Kreuzfahrten

Euphorie-Welle an der Spree – die ITB aus Kreuzfahrt-Sicht

Norwegian Cruise Line Holdings war mit dem Markentrio in Berlin. Foto: ck

Norwegian Cruise Line Holdings war mit dem Markentrio in Berlin. Foto: ck

Plantours präsentierte sich mit einem neuen, größeren Stand. Foto: Plantours

Plantours präsentierte sich mit einem neuen, größeren Stand. Foto: Plantours

Die deutsche Kreuzfahrtbranche surft in der aktuellen Wave Season weiterhin auf einer Erfolgswelle: Die ITB Berlin, nach der Corona-Zwangspause erstmals wieder Indikator für das touristische Geschäft im neuen Kalenderjahr, hat in der ersten Märzwoche den Trend aus den beiden besonders buchungsstarken Vormonaten bestätigt. Der Verkauf und die Vermittlung von Fluss- und Hochseekreuzfahrten florieren, berichteten in Berlin unisono Reedereien, Kreuzfahrtveranstalter, Reisebüros und OTAs.

März knüpft an buchungsstarken Januar und Februar an

Jo Rzymowska, scheidende Europa-Chefin der US-Reederei Celebrity Cruises, sprach bei ihrem Deutschland-Besuch gegenüber touristik aktuell von einem „sehr guten Geschäft und starken Buchungseingängen“ – und münzte das explizit auch auf den deutschen Quellmarkt. Christine Fäth-Schubert, Vorständin von Kreuzfahrten.de, bilanzierte „den besten Januar und Februar in der Unternehmensgeschichte“ und stimmte damit in die Rekordbuchungsmeldungen der Reedereien aus den vergangenen Wochen mit ein.

Die ersten März-Zahlen aus der Branche knüpfen nahtlos an die ersten zwei Hauptbuchungsmonate an. Christian Hein, Deutschland-Chef von MSC Cruises, fasste die Buchungssituation der (Kreuzfahrt-)Branche treffend so zusammen: „Wir sehen eine ehrliche, traditionelle Wave Season, die sich überlagert mit Kurzfristgeschäft.“

Business in Berlin

So stand in Berlin – bei aller Wiedersehensfreude nach der langen ITB-Zwangspause – Business im Fokus, die Stimmung: euphorisch und gleichsam konzentriert. „Wir machen hier Geschäft“, unterstrich Plantours-Chef Oliver Steuber die Bedeutung der nun reinen B2B-Messe für sein Unternehmen. Auch für Nicko Cruises verlief die ITB nach einem ersten Resümee von Geschäftsführer Guido Laukamp erfolgreich. Sein Vertriebsteam, das vollständig angereist war, habe „viele Gespräche mit Partnern geführt, insbesondere über Gruppengeschäft“. Hier habe es „verstärkt auch wieder internationale Nachfrage gegeben“, so Laukamp.

Die Nachfrage nationaler Partner nach Kreuzfahrtprodukten war in den Berliner Messehallen auch anderswo spürbar. So freute sich ITB-Debütant Executive Cruises – deutscher Preferred Sales Agent von Royal Caribbean International – über „mehr spontane Besuche von Reisebüros als erwartet“, so DACH-Chef Arik Vollmer. Sie konnten vor Ort als erste einen Blick in die neue Broschüre mit ausgewählten Kreuzfahrten 2023 werfen – das erste Print-Produkt zur US-Reederei für deutsche Vertriebspartner seit Jahren (Bestellung unter marketing(at)royalcaribbeankreuzfahrten.com).

Kundenwunsch nach kleinen Schiffen

Carsten Hurlbrink, Inhaber des Langenberger Reisebüros in Nordrhein-Westfalen, war nach Berlin gereist, „um sich zu informieren“ wie er sagte, unter anderem über Produkte, die dem „zunehmenden Kundenwunsch nach kleinen Hochseekreuzfahrtschiffen“ entsprechen. Die Hamburg von Plantours sei so eines und aufgrund der neuen Buchbarkeit über Cruise Compass auch für ihn als Vermittler attraktiver geworden. Neben der Routenübersicht für die Hochseereisen der Hamburg bis April 2025 war am Plantours-Stand auch die Vorschau auf die Flusskreuzfahrten zwischen März 2024 und Januar 2025 erhältlich.

Auch andere Kreuzfahrtanbieter präsentierten auf der ITB ihre Programmvorschauen, beispielsweise Nicko Cruises (neue Mississippi-Reisen mit dem Schaufelradschiff American Queen von American Queen Voyages an sieben Terminen 2024), 1A Vista Reisen (neue kombinierbare Kurz-Flusskreuzfahrten ab, bis und via Köln mit Ziel Amsterdam und/oder Straßburg) sowie Amadeus Flusskreuzfahrten (Sieben-Nächte-Route Nürnberg–Budapest–Nürnberg).

Seabourn zeigt Antarktis-Aufnahmen

Auch Anbieter von Expeditionsseereisen zeigten in Berlin Flagge. Seabourn konnte dabei mit beeindruckenden Impressionen aufwarten: Expeditions-Guru Robin West zeigte selbst aufgenommene Kurzvideos von Unterwasser-Exkursionen in der Antarktis mit den bordeigenen Mini-U-Booten des Expeditionsschiffes Seabourn Venture. Und wies darauf hin, dass diese „Once-in-a-lifetime-Erlebnisse“ nicht auf jeder Expedition durchgeführt werden können – Reisebüros dies also vor der Reisebuchung zu erfragen sollten, um später nicht enttäuschte Kunden zu riskieren.

Die beiden größten Player im deutschen Kreuzfahrtmarkt, Aida und TUI Cruises, waren in diesem Jahr nicht mit einem Messestand auf der ITB vertreten. Grund: Der Hamburg-Stand fehlte, an dem sich die beiden genau wie andere namhafte Reedereien in den Vorjahren stets als Unteraussteller eingemietet hatten. Somit entfiel der gemeinsame Anlaufhafen in Halle sechs.

Einzig MSC Cruises hatte daraufhin selbst einen Stand angemeldet und trat in der inoffiziellen Kreuzfahrt-Halle 25 als Neuaussteller auf, ebenso wie in direkter Nachbarschaft die junge Schwestermarke Explora Journeys, der Luxus-Brand der MSC Group. Dessen CEO Michael Ungerer strahlte vielsagend bei der Frage nach der Buchungslage für die Premierensaison 2023, und sagte: „Das Interesse ist sehr hoch, auch schon für 2024.“

Marktbilanz für 2022 im Vorfeld veröffentlicht

Neben dem Hamburg-Stand gab es auf der diesjährigen ITB auch nicht die Präsentation der Kreuzfahrtmarktzahlen der Vorsaison von DRV und CLIA – wohl auch wegen des parallel in Paris stattfindenden CLIA-European Summit. So hatte der Deutsche Reiseverband bereits unmittelbar im Vorfeld der ITB seine auf GfK-Zahlen basierende Bilanz für den Kreuzfahrtmarkt 2022 veröffentlicht.

Nach der ITB Berlin wird Ende März die Seatrade Cruise Global in Fort Lauderdale der nächste Indikator für das (USA-spezifische und weltweite) Kreuzfahrt-Business sein. In Deutschland läuft das Fluss- und Hochseegeschäft – das hat die ITB Berlin ein- und nachdrücklich gezeigt – blendend. Die Wave Season ebbt noch nicht ab – die Flut an Buchungen hält an.

Christofer Knaak
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