Andrea Grasmann von der Reiseberatung Stralsund bespielt ihren Tiktok-Kanal regelmäßig. Foto: Reiseberatung Stralsund
Yesim Tasöz hat Unterstützung von Werkstudentin Tamara Haardt. Foto: Reisebüro Schwabach
Verena Kitzhöfer bietet unter Renasreise auch private Einblicke. Foto: Reiseland Syke
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat der Plattform Tiktok immensen Auftrieb beschert. Laut Statista gilt Tiktok auch in Deutschland als die am schnellsten wachsende Social-Media-App der vergangenen beiden Jahre, die sogar US-Plattformen wie Instagram und Facebook Konkurrenz macht.
Weltweit nutzt inzwischen eine Milliarde Menschen Tiktok, pro Monat verzeichnet Statista knapp vier Millionen Nutzer in Deutschland, die auf die Videos des sozialen Netzwerks zugreifen. Und auch für Reiseverkäufer birgt die Plattform großes Potenzial. Allerdings nutzen bislang nur sehr wenige Experten dieses Forum. Wir haben mit drei Reiseverkäuferinnen gesprochen, die regelmäßig Videos posten.
Reiseberatung Stralsund
Der Start erfolgte während der Corona-Krise. „In dieser Zeit habe ich so viele lustige Videos gesehen, die man auch auf meinen Büroalltag münzen konnte“, sagt Andrea Grasmann und beschloss, auf Tiktok aktiv zu werden.
Ihr Glück: Ihr Chef fand die Idee gut und kaufte sogar ein Ringlight, für gutes Licht. „Ansonsten lässt er mir alle Freiheiten“, erzählt die 31-Jährige, die als Reiseexpertin in das Ergo-Büro von Lars Wunderlich in Stralsund integriert ist. In Tiktok präsentiert sie Reiseangebote und vor allem Erlebnisse mit Kunden. Ihr erster Clip mitten in der Corona-Zeit handelt von einer Begegnung mit finanziell gut aufgestellten Urlaubern, die reisen möchten, jedoch nicht geimpft sind. In weiteren bietet sie einen Einblick in ihren Arbeitsalltag als Reiseberaterin, berichtet von Warteschleifen, Flugstorni und anstrengenden Kunden – ohne zu jammern, sondern mit einer großen Portion Humor.
Ihr bestgeklicktes Video hat mehr als 90.000 Aufrufe. Andrea Grasmann hatte die Stimme und Erzählung eines bekannten Tiktokers verwendet und damit sich selbst synchronisiert. Das Thema: Kreuzfahrt. Warum gerade diese Idee so gut ankam, weiß sie bis heute nicht. Auch wenn Grassmann über Tiktok noch keine Kunden gewinnen konnte, investiert sie Zeit in diesen Kanal. Denn er werde künftig noch wichtiger, glaubt sie. Zudem könne sie damit „das Image von Reisebüros aufmöbeln und zeigen, dass wir modern sind“. Und Spaß mache es ja auch.
Reisetraumerfueller, Reisebüro Schwabach
Zielgebiete werden vorgestellt, die neuesten Einreisebestimmungen präsentiert, die Zuschauer mit auf Inforeise genommen. Seit Beginn der Pandemie bespielt Yesim Tasöz vom Reisebüro Schwabach ihren Tiktok-Kanal. „Während der Pandemie hatte ich Zeit und überlegte mir, was ich noch außer Insta und Facebook tun konnte, um Kunden zu erreichen“, sagt die 45-Jährige.
Unterstützung erhält sie von Werkstudentin Tamara Haardt. Die 22-Jährige kenne sich deutlich besser aus im Bereich Tiktok als sie, sagt Yesim Tasöz. „Sie spürt Trends auf und setzt sie dann um.“ So lässt sie sich zum Beispiel in Videos synchronisieren oder die Follower kunstvoll in ihr Tablet eintauchen. Doch auch Yesim Tasöz ist kreativ: Auf einem Video geht sie in einer geschlossenen Hand auf Reisen, bis sie schließlich im Pool des Mandarin Oriental in Bodrum landet.
Buchungen hat Tasöz noch nicht über Tiktok generiert. Etliche Kunden hätten sie aber bereits auf ihre Filme angesprochen. „Und ich denke, dass Tiktok bald Instagram ablösen wird.“Derzeit posten Yesim Tasöz und Tamara Haardt alle zwei bis drei Wochen ein Video – viel zu wenig, sagt die Reiseexpertin. Würden sie öfter posten, „hätten wir vermutlich bereits unsere Reichweite auf Instagram übertroffen“. Kollegen rät sie, loszulegen und authentisch zu bleiben. „Man sollte nicht zu lange nachdenken, ob man etwas falsch machen könnte. Falsch ist es, gar nichts zu tun.“
Renasreise, Reiseland Syke
Sie teilt Reise-Hacks, nimmt die Zuschauer mit auf ihre Reisen – bietet aber auch einen Blick in ihren Alltag: Regelmäßig bespielt Verena Kitzhöfer ihren Tiktok- Kanal und hat mittlerweile mehr als 1.560 Follower. „Mein Account ist halb beruflich, halb persönlich“, sagt Verena Kitzhöfer. Und er soll vor allem eins: Spaß machen und inspirieren.
Mit Tiktok gestartet ist die 29-Jährige genauso wie ihre Kolleginnen während der Pandemie, „als auf einmal ganz viel Zeit war“. Sie fing an, sich mit Tiktok auseinander zu setzen. „Instagram nutzte ich sowieso und erstellte Reels und Stories. Warum sollte ich nicht noch einen neuen Kanal ausprobieren?“ Sie schaute sich unzählige Videos an, suchte nach Trends und legte los.
Ihr erstes Tiktok entstand während eines Spaziergangs, als ein Sturm aufzog. Das zweite war ein sogenanntes Lipsync von Mario Barth aus ihrem Reiseland-Büro, das mit 41.600 Views durch die Decke ging.
Mehr und mehr probierte die Reiseexpertin aus und kaufte sich schließlich sogar eine kleine Drohne, die sie mit auf Reisen nimmt – vor allem um ihren Insta-Account zu bespielen. „Inhalte für Tiktok zu erstellen ist sehr aufwändig und nicht täglich möglich, dafür fehlt mir die Zeit“, sagt sie. Dennoch sieht sie in dem Social-Media-Kanal sehr großes Potenzial. „Es ist wichtig zu zeigen, dass Reisebüros cool sind. Das geht mit Tiktok und Instagram richtig gut.“
