Winterschlaf und ist dann genauso ruhig und beschaulich wie das übrige Land. Selbst in Punta del Este kann Uruguay seinen eigentlichen Charakter nicht verbergen.
Jörg-Michael Weiß