Reisevertrieb

Ägypten-Stornos: Keine Provision für Reisebüros

Null Prozent Provision: Die Ägypten-Stornos sorgen nicht nur bei Leistungsträgern für hohe Kosten, sondern auch bei Reisebüros

Null Prozent Provision: Die Ägypten-Stornos sorgen nicht nur bei Leistungsträgern für hohe Kosten, sondern auch bei Reisebüros. Foto: Tony Hegewald/www.pixelio.de

Reisebüros müssen sich bei kostenfreien Stornos für Reisen nach Ägypten auf einen Ausfall ihrer Provision einstellen: Nicht einer der fünf größten Veranstalter in Deutschland ist bereit, die Agenturen für ihren Aufwand zu entschädigen. Die juristische Begründung: höhere Gewalt. Mit diesem Argument würden sie wohl auch vor Gericht durchkommen, meint Hans-Josef Vogel von der Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei Beiten Burkhardt.

Dass es für das Rote Meer keine Reisewarnung gab, spiele keine Rolle. In einer solchen Situation müssten sich alle Beteiligten "die Schmerzen teilen", meint Vogel, der vor gut einem Jahr im Auftrag des DRV das viel diskutierte Vertriebsgutachten erstellt hat. Darin geht es unter anderem auch um Provisionsansprüche der Reisebüros.

Vogels Meinung schließt sich auch Ralf Wiesehöfer an, der als Rechtsanwalt unter anderem Reisebüros im Mittelstandsverband ASR berät: Die Absagen für Ägypten-Reisen beruhen nach seiner Einschätzung ganz klar auf höherer Gewalt im Sinne von Paragraph 651j des BGB. Denn "auch ohne offizielle Reisewarnung kann ein Rücktrittsgrund im rechtlichen Sinne wegen höherer Gewalt vorliegen", so Wiesehöfer. Den Reisebüros stehe damit keine Provision zu.

Reiserechtler Ernst Führich sieht das anders: "Juristisch haben die Veranstalter, die Reisen ans Rote Meer abgesagt haben, ein Problem", verweist er auf das fehlende "dringende Abraten" in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes. Vielmehr werde seit 16. August nur "abgeraten". Ob diese Argumentation im Streitfall für eine Reisebüro-Provision sprechen würde, ist allerdings fraglich.
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