Reisevertrieb

Datenskandal RTK/FTI: Gutachten liegt vor, Bösl tritt ab

Das Gutachten ist da, aber Infos zum Datenskandal mit FTI gibt es vorerst nicht: RTK hält sich weiter bedeckt

Das Gutachten ist da, aber Infos zum Datenskandal mit FTI gibt es vorerst nicht: RTK hält sich weiter bedeckt. Foto: mg

Gibt seinen Job als RTK-Chef auf: Thomas Bösl

Gibt seinen Job als RTK-Chef auf: Thomas Bösl. Foto: RTK

Übernimmt im Januar: Hauke Moll

Übernimmt im Januar: Hauke Moll. Foto: RTK

Das lang erwartete Gutachten der Kanzlei CMS Hasche Sigle liegt vor, doch Informationen erhält die Branche nicht: In einer über 8.000 Zeichen langen Mitteilung beschäftigt sich RTK vielmehr mit dem personellen Neuanfang. Das Gutachten selbst ist nur Nebenthema. Es werden keine  juristischen Details veröffentlicht. Und auch die bisherigen Mitgesellschafter beziehungsweise Joint-Venture-Partner TUI und Schauinsland-Reisen dürfen nichts veröffentlichen.

Bösl wechselt in RTG-Holding

Wichtigste personelle News: Thomas Bösl übergibt Anfang Januar 2024 das operative Geschäft an Hauke Moll, bleibt aber im Haus. Er wechselt in die RT/Raiffeisen Touristik Group Holding (RTG) und wird dort Direktor „Strategy & International Relations“. Vorübergehend bleibt er zudem QTA-Sprecher, wird den Posten aber mittelfristig übergeben.

Bösls Nachfolger Hauke Moll war zuletzt Chef der Globetrotter Erlebnis GmbH und gemeinsam mit Birgit Aust Geschäftsführer der TVG. Die Reisebüro-Kette ist ein Joint Venture von RTK und FTI – womit quasi ein Vertrauter des Systems ans RTK-Ruder kommt.

Sabine Gnyp übernimmt „interne Themen“

RTK-Managerin Sabine Gnyp, die in den vergangenen Jahren eng mit FTI zusammenarbeitete, gibt die Verantwortung für den Einkauf ab und widmet sich ab sofort internen Themen der Kooperation. Ihre Nachfolge im Einkauf tritt der frühere Aida-Manager Dennis Conrads an, der kurz vor dem Bekanntwerden des Datenskandals im Februar dieses Jahres bei RTK andockte. Er bleibt zugleich Marketing-Chef.

Lars Helmreich leitet Eigenvertrieb

Lars Helmreich, der aufgrund des Skandals Mitte April seine Posten bei RTK und dem damaligen Joint Venture TUI Travel Star ruhen ließ, verlässt ebenfalls die RTK-Geschäftsführung.

Aber auch er bleibt im Haus: Er leitet künftig den Eigenvertrieb der RTG mit den Filialen von RTK und Reiseland. Sein Verbleib ist besonders heikel: In Helmreichs Geschäftsführungsressort war die Projektgruppe für die Datenweitergabe an FTI angesiedelt.

Keine Details über Ergebnisse des Gutachtens

Über Details dieser Weitergabe verrät RTK weiterhin kaum etwas. Die Kanzlei CMS Hasche Sigle habe mehr als 93.000 Dokumente und rund 21.000 E-Mails gesichtet und ausgewertet, Suchwortlisten auf die gesamte RT-Gruppe ausgedehnt und analysiert sowie Einzelinterviews mit Führungskräften und Projektmitarbeitern geführt.

Die veröffentlichten Erkenntnisse sind allerdings mager. Die Untersuchung habe „bestätigt, dass Umsatzinformationen weitergegeben wurden, Kundendaten von Reisebüros aber zu keinem Zeitpunkt“ betroffen gewesen seien, heißt es im aktuellen Statement von RTK.

„Zu sorgloser Umgang mit Daten“

Genauere Infos gibt es nicht: Das Gutachten dokumentiere, „dass die Arbeit durch einen zu sorglosen Umgang mit Umsatzdaten geprägt“ gewesen sei. Die internen Kontrollprozesse hätten sich als „nicht ausreichend erwiesen“, lautet die Schlussfolgerung von CMS. 

Dabei steht spätestens seit Mitte April für viele Touristiker fest: Die Weitergabe von Daten an FTI war kein interner Fehler, sondern ein von der Geschäftsführung lanciertes und hoch professionell umgesetztes Projekt, so die Einschätzung zahlreicher Vertriebsexperten.

Compliance-System und Audits geplant

Thomas Bösl gesteht unterdessen, dass ihm „nach rund 20 Jahren“ der Abschied aus der RTK-Geschäftsführung „nicht leicht“ falle. Mit der Vorlage des CMS-Berichts habe er jedoch seine Aufgabe erfüllt, „die Aufklärungsarbeit voranzutreiben und abzuschließen“. Das Gutachten liege den Gesellschaftern wie zugesagt vor. 

Die Konsequenz aus der CMS-Prüfung ist Bösl zufolge, dass RTK einen unabhängigen Beirat bilden und ein umfassendes Compliance-System etablieren wird. Es soll von der Kanzlei CMS aufgesetzt werden, nachdem „sämtliche Prozesse und Abläufe insbesondere unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes“ überprüft worden seien.

Darüber hinaus sollen künftig jährliche Audits durchgeführt werden. Sie sollen für ein „Höchstmaß an Datensicherheit“ sorgen, so RTG-Geschäftsführer Wolfgang Altmüller.

Im Rahmen des umfangreichen Personalumbaus bei RTK wird Alexandra Gärtner neue Bereichsleiterin der Kooperation. Kerstin Forstner übernimmt die Leitung der QTA-Akademie.

Matthias Gürtler