Reisevertrieb

Leserbrief: Ein Reisebüro-Inhaber über den RTK-Datenskandal

Reisebüro-Inhaber Marc Plaetrich. Foto: privat

Reisebüro-Inhaber Marc Plaetrich. Foto: privat

touristik aktuell hat im Rahmen des Datenskandals von RTK Reisebüros gefragt, ob sie aufgrund der Vorfälle über einen Kooperationswechsel nachdenken. Marc Plaetrich, Inhaber des Reisebüros Der Ferienplaner in Bonn-Beuel und Mitglieder in der Alpha-Kooperation, hat mit diesen Worten geantwortet:

„Als Mitglied der Alpha-Kooperation, an der RTK mit 50 Prozent beteiligt ist, steht mein Reisebüro ebenso in einem Vertragsverhältnis mit RTK, sodass ich auf diese Frage sehr gerne antworte.

Die Weitergabe von Daten ist ein eklatanter Missbrauch des Vertrages zwischen den Mitgliedsbüros und der Kooperation. Zudem verstößt es auch meiner Sicht gegen die Datenschutzrichtlinie. Ich habe es ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten, aber es ist doch wahr.

Verständlicherweise ist auf den ersten Blick eine weitere Zusammenarbeit mit einem solchen Vertragspartner kaum denkbar, jedoch denke ich, dass es korrekt ist, RTK die Gelegenheit zu geben, sich zumindest zu erklären.

Dabei geht es mir nicht um offizielle Statements in der Öffentlichkeit, sondern um eine interne Erklärung an die Mitglieder. In dieser geht es um mehr als um das Eingeständnis des Fehlers und das Versprechen, dass das nicht wieder vorkommt.

Thomas Bösl und seine Kollegen sind jetzt in der Pflicht, für eine vollständige und transparente Aufklärung zu sorgen und jedem Reisebüro, welches von diesem Datenmissbrauch betroffen ist, mitzuteilen, welche Daten wann weitergegeben wurden, und ebenso zu erklären, wie RTK das gestörte Vertrauen wiederherstellen möchte.

Ein ‚Es tut uns leid‘ reicht hier nicht aus. Es muss einen nachvollziehbaren, transparenten und klaren Rahmen für die Zukunft geben.

Spannend ist aber auch die juristische Frage: Hat RTK von FTI Geld für die Daten erhalten? In diesem Falle wäre das strafrechtlich relevant für RTK. RTK hätte dann Geld mit Daten verdient, die mir gehören. Eine Schadensersatzklage meinerseits gegenüber RTK wäre der Kooperation dann sicher.

Ebenso wichtig: Wird es eine strafrechtliche Verfolgung des Sachverhaltes gegenüber RTK oder den Funktionären geben mit der Gefahr, dass RTK derart an Image, Kraft (Lobby gegenüber der Politik) verliert, dass RTK als Kooperation für mich an Attraktivität verliert?

Dann müsste ich – und das werden die nächsten Wochen zeigen – überlegen, ob RTK für mich noch die richtige Kooperation ist. Ich gehöre zwar zum Alpha-Verbund, aber der gehört zu 50 Prozent RTK. Und die verhandelt unter dem Dach der QTA unsere Sonderkonditionen.

Hier gilt es für mich dann abzuwägen, ob die Ablehnung gegen RTK ausreicht, um auf die sonstigen Vorzüge der Alpha (mit Bezug auf den SLR-Anteil) verzichten zu wollen. Entscheidend dafür wird sein, ob die zuvor erwähnten geforderten Maßnahmen umgesetzt werden,

Auch bei einem nicht wiederhergestellten Vertrauen oder bei juristischen Konsequenzen gegenüber RTK werde ich darüber nachdenken müssen, alle Verträge bei RTK zu kündigen. Auch auf die Gefahr hin, dann nicht mehr Alpha-Mitglied sein zu können.

Generell könnte ich mich auch fragen, warum ich mich überhaupt aufrege (was ich tue!)? Ich habe doch keinen wirtschaftlich spürbaren Nachteil gehabt?! Auf der einen Seite richtig, auf der anderen Seite wurde potenziell mit meinen Daten unerlaubt Geld verdient und generell Vertrauen zerstört oder zumindest bis auf Weiteres nachhaltig beschädigt.

Das genügt meiner Ansicht nach, um über Konsequenzen nachzudenken. Als Sohn eines Juristen bin ich so erzogen: Juristische Vergehen einfach zu entschuldigen und dann ist die Sache erledigt? Nein, diesen Weg gehe ich sicher nicht. Entweder #RTKmustChange oder die Kooperation macht weiter wie bisher – dann aber ohne mich.

Noch eines am Rande: In den Medien wird gerade, zurecht wie ich finde, scharf gegen RTK geschossen. FTI macht so gut wie niemand einen Vorwurf, bei diesem ‚Deal‘ mitgemacht zu haben. Dies finde ich ausdrücklich richtig. Rechtlich betrachtet hat meiner Ansicht nach die FTI nichts Unerlaubtes getan. Moralisch verwerflich ist es dennoch, weil die Funktionäre gewusst haben müssen, dass diese Daten nicht auf legalem Wege ‚besorgt‘ werden konnten. FTI hat mit der TVG eine eigene Kooperation und weiß, wie diese funktioniert, was man darf und was nicht.

Wie kann FTI behaupten, dass man keine Kenntnis über die Verträge zwischen Reisebüros und RTK hat? FTI betreibt mit TVG eine eigene Kooperation, die mit der RTK-UAP (Bosys) und der RTK-Buchungszentrale zusammenarbeitet, so wie wir als Alpha-Kooperationsmitglied das auch tun. Die Verträge sind identisch, wie ich weiß, weil ich ein TVG-Vertragsangebot für mein Büro hatte. FTI kennt sehr wohl die Verträge zwischen RTK und den Reisebüros mit der dort enthaltenen Datenverarbeitungsvereinbarung, die die Weitergabe der hier angeprangerten Daten nicht deckt. Die Aussage, FTI habe keine Kenntnis, ist daher eine glatte Lüge.

Was gedenkt RTK zu tun, um Vertrauen wieder herzustellen. Ein Vorschlag: RTK macht ein Update der Kooperationsverträge und fügt einen Passus ein, nachdem im Falle einer unerlaubten beziehungsweise nicht vereinbarten Nutzung und/oder Weitergabe von gesammelten Reisebüro-Daten eine Schadensersatzsumme zu Lasten von RTK und zu Gunsten des betroffenen Reisebüros festgeschrieben wird. Das würde Vertrauen schaffen und zeigen, dass RTK nicht nur verstanden hat, sondern es mit einer Erneuerung ernst meint.

PS: Nach zwei Jahren Pandemie, vielen Streiks, Chaos an den Flughäfen und vielem mehr wäre etwas Ruhe im touristischen Vertrieb echt schön.“

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