Brasilien

Audienz beim König des Dschungels

Das Pantanal ist das größte Sumpfgebiet der Erde. Foto: Pedro Moraes / istockphoto

Das Pantanal ist das größte Sumpfgebiet der Erde. Foto: Pedro Moraes / istockphoto

Brasilien: Im Pantanal sind die majestätischen Jaguare Botschafter der bedrohten Natur

Kurz zeigt sich Ihre Majestät, das Jaguarweibchen, bevor sie wieder im Schilf verschwindet. Foto: ws

Kurz zeigt sich Ihre Majestät, das Jaguarweibchen, bevor sie wieder im Schilf verschwindet. Foto: ws

Farbenfroher Hingucker im Pantanal: der Tukan. Foto: ws

Farbenfroher Hingucker im Pantanal: der Tukan. Foto: ws

Als Kind kannte ich Jaguare nur als vorbeihuschende Schatten,“ sagt Ailton Alves de Lara, „sie waren immer bereits verschwunden, noch bevor man sie richtig wahr‧genommen hatte“. Der 38-jährige Naturführer bricht im Morgengrauen von Porto Jofre aus mit dem Motorboot auf, um der scheuen Raubkatze auf die Schliche zu kommen. Über dem Sao-Lourenco-Fluss wabern Dunstschwaden.

Seit 1998 führt Ailton Touristen durch das Pantanal. Kaum jemand kennt die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt im größten Sumpfgebiet der Erde im Westen Brasiliens besser als er. „Als wir damals mit unseren Jaguar-Touren begonnen haben, bekamen wir nur mit viel Glück ein Tier zu Gesicht”, erzählt Ailton Alves de Lara. „Damals wurden die Tiere noch regelmäßig von Viehzüchtern getötet.”

Der beste Ort, um die Tiere zu beobachten

Am Ende der Transpantaneira um Porto Jofre, wo es weniger Viehweiden gab, fingen Fischer an, die Tiere mit Fangabfällen zu füttern. Die Jaguare verloren allmählich ihr Misstrauen und lockten bald die ersten Naturfotografen. „Sie haben gelernt, dass ihnen hier vom Menschen keine Gefahr droht”, erzählt Ailton, „erst seit wenigen Jahren sehen wir in der Trockenzeit bei fast jeder Bootsfahrt welche.”

Die Region im Süden des Bundesstaats Mato Grosso gilt als der beste Ort, um die Tiere zu beobachten. Das Labyrinth aus Flüssen und Feuchtgebieten hat wegen seines üppigen Beuteangebots an Kaimanen und Capybaras die größte nachgewiesene Jaguardichte amerikaweit.

Durch die fortschreitende Zerstörung der Regenwälder verliert die drittgrößte Katze der Welt immer weitere Teile ihres einstigen Reviers. Unter dem rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen von Umweltschützern über zunehmende Rodungen zu bewahrheiten, sodass auf den Jaguar weiterhin harte Zeiten zukommen dürften. „Er hat fast die Hälfte seines historischen Verbreitungsgebiets verloren”, sagt Ailton Alves de Lara, „und noch immer büßt er weiter an Lebensraum ein.”

Auftritt am späten Nachmittag

Den noch jungen Jaguar-Tourismus sieht Ailton als Garant für den nachhaltigen Schutz der Tiere im Pantanal. Er ist eine lukrative Alternative zu extensiver Landwirtschaft, Viehzucht und der damit einhergehenden Entwaldung. Die Pantaneiros haben begriffen, dass die Touren mehr Geld einbringen. „Zuerst waren die meisten Farmer sehr kritisch,“ sagt Ailton, „heute unterstützen uns alle 15 der Fazendas um Porto Jofre“. Die meisten haben inzwischen eigene Gästezimmer.

Am späten Nachmittag gibt der gellende Ruf eines Wehrvogels den entscheidenden Hinweis für den Auftritt des Königs – oder besser: der Königin. An einem Schilfgürtel schleicht ein Weibchen vorbei. Die edle Grazie der gefleckten Raubkatze zieht den unverhofften Betrachter augenblicklich in ihren Bann.

Die Audienz dauert nur wenige Augenblicke: ein höfischer Blick aus ungezähmten, wilden Katzenaugen. Protokollgemäßer Schaulauf über den Ufersand zur Freude der Fotografen. Geschmeidig dreht die Katze ihnen bald wieder den Rücken zu. So schnell wie sie aufgetaucht ist, ist Ihre Majestät auch schon wieder im dichten Schilf verschwunden.

INFO: Reisen ins Pantanal

Im Westen Brasiliens beeindruckt das Pantanal mit einer schier unendlichen Artenvielfalt. Reisen in die Region bieten unter anderem der Spezialveranstalter Gateway Brazil (die Provision beträgt sieben Prozent), aber auch Diamir Erlebnisreisen, Geoplan, Studiosus und Lernidee Erlebnisreisen an.

Win Schumacher
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