Argentinien

Zu Besuch bei Che

Che sitzend auf der Verandamauer.

Der Revolutionsführer wuchs in einer Villa in Alta Gracia auf

Ein Blick in Che Guevaras Kinderzimmer. Fotos: ah

Der in Argentinien geborene Revolutionsführer Che Guevara hatte es als Kind nicht leicht: Er litt unter Asthma. Das feucht-warme Klima von Buenos Aires machte dem Vierjährigen zu schaffen, so dass die Familie 1932 mit dem kleinen Ernesto - genannt Che - in die nordargentinische Alta Gracia zog. Das trockene Gebirgsklima sollte dem kleinen Kranken Erleichterung verschaffen.

Elf Jahre lang lebte die Familie in Alta Gracia, sechs Jahre davon in der Villa Nydia. Heute ist das Wohnhaus ein Museum: In den drei Schlafzimmern, dem Arbeitszimmer des Vaters und dem Personalquartier ist eine Fotoausstellung untergebracht. Leider verfügt das 2001 eröffnete Museo Casa de Ernesto Che Guevara über keine Originalexponate aus Ches Leben. Die Villa wurde dennoch mit Objekten aus den 1930er Jahren eingerichtet.

Ernestos Kinderzimmer wird von dunklen Möbeln dominiert: Bett, Schreibtisch und ein Nähtisch mit schwarzer Maschine. Auf dem Kinderschreibtisch liegen Bücher, die der spätere Arzt und Revolutionär in seiner Kindheit gelesen hat: "Die Abenteuer des Robin Hood" und "Gullivers Reisen". Von überall blickt einem das Konterfei entgegen. Ein grobkörniges Foto zeigt ihn als blassen Fünfjährigen mit Seitenscheitel.

Vor dem Streifzug durch die Ausstellungsräume lohnt der zehnminütige Einführungsfilm. Er informiert über die ersten Lebensjahre und lässt Lehrerin und Jugendfreunde zu Wort kommen. Englische Untertitel helfen beim Verständnis. So erfährt man, dass Che ein begeisterter Fußballer war. In der Schule verhielt er sich unauffällig. "Che las keine Bücher, er verschlang sie", sagt seine Lehrerin. Kritische Töne findet man im Che-Museum nicht - die Heroisierung des Argentiniers ist allgegenwärtig.

Vor fünf Jahren wurde dem kleinen Museum eine große Ehre zuteil: Fidel Castro, mit dem Che Guevara erst gemeinsam kämpfte und dann Kuba regierte, und Venezuelas Staatschef Hugo Chavez besuchten im Juli 2006 das Haus. Heute dokumentiert ein eigens für diese Stippvisite eingerichteter Raum den Staatsbesuch.

Seit der Eröffnung waren 620.000 Touristen in der Ausstellung. Unter den europäischen Museumsgästen machen deutsche Besucher den größten Anteil aus. Und keiner verlässt das Haus, ohne am Ende einen Blick in den kleinen Souvenirladen zu werfen: Bunte T-Shirts, Plastikfeuerzeuge und Kühlschrankmagneten mit Ches berühmtem Konterfei werden dort feilgeboten. Viva la Revolucion!
Arne Hübner
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