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Vilnius: Kampagne nimmt Stereotypen aufs Korn

Ausschnitt aus „Expectations vs. Reality“: Die Vilnius-Kampagne spielt mutig mit Stereotypen. Screenshot: Go Vilnius/ta

Ausschnitt aus „Expectations vs. Reality“: Die Vilnius-Kampagne spielt mutig mit Stereotypen. Screenshot: Go Vilnius/ta

Mit einer mutigen Werbekampagne nimmt die litauische Hauptstadt Vilnius gängige Osteuropa-Klischees aufs Korn – und zeigt anschließend in kurzen Schnitten, wie die moderne Wirklichkeit aussieht. 

Dabei arbeiten die Tourismuswerber mit jeder Menge Selbstironie. Titel der Kampagne: „Expectations vs. Reality“. Der Hintergrund: In Großbritannien kennen lediglich 43 Prozent der Bewohner die Stadt und wissen mehr als ihren Namen. In Deutschland sind es mit 62 Prozent zwar mehr. Aber lediglich neun Prozent der Briten und acht Prozent der Deutschen haben ein tieferes Verständnis für die litauische Metropole.

Klischees aus der Zeit des Kalten Krieges

Dafür gebe es jede Menge Stereotypen, „die aus der Zeit des Kalten Krieges stammen und die gesamte Region Mittel- und Osteuropa betreffen“, heißt es in einer Mitteilung zur Kampagne. So glauben nach wie vor zehn Prozent der Deutschen, dass Litauen stark mit Russland assoziiert sei. Für sieben Prozent der Deutschen ist das Wort „Litauen“ ein Synonym für Osteuropa. Dass die baltischen Länder sehr westlich orientiert und eher mit Finnland verbunden sind, ist hierzulande eher unbekannt.

Dazu passen auch die Ergebnisse des jüngsten World Happiness Reports. Der kürte Litauen gerade zum glücklichsten Land der Welt für Menschen unter 30 Jahren. Noch wichtiger für Litauens Tourismuswerber ist diese Statistik: Jeder zweite Deutsche, der Vilnius bereits besucht hat, würde gerne wiederkommen.

Das hat seinen Grund: Die Altstadt von Vilnius gehört nicht nur zum Unesco-Welterbe, sondern präsentiert sich heute als höchst vital und modern. Zudem gilt Litauens Hauptstadt als viertgrünste Metropole Europas und wird 2025 den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ tragen.

Kampagne soll Vorurteile abbauen

Die aktuelle Kampagne spricht zunächst die gängigen Klischees an. Gebäude aus der Sowjetzeit, Betrunkene, die die Straßen verunstalten, Diebe und zwielichtige Marktverkäufer – während der Sprecher die Stadt auf satirische Weise als osteuropäische Perle und Paradies für Fotografen beschreibt.

Der zweite Teil des Werbespots zeigt das wirkliche Vilnius: Lebendig und mit moderner Architektur, farbenfroh und mit Restaurants, die zu den besten Küchen Europas zählen. „Das Ziel unserer Kampagne ist erreicht, wenn die Neugier potenzieller Besucher nach dem Anschauen des Spots geweckt wird und sie im Internet nach Vilnius suchen“, sagt Dovile Aleksandraviciene, Geschäftsführerin der Tourismusagentur Go Vilnius.

Jannik Schümann: „Ein verstecktes Juwel“

Der deutsche Schauspieler Jannik Schümann ist schon einen großen Schritt weiter. „Bevor ich Vilnius zum ersten Mal besuchte, hatte ich die Stadt nicht auf dem Radar. Das änderte sich jedoch, als ich zu den Dreharbeiten für den Film Sissi anreiste. Vilnius hat mich schnell mit seinem Charme und seiner Schönheit in seinen Bann gezogen und alle Vorurteile, die ich vielleicht hatte, über den Haufen geworfen.“

Inzwischen empfiehlt Schümann Vilnius „jedem, den ich treffe“. Die Stadt sei „ein verstecktes Juwel, das darauf wartet, entdeckt zu werden.“ Es sei erfrischend, „eine Tourismuskampagne zu sehen, die sich selbst nicht zu ernst nimmt und es dennoch schafft, den einzigartigen Charme von Vilnius hervorzuheben.“

Das Video kann über Youtube aufgerufen werden.
 

Matthias Gürtler 
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