Verkehr

Vermögensverwalter Attestor kauft Condor

Endlich gerettet: Ferienflieger Condor wird vom Vermögensverwalter Attestor übernommen. Foto: Condor

Endlich gerettet: Ferienflieger Condor wird vom Vermögensverwalter Attestor übernommen. Foto: Condor

Das lange Bangen um die Zukunft von Condor hat endlich ein Ende. Der Vermögensverwalter Attestor übernimmt den Ferienflieger mehrheitlich und will in das Unternehmen insgesamt 450 Millionen Euro investieren. Entsprechende Verträge haben beide Unternehmen am Donnerstag unterzeichnet. 

Demnach übernimmt Attestor zunächst 51 Prozent der Anteile von Condor mit der Option, den Rest zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben. Bis dahin bleibt die SG Luftfahrtgesellschaft im Auftrag von Bund und Land Hessen mit 49 Prozent im Boot.

Langfristiges Investment betont
Der neue Investor will 200 Millionen Euro frisches Eigenkapital und weitere 250 Millionen für die Modernisierung der veralteten Langstreckenflotte einbringen. Damit wird laut Condor nicht nur das rasche Hochfahren des Flugbetriebs nach der Corona-Pandemie gesichert. „Wir sind uns auch einig mit Attestor, was die langfristige Strategie angeht“, betont Airline-Chef Ralf Teckentrup.

So sollen die gut 4.000 Arbeitsplätze bei der Fluglinie sowie dem unternehmenseigenen Wartungsbetrieb Condor Technik erhalten bleiben. Aber es sei auch geplant, „perspektivisch neue Jobs zu schaffen“, betont Attestor-Manager Friedrich Andreae. „Wir glauben an die Stärke der Marke und das bewährte Geschäftsmodell.“

Um den Urlaubsflieger nachhaltig zu sichern, greifen ihm auch der Bund und das Land Hessen noch einmal unter die Arme – und zwar mit einer „Restrukturierung des KfW-Darlehens“, wie von Condor heißt. Medienberichten zufolge geht es dabei um einen Verzicht auf die Rückzahlung von 150 Millionen Euro aus dem aktuellen Staatskredit der KfW-Bank in Höhe von 550 Millionen Euro. Das heißt, der Steuerzahler wird den Deal mitfinanzieren.

Diese Maßnahme steht nach Angaben der Airline allerdings noch unter dem Vorbehalt einer beihilferechtlichen Genehmigung seitens der EU. Das verbleibende KfW-Darlehen werde man aber wie vereinbart fristgerecht zurückzahlen.

Attestor ist ein inhabergeführter Fonds mit einem Vermögen in Höhe von 5,5 Milliarden Euro, der sich nach eigenen Angaben auf Investments in „Turnaround-Situationen“ spezialisiert hat. In der Luftfahrt war der Investor bislang nicht aktiv, wohl aber in der Reisebranche: So ist Attestor am Autovermieter Europcar beteiligt und hat eine Reihe von Hotels im Portfolio.

Ende einer langen Leidensphase
Mit der Übernahme geht eine lange Phase der Unsicherheit rund um den Traditionsflieger zu Ende. Seit der Pleite des Mutterkonzerns Ende September 2019 steckte die ehemalige Thomas-Cook-Airline in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die seit über einem Jahr grassierende Corona-Pandemie hatte die Lage verschärft. Überleben konnte der Ferienflieger, der sich von Oktober 2019 bis Ende November 2020 in einem Gläubigerschutzverfahren restrukturierte, bislang nur dank eines harten Sparkurses und zwei staatlichen Krediten in dreistelliger Millionenhöhe.

Weil wegen der sich hinziehenden Corona-Krise in diesem Frühjahr lange kein Neugeschäft hereinkam, war Condor zwischenzeitlich sogar schon wieder in Gesprächen für eine weitere staatliche Finanzspritze. Der 550-Millionen-Euro-Kredit reichte offenbar nicht aus, um neben der Tilgung des ersten Überbrückungskredits sowie der Bezahlung des Gläubigerschutzverfahrens auch die Kosten für den laufenden Betrieb zu bestreiten.

Thomas Riebesehl